Produktionsverlagerung im Visier

Audi lotet weiter eigene US-Produktion aus

Nach einem Gewinneinbruch im ersten Quartal führt Audi seine Pläne fort, eine eigene US-Produktion aufzubauen. Noch dieses Jahr soll eine Entscheidung fallen. US-Strafzölle verhagelten zuletzt das Ergebnis von Audi.

Audi lotet weiter eigene US-Produktion aus

Audi lotet weiter eigene US-Produktion aus

Entscheidung soll noch 2025 fallen – Ergebniseinbruch im ersten Halbjahr wegen Zöllen

sck München

Nach der Einigung im Zollkonflikt zwischen Washington und Brüssel hat die geschwächte Volkswagen-Tochter Audi ihren Plan bekräftigt, in den USA eine eigene Produktion aufzubauen. „Wir wollen stärker in den USA lokalisieren“, sagte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage der Börsen-Zeitung. Audi prüfe derzeit verschiedene Szenarien. In Abstimmung mit dem Mutterkonzern in Wolfsburg solle noch in diesem Jahr entschieden werden, wie das konkret aussehen werde.

Audi-Vorstandschef Gernot Döllner lotet Möglichkeiten aus, einen Teil der Produktion in die USA zu verlagern als Reaktion auf die verschärfte Zollpolitik unter US-Präsident Donald Trump. Dabei könnte auch das VW-Werk in Chattanooga im Bundesstaat Tennessee als Basis dienen, wie zuletzt in den Medien spekuliert wurde. Audi verfügt bisher über keinen eigenen Fertigungsstandort in den USA. Unter dem früheren Audi-CEO Rupert Stadler hatte das Unternehmen einen solchen Plan verworfen. Seinerzeit fiel die Wahl auf ein eigenes Werk in Mexiko.

Belastung von 600 Mill. Euro

Für Audi ist ein eigenes Werk richtungsweisend, haben doch Strafzölle und Aufwendungen für die Restrukturierung dem Unternehmen zuletzt deutlich zugesetzt. Allein Zölle kosteten im ersten Halbjahr laut CFO Jürgen Rittersberger 600 Mill. Euro. Das verdeutlichen die schwachen Zahlen des ersten Halbjahres: Wie Audi berichtete, brach das operative Ergebnis von Januar bis Juni um 45% oder rund 900 Mill. Euro auf 1,1 Mrd. Euro ein. Die operative Marge fiel um 3,1 Prozentpunkte auf 3,3% zurück.

Daraus lassen sich die Zahlen des zweiten Quartals ableiten. Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt verschärfte sich die Ertragskrise des Premiummarkenherstellers aus Ingolstadt. Von April bis Juni blieb der Umsatz zwar mit 17,1 Mrd. Euro nahezu konstant, das operative Ergebnis ging aber kräftig in den Keller. Es sackte um 64% oder rund 1 Mrd. Euro auf 550 Mill. Euro ab. Die operative Umsatzrendite büßte 5,6 Prozentpunkte auf 3,2% ein.

Schwächer als Marke VW-Pkw

Damit schnitt die Audi-Markengruppe schlechter ab als das Pkw-Volumengeschäft der Mutterkonzernmarke VW, aber besser als Konzernschwester Porsche. Die krisengeschüttelte Stuttgarter Luxusmarke verzeichnete im zweiten Quartal eine Marge von nur noch 1,9% nach fast 18% ein Jahr zuvor. Porsche kündigte an, das Sparprogramm zu erweitern. Bislang will Porsche 1.900 Stellen streichen. Erwartet wird, dass das Management diese Zahl erhöht. Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen an.

Das, was Porsche- und VW-Chef Oliver Blume noch vor sich hat, schloss Audi-Chef Döllner im März ab: Die Unternehmensführung einigte sich seinerzeit mit dem Arbeitnehmervertretern auf den Abbau von 7.500 Arbeitsplätzen in Deutschland bis zum Jahr 2029.

Lamborghini stützt Markengruppe

Der Audi-Markengruppe gehören die Luxusautoschmieden Bentley, Lamborghini und der Motorradhersteller Ducati an. Insbesondere ohne Lamborghini hätte Audi im ersten Halbjahr noch schwächer abgeschnitten. Während die Edelmarke eine Marge von 26,6% verzeichnete, lag die Marke Audi bei nur noch 1,8%.