Auch Portugal bringt die Post an die Börse

Platzierung von 430 Mill. Euro noch dieses Jahr - Lissabon nutzt Kapitalmarkt zur Erfüllung von Auflagen

Auch Portugal bringt die Post an die Börse

wb Frankfurt – Auch in Portugal rückt die Privatisierung der staatlichen Post näher. Lissabon will noch 2013 über 430 Mill. Euro aus der Platzierung von 70 % des heimischen Briefunternehmens CTT erlösen. Der Zeitpunkt wird noch nicht genannt. Der Börsengang von Correios de Portugal, die ihre Wurzeln vor 493 Jahren hat, wäre das erste IPO in dem Land seit fünf Jahren. Damals führte der Energieversorger EDP seine in erneuerbaren Energien tätige Tochter an den Kapitalmarkt.Mit CTT, die den roten Reiter im Logo führt, käme dieses Jahr die dritte Postgesellschaft an die Börse – nach der belgischen BPost und der britischen Royal Mail, die beide stark reüssierten. Verkauft werden sollen 105 Millionen Aktien, wobei lediglich 42 Millionen beim Initial Public Offering (IPO) im Publikum gestreut werden. Der Löwenanteil wird direkt bei institutionellen Investoren zum selben Preis verkauft. Es gibt auch eine kleinere Tranche für die Belegschaft. CTT setzte zuletzt 714 Mill. Euro um und verdiente operativ (Ebitda) 104 Mill. Euro. Netto blieben davon 36 Mill. Euro Gewinn hängen.Die Preisspanne wurde auf 4,10 bis 5,52 Euro festgelegt. In deren Mitte wird die Postgesellschaft inklusive des verbleibenden Staatsanteils mit 720 Mill. Euro bewertet. Caixa und J.P. Morgan sind globale Koordinatoren und Buchführer, BBVA und Espírito Santo Co-Lead-Manager.CTT ist Post- und Expressdienstleister, im Informationsservice für Kunden und im Marketing für Großunternehmen tätig, betreibt Internetbezahldienste sowie mit Partnern Mobilfunk und ist Finanzdienstleister mit Banklizenz. König Manuel I. von Portugal gründete 1520 die erste portugiesische Post als Serviço de Correio Público (Dienst des öffentlichen Kuriers). Die Post unterstand über Jahrhunderte den Monarchen.Portugal nutzt nun mit der Privatisierung das derzeit geöffnete Fenster an den Märkten. Dem Land war von der Troika aus EZB, EU und IWF ein 78 Mrd. Euro umfassendes Rettungspaket geschnürt worden. Portugal sagte zu, bis Ende 2013 rund 5,5 Mrd. Euro mit Verkäufen eigener Assets zu realisieren.Zuletzt war der Flughafenbetreiber ANA-Aeroportos de Portugal für 3 Mrd. Euro an den französischen Infrastrukturkonzern Vinci veräußert worden. Außerdem wurden schon 2012 rund 3,4 Mrd. Euro aus Beteiligungsveräußerungen an EDP und REN erlöst. Bei dem Energieversorger REN war ein staatliches chinesisches Netzunternehmen mit 25 % eingestiegen. Für Privatisierungen sind die Frachteinheit der Eisenbahngesellschaft Comboios de Portugal, Teile des Wasserversorgers Aguas de Portugal, die Versicherungssparte der Caixa Geral de Depositos und der Rundfunkbetreiber RTP genannt worden.