MTU Aero Engines

Auftragsbuch von MTU ist randvoll

MTU Aero Engines schüttelt die negativen Folgen der Corona-Pandemie für die Luftfahrtindustrie sukzessive ab. Deutschlands größter Triebwerkhersteller verdient mehr als von Analysten erwartet.

Auftragsbuch von MTU ist randvoll

sck München

Nach dem Coronaschock 2020 ist MTU Aero Engines deutlich auf Erholungskurs. Das Münchner Dax-Mitglied überzeugte die Anleger mit robusten Jahreszahlen und einem bekräftigten Ausblick für den laufenden 12-Monats-Berichtsturnus. Die Aktie gewann in der Spitze 5,5% auf 211,70 Euro an Wert. „Die MTU hat ihre Krisenresistenz unter Beweis gestellt“, sagte Vorstandsvorsitzender Reiner Wink­ler zur Vorlage der vorläufigen Bilanzeckdaten für 2021. Die Risiken fürs Geschäft hält er für überschaubar. In einer Telefonkonferenz be­zeichnete er die Entwicklung der Pandemie als „Restrisiko“. In Bezug auf die weltweit angespannten Lieferketten gäbe es für den Konzern „keine größeren Verwerfungen“. Der CEO verwies darauf, dass MTU sich bei allen Bauteilen auf zwei oder gar drei Zulieferer stütze.

Auch der Ukraine-Konflikt bereitet ihm keine Sorgen. Winkler sprach von einem „geringen Exposure“ des Unternehmens in Russland und der Ukraine. MTU habe dort „wenige Kunden“. Zwar könne eine Eskalation in der Region den internationalen Flugverkehr beeinträchtigen, die Zeichen stünden in dieser Krise aktuell „aber auf Entspannung“. Das Neugeschäft läuft derweil auf Hochtouren. MTU verzeichnete Ende 2021 einen Auftragsbestand von über 22 Mrd. Euro – ein firmeneigener Rekord. Das entspricht einem Zu­wachs von 20% oder 3,6 Mrd. Euro. Der Konzern ist mit dem Orderbuch für die nächsten vier Jahre komplett ausgelastet.

Für Schwung sorgen vor allem die Triebwerke im Segment der Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge. Wink­ler erwähnte die geplante Ausweitung der Produktionsraten bei Airbus für die A320-Modellreihen. „Die Erholung des Langstreckenverkehrs hängt der Erholung im Mittelstreckenverkehr deutlich nach“, sagte er mit Verweis auf die Airbus-Modelle A330 und A350.

Instandhaltungsbereich treibt

Aufgrund des sich belebenden Geschäfts baut MTU schrittweise den Personalbestand auf, nachdem das Unternehmen infolge der Coronakrise insgesamt 1100 Vollzeitstellen gestrichen hatte. „Rund die Hälfte von denen kommt 2022 zurück“, erklärte Winkler. Er sprach von einem wachsenden Bedarf in der Entwicklung, der Fertigung und im Bereich IT. Ende vergangenen Jahres zählte MTU insgesamt rund 10500 Mitarbeiter (+2%).

Vor dem Hintergrund einer sich aufhellenden Lage bekräftigte der Vorstand seinen in November auf einer Konferenz mit Investoren abgegebenen Ausblick für 2022 (vgl. BZ vom 18.11.2021). Der CEO und Finanzvorstand Peter Kameritsch rechnen mit einem Umsatzanstieg in einer Bandbreite von 5,2 Mrd. bis 5,4 Mrd. Euro. Das entspricht einem Zuwachs zwischen 24 und 29%. Sie übertreffen damit die bisherigen Schätzungen von Analysten, die im Schnitt mit 5,1 Mrd. Euro kalkulieren. Für einen deutlichen Erlösschub wird nach Unternehmensangaben insbesondere das Wartungs- und Ersatzteilgeschäft für zivile Passagiermaschinen sorgen. Das um Sondereffekte (unter anderem Impairments) bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll 2022 um rund ein Viertel zulegen. Daraus errechnet sich ein angestrebtes angepassten Ebit von 585 Mill. Euro. Die Konzernführung trifft damit exakt die Markterwartung.

Allerdings ist MTU vom Rekordniveau des Jahres 2019 noch weit entfernt. Seinerzeit erwirtschaftete der Konzern 757 Mill. Euro – der bisherige Bestwert in der Unternehmensgeschichte. Im November prognostizierte der CFO, auf mittlere Sicht dieses Ergebnis zu überbieten. „Bis 2024 dürfte das bereinigte Ebit wieder über dem Vorkrisenniveau liegen“, sagte Kameritsch auf dem zurückliegenden Kapitalmarkttag.

Zur Bilanzvorlage kündigte er eine auf 2,10 (i.V. 1,25) Euro erhöhte Dividende für das vergangene Ge­schäftsjahr an. Auf Basis des Aktienkurses von Anfang 2021 entspräche dieser Vorschlag der Verwaltung einer Rendite von 1%. Die Ausschüttungssumme stiege auf 112 (67) Mill. Euro. Das wären 33 (23)% des bereinigten Überschusses.

Im vergangenen Jahr steigerte MTU den Umsatz um 5% auf 4,2 Mrd. Euro (vgl. Tabelle). Damit verfehlten die Münchner die eigene Prognose um rund 100 Mill. Euro (4,3 Mrd. bis 4,4 Mrd. Euro) und die Erwartungen der Analysten (4,3 Mrd. Euro) ebenfalls. Kameritsch führte das unter anderem auf Verschiebungen bei Triebwerken für den Kampfflieger Eurofighter zurück.

Belastung von 80 Mill. Euro

Kosteneinsparungen und ein robustes Neugeschäft trugen dazu bei, dass das bereinigte Ebit überproportional um 13% auf 468 Mill. Euro zulegte – 10 Mill. Euro mehr, als Analysten prognostizierten. Die operative Marge wuchs um 0,7 Punkte auf 11,2%. MTU lag damit über dem eigenen Plan (10,5%). Der berichtete Nettogewinn fiel aber mit 231 (147) Mill. Euro um 111 Mill. Euro niedriger aus als der angepasste. Der CFO erklärte dies mit 80 Mill. Euro Wertberichtigungen auf das Kurzstreckenmodell E175-E2 von Embraer. Die Marktchancen dieser Baureihe hätten sich verschlechtert, begründete MTU die komplette Abschreibung.

Wertberichtigt Seite 6

MTU Aero Engines
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz41883977
Ebit, bereinigt468416
in % vom Umsatz11,210,5
F&E-Aufwand230186
Nettoergebnis, bereinigt342294
Freier Cash-flow240105
Investitionen241179
Liquide Mittel722773
Auftragsbestand 2223718608
Mitarbeiter (Anzahl)1050810313
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