Audi streicht jede sechste Stelle

Volkswagen-Tochter baut in Deutschland 9 500 Arbeitsplätze ab - Einsparung von 6 Mrd. Euro geplant

Audi streicht jede sechste Stelle

Drei Jahre nach der Kernmarke Volkswagen hat nun auch Audi beim Personal den Rotstift angesetzt. Der vom Dieselabgasbetrug durchgerüttelte Ingolstädter Autobauer kündigte an, in Deutschland 9 500 Stellen zu streichen. Die eingesparten rund 6 Mrd. Euro sollen zum Ausbau der Elektrostrategie beitragen. sck München – Wenige Monate vor dem Wechsel an der Unternehmensspitze hat sich Audi weitere Sparmaßnahmen verordnet. Die Volkswagen-Tochter kündigte an, bis zum Jahr 2025 bis zu 9 500 Stellen an den beiden Standorten Ingolstadt und Neckarsulm zu streichen. Davon wäre jede sechste Stelle des Unternehmens in Deutschland betroffen. Ende Juni beschäftigte Audi weltweit 90 819 Personen, davon 60 114 im Heimatmarkt.Der Stellenabbau ist das Ergebnis monatelanger Verhandlungen zwischen dem Vorstand und dem Betriebsrat. Beide Seiten einigten sich auf einen “sozialverträglichen” Abbau. Das heißt, Audi versucht dies mit der Nutzung der Fluktuation (frei werdende Stellen werden nicht neu besetzt) und Vorruhestandsregelungen zu bewerkstelligen. Im Gegenzug verlängerte die Konzernführung die Beschäftigungsgarantie für das verbleibende Personal bis Ende 2029. Zudem will Audi nach eigenen Angaben “in den kommenden Jahren” bis zu 2 000 neue Stellen in den Bereichen Elektromobilität und Digitalisierung schaffen. Netto würde damit der Personalabbau rund 7 500 Arbeitsplätze umfassen.Der scheidende Audi-Vorstandsvorsitzende Bram Schot erwartet von den Stellenstreichungen Einspareffekte von insgesamt 6 Mrd. Euro. Dieses Geld will Audi zusätzlich in die Zukunftsfelder E-Autos und Digitalisierung stecken. Zugleich plant Audi, mit den frei werdenden Mitteln den Zielkorridor von 9 bis 11 % für die Umsatzrendite nach eigener Formulierung “abzusichern”. Kapazitäten reduziertMit dem Personalabbau passt das Unternehmen die Produktionskapazitäten nach unten an. Auf diese Weise will Audi erreichen, dass die beiden deutschen Hauptwerke künftig wirtschaftlicher arbeiten können. Dem Konzern zufolge wird die jährliche Produktionsleistung in Ingolstadt auf 450 000 Fahrzeuge “ausgelegt”, in Neckarsulm sollen es künftig 225 000 Einheiten sein. Bislang waren die beiden Standorte so technisch konzipiert, dass Audi dort in der Lage war, deutlich mehr Autos herzustellen. Für Ingolstadt galt als Richtschnur 500 000 bis 600 000 Stück im Jahr. Für Neckarsulm waren es bis zu 300 000 Fahrzeuge. Zur Vorlage der Neun-Monats-Zahlen dämpfte der Vorstand derweil bereits das Absatzziel für 2019 (vgl. BZ vom 1. November). Statt eines ursprünglich angepeilten moderaten Zuwachses der Auslieferungen stellte der Vorstand nur noch ein “leichtes” Plus in Aussicht. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres schrumpfte der Absatz der Marke Audi um 3,6 % auf 1,36 Millionen Einheiten. Im vergangenen Jahr verbuchte das Unternehmen einen Rückgang von 3,5 % auf 1,81 Millionen Stück. Audi machte seinerzeit der Rückstand bei der Umstellung auf das strengere Abgas- und Verbrauchsmessverfahren WLTP zu schaffen. In den ersten neun Monaten 2019 steigerte Audi die Umsatzrendite auf 7,8 (i.V. 6,5) %. Das Unternehmen ist noch ein großes Stück von der Zielspanne entfernt. ÜbergangslösungDer frühere Vertriebsvorstand Schot, der Audi seit Juni 2018 führt, beschloss ein Sparprogramm von 15 Mrd. Euro, um die Transformation des Unternehmens zu einem Anbieter hochwertiger E-Autos zu bewerkstelligen. Dieses Programm läuft bis zum Jahr 2022. Der Niederländer beschleunigte zuletzt den Kurs zum Wandel in der Technik. Schot folgte seinerzeit auf Rupert Stadler, dem wegen der Dieselmanipulationen nach einer langen Untersuchungshaft ein Strafprozess droht. Die Staatsanwaltschaft München erhob gegen ihn Anklage.Schot war eine Übergangslösung. Zum 1. April nächsten Jahres gibt er das Amt an seinen designierten Nachfolger Markus Duesmann ab. Der frühere BMW-Einkaufsvorstand ist ein Vertrauter von VW-Chef Herbert Diess. Schot verlässt Audi.