Schenker-Verkauf

Auch arabische Kaufinteressenten für Schenker willkommen

„Eine transaktionsbezogene Gefährdung der Versorgungssicherheit bzw. eine Marktknappheit bestehen nicht." So urteilt die Bundesregierung über den geplanten milliardenschweren Verkauf der Bahn-Logistiktochter Schenker.

Auch arabische Kaufinteressenten für Schenker willkommen

Auch arabische Investoren für Schenker willkommen

Antwort der Bundesregierung auf CDU-Anfrage – Milliardenschwerer Verkauf der Bahn-Logistiktochter geht in heiße Phase

ahe/cru/ste Berlin/Frankfurt

Der bis zu 15 Mrd. Euro schwere Verkauf der Bahn-Logistiktochter Schenker ist mit der Abgabe von einer Handvoll Offerten näher gerückt. Im Verlauf der kommenden Woche will die Führungsspitze des Konzerns entscheiden, mit wem konkrete Verhandlungen samt Due Diligence aufgenommen werden. Im Rennen waren zuletzt der Staatsfonds ADQ aus Abu Dhabi, Logistikkonzern Bahri aus Saudi-Arabien, der dänische Konkurrent DSV, die ebenfalls dänische Containerschiff-Reederei Maersk sowie ein Konsortium der Finanzinvestoren Carlyle und CVC.

Die Deutsche Bahn hatte den Bieterprozess für ihre Speditionstochter, die in den letzten Jahren der wichtigste Gewinnlieferant war, schon Ende 2023 gestartet. Zunächst hatten sich mehr als 20 Interessenten gemeldet. Finanzvorstand Levin Holle, der den Prozess verantwortet, hatte Ende März angekündigt, dass das Bewerberfeld vor der Due-Diligence-Phase noch einmal deutlich verkleinert werde. Holle rechnet mit einem Abschluss im zweiten Halbjahr, auch wenn der Vollzug der Transaktion wohl nicht mehr 2024 stattfindet. Bis Dienstagmittag konnten die Bieter ihre unverbindlichen Angebote nun noch einmal konkretisieren.

Analysten favorisieren DSV

Analysten räumen strategischen Bietern aus Europa gute Chancen ein, zum Zuge zu kommen. Interessenten aus dem Mittleren Osten könnten aus politischen Gründen nicht so gewollt sein wie mancherorts angenommen, hieß es am Mittwoch bei Stifel. Die US-Investmentbank sieht das dänische Transport- und Logistikunternehmen DSV mit Verweis auf den finanziellen Spielraum „relativ weit vorn“.

Die Aussichten von DSV stufen auch die dänische Sydbank und Bernstein-Analysten positiv ein. DSV sei „der logischer Käufer von DB Schenker“, so das französisch-amerikanische Analysehaus auf Anfrage. „Für sie ist es am meisten wert, sie haben das geringste Ausführungsrisiko und sie sollten in der Lage sein, am meisten dafür zu zahlen.“ Allerdings wird auch auf möglichen politischen Widerstand hingewiesen. So könnten Bieter wie Maersk, die mit Plänen für einen Stellenabbau weniger aggressiv auftreten, auf mehr Wohlwollen der Regierungsparteien in Berlin stoßen.

Verfahren „diskriminierungsfrei“

Auf eine kleine Anfrage der CDU-Fraktion zum Verkauf von Schenker hatte die Bundesregierung Anfang Februar geantwortet: Das Bieterverfahren werde „entsprechend den hier anwendbaren Regeln des EU-Beihilferechts als offenes diskriminierungsfreies Verfahren ausgestaltet“. Ein Verkauf an staatliche arabische Kaufinteressenten ist also möglich. Aber: „Sofern am Ende des Verkaufsprozesses ein ausländischer Investor den Zuschlag erhalten soll, erfolgt wie in anderen vergleichbaren Fällen eine Investitionsprüfung nach dem Außenwirtschaftsgesetz und der Außenwirtschaftsverordnung.“

„Eine transaktionsbezogene Gefährdung der Versorgungssicherheit bzw. eine Marktknappheit bestehen nicht“, urteilte die Bundesregierung. Es gebe ausreichend Wettbewerber auch in Deutschland und Europa, sodass ein Eigentümerwechsel bei der Schenker AG keine strukturellen kritischen Folgen für den deutschen und europäischen Logistikmarkt hätte. „Der Schenker AG gehört im Wesentlichen keine physische Infrastruktur (z. B. Hafenterminals, Flughäfen, Schiffe oder Flugzeuge), die für ein Funktionieren des deutschen oder europäischen Logistikmarkts erforderlich wäre. Das Geschäft verzichtet in weiten Teilen auf eigene Infrastruktur (asset light).“ In der Luft- und Seefracht agiere Schenker als Spediteur ohne eigene Schiffe und Flugzeuge. „Eine Gefährdung der deutschen Versorgungssicherheit ist daher nicht gegeben.“

Erlös für Schuldenabbau

Schenker hat 2023 rund 19,1 Mrd. Euro Umsatz gemacht, ein Einbruch von 31%. Das Unternehmen hatte auch beim Gewinn Federn gelassen: Das operative Ergebnis sank auf 1,1 (i.V. 1,8) Mrd. Euro. Das hat damit zu tun, dass sich die Frachtraten mit Abebben der Corona-Pandemie wieder normalisiert haben. Die Bahn verweist darauf, dass Umsatz und Ergebnis von Schenker aktuell dennoch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau liegen. Der Verkaufserlös soll dem Beschluss des Aufsichtsrats zufolge vollständig im DB-Konzern verbleiben und insbesondere zur deutlichen Entschuldung beitragen. Die Nettofinanzschulden der Bahn waren 2023 auf 34,0 Mrd. Euro gestiegen.

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