Studie von EY und Deka

Aufrüstung schafft 142.000 neue Jobs

Rüstung gilt vielen Experten als Wunderwaffe gegen den laufenden Jobabbau in der deutschen Industrie, vor allem in der Autobranche und dem Maschinenbauern. Eine Studie nennt nun genauere Zahlen.

Aufrüstung schafft 142.000 neue Jobs

Die stark gestiegenen Verteidigungsbudgets sorgen für einen deutlichen Mitarbeiteraufbau in der Rüstungsindustrie. Eine Studie der Beratungsgesellschaft EY-Parthenon und der DekaBank kommt zu dem Schluss, dass in Deutschland in den Jahren bis 2029 etwa 142.000 neue Jobs bei Rüstungsherstellern und direkten Zulieferern geschaffen werden. Insgesamt würden dann 356.000 Menschen in Voll- und Teilzeit in der Rüstungsindustrie arbeiten, hieß es.

„Angesichts der aktuellen Krise vieler Industriebranchen, die einen kräftigen Stellenabbau nach sich zieht, kann der Aufschwung der Verteidigungsindustrie einen volkswirtschaftlich wichtigen Gegenimpuls setzen“, erklärt Ferdinand Pavel, EY-Parthenon Chief Economist. „Allerdings besteht die Herausforderung darin, einen reibungslosen Übergang von Personal und Produktionsstätten zu managen. Immerhin: Erste Kooperationen zwischen Automobil- und Rüstungskonzernen zeigen den Weg.“ Auch Maschinen- und Anlagenbauer waren in den Rüstungsbereich vorgestoßen, beispielsweise Heidelberger Druck.

Deutsche Unternehmen profitieren besonders

Die Studienautoren legen ihren Berechnungen die steigenden Verteidigungsausgaben der Nato-Länder zugrunde, die von 2,0% des Bruttoinlandsprodukts auf 3,5% im Jahr 2029 klettern sollen. Nicht einberechnet sind weitergehende Wachstumseffekte: Laut Studie löst jeder Euro, den die Rüstungsindustrie erwirtschaftet, etwa 2,70 Euro an zusätzlicher Wirtschaftsleistung in Europa aus.

Die Autoren gehen davon aus, dass die deutsche Rüstungsindustrie besonders stark von den gestiegenen Verteidigungsbudgets in Europa profitieren wird – zusammen mit Ländern mit einer ebenfalls starken Rüstungsindustrie wie dem Vereinigten Königreich, Polen und Frankreich. Etwa ein Drittel der Aufträge der europäischen Nato-Länder gehen derzeit in die USA.

„Gesteigerte Investitionen in die europäische Sicherheit setzen eine weitreichende industrielle Dynamik in Gang, die über nationale Grenzen hinausreicht“, erklärt Chefvolkswirt Pavel. „Die dadurch ausgelöste Nachfrage nach Rüstungs- und Verteidigungsgütern führt zu einer erheblichen Nachfrage an Gütern und Dienstleistungen entlang diverser Lieferketten.“

Andere Industriezweige leiden

Die Zahl an neuen Jobs in der Rüstungsindustrie dürfte allerdings kaum ausreichen, um wegfallende Stellen in anderen Industrien komplett auszugleichen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts haben in der gesamten deutschen Industrie zum Ende des dritten Quartals rund 120.000 Menschen weniger gearbeitet als im Vorjahreszeitraum.

Alleine in der Autobranche sank die Zahl der Beschäftigten binnen eines Jahres um fast 49.000 – dabei traf es Zulieferer härter als die Hersteller selbst. So hatten unter anderem Bosch und ZF unlängst große Abbauprogramme angekündigt. Auch bei Maschinenbauern sowie Unternehmen der Metallerzeugung und -bearbeitung fielen zahlreiche Stellen weg.

Umsatzsprung bei Rüstung

Während andere Industrien leiden, floriert das Geschäft in der Rüstung seit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Während das jährliche durchschnittliche Umsatzwachstum europäischer Rüstungsunternehmen 2018 bis 2021 bei 5,0% lag, rechnen die Experten von EY-Parthenon für 2021 bis 2027 mit einem jährlichen Umsatzplus von 13,3%. Parallel dürften die Profitabilität dank der guten Auftragslage von 10,9% auf 13,1% steigen.

Ein baldiges Ende des Rüstungsbooms erwarten die Studienautoren nicht. „Selbst wenn es zu einer Waffenruhe in der Ukraine kommt, wird sich das Wachstum der europäischen Verteidigungsindustrie in den kommenden Jahren beschleunigen“, erklärt Jan Friedrich Kallmorgen, Partner bei EY-Parthenon.

Aufrüstung schafft
142.000 neue Jobs

Studie zu Effekten gestiegener Verteidigungsbudgets

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