Audi regelt Streit mit China-Händlern

Festhalten am neuen Joint Venture mit SAIC - Hoffnung auf Absatzwende

Audi regelt Streit mit China-Händlern

nh Schanghai – Dem deutschen Autobauer Audi ist es nach langwierigen Verhandlungen gelungen, einen das China-Geschäft stark belastenden Streit mit dem Händlernetz des langjährigen Joint-Venture-Partners FAW im Reich der Mitte beizulegen. Wie Audi-Vertriebschef Dietmar Voggenreiter in Peking erklärte, wurde eine Vereinbarung unterzeichnet, die die Eckpfeiler über die künftige Zusammenarbeit festlegt. Damit dürfte sich eine monatelang währende Blockade lösen, die ein stark gedrosseltes Verkaufsgeschäft bei den rund 450 Audi-Vertragshändlern in China nach sich gezogen hatte.Bereits zum Jahresende hatten führende Audi-Vertragshändlergruppen in China gegen Pläne des Ingolstädter Autobauers protestiert, seine lokale Produktion von Audi-Fahrzeugen über das bestehende Joint Venture mit der Konzernmutter Volkswagen und dem nordostchinesischen Autobauer FAW Group Corp. hinaus künftig auch beim VW-Joint-Venture mit der Schanghaier SAIC Motor Corp. anzusiedeln. Damit wäre nach Ansicht der bislang VW-FAW angeschlossenen Händler ein ruinöser Wettbewerb mit einem neuen, dann von SAIC gesteuerten Dealer-Netzwerk verbunden. Wie nun aus der Erklärung von Audi hervorgeht, wird man wie erwartet an den Plänen zum Aufbau eines zweiten Audi-Joint-Ventures in China mit SAIC und der künftigen Produktion von neuen Modellen in dortigen Werken festhalten. Einheitliches VertriebsnetzDie Einigung mit der FAW-Vertriebsorganisation sieht nun jedoch vor, dass kein neues paralleles Händlernetz unter der Regie von SAIC aufgezogen wird. Vielmehr sollen Audi-Modelle aus der geplanten Partnerschaft zwischen Audi und SAIC über das bestehende Audi-Vertriebsnetz in China vermarktet werden.Auf Basis gesetzlicher Vorgaben werde eine neue Struktur zur Vertriebssteuerung definiert, die einen einheitlichen Marktauftritt der Audi-Produkte aus der Kooperation mit den chinesischen Autobauern FAW und SAIC sicherstelle. Voggenreiter spricht in diesem Zusammenhang von einem sehr konstruktiven Abkommen und einem “strategischen Meilenstein” für das Audi-Geschäft in China.Audi hatte sich im Herbst dazu entschieden, ihre bislang exklusive Partnerschaft mit FAW durch ein zweites Joint Venture mit SAIC zu ergänzen. Obwohl man damit die gleiche Struktur wie bei der Konzernmutter VW anpeilt, die seit jeher in China sowohl mit FAW als auch SAIC Modelle baut und vertreibt, hatte die Entscheidung heftige Gegenreaktionen ausgelöst, die sich in einer Art “Händlerstreik” manifestiert haben.So haben die Audi-Händler in China versucht, mit einer starken Drosselung der Verkäufe eine Absage an das SAIC-Audi-Projekt zu erzwingen. Die Verzögerungstaktik hatte zu einem heftigen Einbruch der Audi-Verkäufe im ersten Quartal dieses Jahres geführt. Dabei war der Absatz um 22 % auf 108 700 Fahrzeuge zurückgekommen. Damit wurde Audi auch erstmals als langjähriger Marktführer im chinesischen Premiumsegment von den Erzkonkurrenten Mercedes und BMW überholt.So hatte Mercedes die Verkäufe in den ersten drei Monaten um gut 37 % auf 144 900 Fahrzeuge gesteigert, während BMW um 12 % auf 142 800 Vehikel zulegte. Bei Audi zeigt man sich zuversichtlich, dass sich im weiteren Jahresverlauf eine Normalisierung der Absatzdynamik einstellt. Allerdings halten die Experten es für wahrscheinlich, dass die Marke mit den vier Ringen in diesem Jahr im China-Geschäft hinter Mercedes und BMW liegen wird.