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Aurubis zeigt sich nach Gewinnrückgang optimistisch

Der Kupferkonzern Aurubis gibt sich nach einem Gewinnrutsch um ein Drittel zuversichtlich. Die Zukunft des Vorstands ist in der Schwebe, dennoch hat dieser einen positiven Ausblick für das Unternehmen veröffentlicht.

Aurubis zeigt sich nach Gewinnrückgang optimistisch

Aurubis zeigt sich nach Gewinnrückgang optimistisch

Kupferproduzent: Prognose schließt an Vorjahresniveaus an

ste Hamburg

Der von Metalldiebstahls- und Metallbetrugsfällen betroffene Kupferproduzent und Recyclingspezialist Aurubis blickt nach eigenen Angaben optimistisch auf das seit Anfang Oktober laufende Geschäftsjahr 2023/24. Das Hamburger MDax-Unternehmen stellte bei der Vorlage seiner Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres am Mittwoch ein unter anderem um Bewertungseffekte aus Metallpreisschwankungen aus unrealisierten Geschäften bereinigtes Vorsteuerergebnis von 380 bis 480 Mill. Euro sowie eine Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) von 10 bis 14% in Aussicht. Die Prognose schließe an das hohe durchschnittliche Ergebnisniveau der vergangenen drei Jahre an, so Aurubis.

Anleger zeigten sich unentschlossen, nachdem das Unternehmen vorläufige Angaben vom 22. November zu einem im Berichtsjahr um 34% auf 349 (i.V. 532) Mill. Euro gesunkenen bereinigten Vorsteuergewinn bestätigt und über eine geplante Dividendenzahlung für den Turnus von 1,40 (i.V. 1,80) Euro je Aktie berichtet hatte. Die Aktie gab um bis zu 2% auf 76,40 Euro nach, ehe sie am Nachmittag in der Spitze um 3,6% auf 80,80 Euro zulegte. Der Ausblick sei verglichen mit dem von Aurubis im Oktober erfassten Analystenkonsens etwas schwächer als erwartet ausgefallen, so das Analysehaus Warburg Research, das bei einem Kursziel von 95 Euro weiterhin den Kauf der Aktie empfiehlt. Die Schätzungen gingen für 2023/24 von einem operativen Ergebnis von im Schnitt 466 Mill. Euro aus.

Investitionen liegen im Plan

Mit den Investitionen, mit dem Wachstum im Recycling und mit der Stärkung des Kerngeschäfts liege man auf dem ambitionierten Pfad, den sich das Unternehmen vorgenommen habe, sagte Vorstandschef Roland Harings in der virtuell veranstalteten Bilanzpressekonferenz. Aktuell sind 1,7 Mrd. Euro für strategische Investitionen genehmigt. Der Höhepunkt der Mittelabflüsse für die derzeitig geplanten Projekte wird mit 900 Mill. Euro im laufenden Geschäftsjahr erwartet. In den kommenden drei bis fünf Jahren würden sich die zusätzlichen operativen Ergebnisbeiträge (Ebitda) auf jährlich rund 260 Mill. Euro aufsummieren, so die aktuelle Erwartung des Unternehmens. Davon sollen etwa 170 Mill. Euro von dem Multimetall-Recyclingwerk Richmond im US-Bundesstaat Georgia kommen, das in der zweiten Jahreshälfte 2024 in Betrieb genommen werden soll und das mit Investitionen von inzwischen 740 Mill. Euro das derzeit größte Wachstumsprojekt von Aurubis ist.

Finanzvorstand Rainer Verhoeven betonte, die Bilanzstruktur mit einer über dem Zielwert von mehr als 40% liegenden Eigenkapitalquote von 56,6% zeige, wie solide und robust Aurubis weiterhin aufgestellt sei. Das Investitionsniveau habe sich 2022/23 mit der Umsetzung des Wachstumskurses verglichen mit dem Vorjahr annähernd verdoppelt. Eine negative Schuldendeckung von 0,4 (0,5)% bei einem Zielwert der Nettofinanzverbindlichkeiten zum operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von unter 3% sowie ein trotz gesunkener Erträge verbesserter Netto-Cashflow von 573 (295) Mill. Euro böten die finanzielle Basis für den Wachstumskurs des Unternehmens. Mit dem Netto-Cashflow, dessen Anstieg im Berichtsjahr laut Verhoeven auf den Abbau von Vorratsbeständen und eine "grundsolide Nachfrage nach unseren Metallen und unseren Produkten" basierte, habe man den "überwiegenden Teil" der Investitionen finanzieren können.

Metallfehlbestand geringer

Vorstandschef Roland Harings erklärte, das finanzielle Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahres, das am oberen Ende der im September auf 310 bis 350 Mill. Euro von zuvor 450 bis 550 Mill. Euro reduzierten Prognose landete, sei trotz des Edelmetallbetrugs das drittbeste der Unternehmensgeschichte. Inventuren zum 30. September führten zu einem Metallfehlbestand von 169 Mill. Euro, 16 Mill. Euro weniger als die per Ende August bekannt gegebene Differenz. Die Belastungen wurden durch Erstattungsansprüche aus Versicherungen über 30 Mill. Euro zum Teil kompensiert.

Die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Betrug würden mit Hochdruck vorangetrieben. Die Sicherheitsvorkehrungen seien deutlich verstärkt worden. Ähnliche Fälle dieser Größenordnung könnten für die Zukunft, so Harings, "mit höchster Wahrscheinlichkeit" ausgeschlossen werden. Die Verantwortung des Vorstands im Zusammenhang mit dem Betrugsfall lässt der Aurubis-Aufsichtsrat durch die Kanzlei Hengeler Mueller untersuchen. Ein Bericht wird Mitte Januar erwartet. Auch eine vorzeitige Trennung von einzelnen oder mehreren Vorständen könne der Aufsichtsrat nicht ausschließen, hatte das Unternehmen nach einer Gremiumssitzung am Dienstag mitgeteilt.

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