Abschaffung der De-Minimis-Regel

Trumps Zollpolitik bringt Chaos ins Postgeschäft

Die Zeiten hoher Zollfreigrenzen für Paketsendungen in die USA sind vorbei. Ab dem 29. August müssen dort sämtliche Einfuhrsendungen unabhängig vom Wert und vom Herkunftsland verzollt werden. Die Logistikbranche sieht noch viele offene Fragen – und beklagt eine „extrem kurze“ Vorbereitungszeit.

Trumps Zollpolitik bringt Chaos ins Postgeschäft

Trumps Zollregeln bringen Chaos ins Postgeschäft

DHL und zahlreiche weitere Logistiker schränken Paketversand in die USA ein – „Wesentliche Fragen noch ungeklärt“ – Branche beklagt kurze Vorbereitungszeit

Die Zeiten hoher Zollfreigrenzen für Paketsendungen in die USA sind vorbei. Ab dem 29. August müssen in den Vereinigten Staaten sämtliche Einfuhrsendungen unabhängig vom Wert und vom Herkunftsland verzollt werden. Die Logistikbranche sieht noch viele offene Fragen – und beklagt eine „extrem kurze“ Vorbereitungszeit.

kro Frankfurt

In Europa schränken gerade zahlreiche Logistikunternehmen den Paketversand in die USA aufgrund der dort geltenden neuen Zollregeln vorübergehend ein. Nach entsprechenden Mitteilungen der Postdienstleister aus Österreich, Frankreich, Belgien, Finnland, Tschechien, Schweden, Norwegen, Liechtenstein, Malta, Lettland, Estland hat nun auch die Bonner DHL Group einen solchen Schritt angekündigt. Demnach würden die Deutsche Post und DHL Paket mit Ablauf des 22. August übergangsweise die Annahme und den Transport von Geschäftskunden-Paketen sowie Warenpost über den Postweg in die USA aussetzen, so der Konzern. Päckchen und Pakete mit einem Warenwert bis zu 100 Dollar, die als Geschenk deklariert sind und von Privatperson zu Privatperson verschickt werden, können weiter versendet werden.

Anlass der Einschränkungen ist Donald Trumps angekündigte Abschaffung der sogenannten De-Minimis-Regel in den USA. Mit dieser Regel können Pakete mit einem Wert von unter 800 Dollar bislang zollfrei in die USA verschickt werden. Diese Ausnahmeregelung hat nach Angaben vom Weißen Haus dazu geführt, dass das Volumen an Paketen, die unter diese Regel fallen, in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist. Belief sich die Anzahl der Sendungen 2015 noch auf 134 Millionen, sollen es 2024 schon 1,36 Milliarden Sendungen gewesen sein. Vor allem chinesische Billighändler wie Shein oder Temu haben sich den hohen Zoll-Grenzwert in den USA bislang zunutze gemacht und einen großen Teil ihres Umsatzes in den USA generiert. Laut dem Weißen Haus sei die De-Minimis-Regel aber auch missbraucht worden, um illegale Substanzen wie Fentanyl und andere künstliche Opioide in das Land zu schmuggeln.

Weltweite Zolldiskussionen

In den meisten Ländern dieser Welt gibt es solche De-Minimis-Regeln ebenfalls. Die jeweiligen Grenzen für die Zollbefreiung liegen aber fast alle deutlich unter dem US-Schwellenwert. So gilt in der EU derzeit noch eine Freigrenze von 150 Euro, die laut Plänen der EU-Kommission bis 2028 aufgehoben werden soll. In Großbritannien sind es 135 Pfund. Auch dort hatte die Regierung im April eine Überprüfung der Zoll-Regel angekündigt.

In den USA müssen nun laut einem Trump-Dekret von Ende Juli sämtliche Pakete aus allen Ländern ab dem 29. August 2025 verzollt werden. Im Mai hatte der Präsident bereits die De-Minimis-Regel für Warensendungen aus China und Hongkong abgeschafft.

Postdienstleister stellt die neuen Regelungen allerdings vor Probleme. „Wesentliche Fragen sind noch ungeklärt“, heißt es bei der DHL. Etwa, wie und von wem die Zollgebühren künftig zu erheben sind, welche zusätzlichen Daten erforderlich sind und wie die Übermittlung an die US-Zollbehörde erfolgen soll. Die Aufhebung der De Minimis-Regel in den USA werde „erhebliche Auswirkungen auf alle Postunternehmen weltweit und deren Kunden haben“, schreibt die europäische Dachvereinigung PostEurope. Bestimmte Details zu den neuen Regelungen seien erst am 15. August veröffentlicht worden, sodass der Branche „ein extrem kurzes Zeitfenster“ zur Vorbereitung geblieben sei.

Expressversand weiter möglich

Zu den geschäftlichen Folgen für die DHL Group machte der Konzern keine Angaben. Man kommuniziere für diesen Bereich keine detaillierten Zahlen, das Geschäft sei aber nicht sehr groß, sagte ein Sprecher. Der CEO der österreichischen Post, Walter Oblin, hatte laut der Tageszeitung „Der Standard“ ebenfalls kürzlich erklärt, dass die Auswirkungen der neuen US-Zollpolitik für seinen Konzern gering seien, da jährlich eine sechsstellige Zahl an Postsendungen in das Land gingen.

Die Post-Unternehmen bieten weiterhin den US-Paketversand mit kommerzieller Verzollung an. Diese Art der Verzollung wird durch die jeweiligen Expressdienstleister wie DHL Express angeboten. Im Gegensatz zum postalischen Versand, dessen Grundlage der Weltpostvertrag ist, ist diese Versandart allerdings teurer.