Auto1 startet Börsengang

Online-Händler will 1 Mrd. Euro einsammeln - Softbank macht Kasse - Autozulieferer Novem ist neuer IPO-Kandidat

Auto1 startet Börsengang

Als erstes Unternehmen in diesem Jahr macht der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 seine Pläne für den Börsengang in Frankfurt offiziell. Der Betreiber von “Wirkaufendeinauto.de” will mit der Aktienemission mehr als 1 Mrd. Euro einsammeln. Zu den Eigentümern, die bald Kasse machen können, zählt Softbank.cru Frankfurt – Der Online-Autohändler Auto1 Group startet seinen Börsengang in Frankfurt und macht damit den Auftakt für das IPO-Jahr in Deutschland mit einem Dutzend Börsenkandidaten. Das IPO soll per Kapitalerhöhung brutto rund 1 Mrd. Euro für das in Berlin ansässige Unternehmen einbringen. Dazu sollen die neuen Aktien noch im ersten Quartal ausgegeben werden, wie das Unternehmen am Mittwoch in Berlin mitteilte.Vom übrig bleibenden Nettobetrag sollen dann circa 750 Mill. Euro in Wachstum investiert werden, insbesondere in die Gebrauchtwagenplattform Autohero.com. Der Rest wird voraussichtlich zur Rückzahlung einer bestehenden Wandelanleihe verwendet werden. Gleichzeitig wird damit für den maßgeblich beteiligten japanischen Geldgeber und Technologieinvestor Softbank Group sowie weitere Anteilseigner der Weg geebnet, um Kasse zu machen. Neben Softbank mit 20 % sind dies die Gründer Hakan Koç und Christian Bertermann mit 30 % sowie rund 20 Wagniskapitalgeber, darunter Piton Capital, DN Capital, DST Global, Farallon und Baupost.Bei der Börsennotierung in Frankfurt könnte das Unternehmen laut Finanzkreisen mit 6 Mrd. bis 8 Mrd. Euro bewertet werden. Auto1-Mitgründer und Vorstandschef Christian Bertermann sowie Finanzvorstand Markus Boser wollten sich in einer Telefonkonferenz zu der Bewertung nicht äußern.Das Unternehmen wurde 2012 von Bertermann und Hakan Koç gegründet. Es ist derzeit in 30 europäischen Märkten aktiv und verzeichnete im dritten Quartal einen Umsatz von 769 Mill. Euro – rund 17% weniger als im gleichen Vorjahresquartal. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag bei 16 Mill. Euro. Stabiles Geschäft”Der geplante Börsengang ist der nächste logische Schritt, um die Auto1 Group als die erste Adresse für den Online-Kauf und -Verkauf von Gebrauchtwagen in Europa zu stärken”, sagte Bertermann. “Die Verbraucher gehen online.” Auto1 lockt Investoren mit der Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells in einer Zeit, in der herkömmliche Autohäuser durch die Lockdowns zur Eindämmung der Ausbreitung von Covid-19 gelähmt sind. Im Jahr 2019 belief sich das Volumen des europäischen Gebrauchtwagenmarkts laut OC&C Strategy Consultants auf rund 600 Mrd. Euro. Während Auto1 hauptsächlich von Privatkunden kauft und an stationäre Händler verkauft, bietet Autohero.com vor allem Fahrzeuge für Privatkunden an. Softbank bereitet sich darauf vor, mindestens sechs ihrer Portfoliounternehmen in diesem Jahr an die Börse zu bringen, und unterstreicht damit einen Turnaround im Jahr 2020, der den Wert des Technologiekonglomerats von Masayoshi Son auf den höchsten Stand seit dem Dotcom-Boom gebracht hat.Mit einer Finanzspritze von 255 Mill. Euro hatte Auto1 im vergangenen Jahr laut Unternehmensberatung EY die größte Start-up-Finanzierung in Deutschland erhalten. Im Jahr 2019 verkaufte Auto1 den Angaben zufolge mehr als 615 000 Fahrzeuge und erzielte einen Umsatz von rund 3,5 Mrd. Euro.Nun will die Firma mit dem frischen Geld weiter vom Trend hin zum Online-Geschäft auch beim Gebrauchtwagenhandel profitieren. “Wir wollen in den nächsten Jahren erheblich investieren, um unsere Marke Autohero und unser operatives Geschäft weiter auszubauen”, sagte Bertermann. Von Funktürmen bis ÖlAuto1 dürfte der erste Börsengang des Jahres in Deutschland sein. Zu den weiteren Kandidaten zählen die deutsche Vodafone-Funkturmtochter Vantage Towers, der Ölkonzern Wintershall Dea und der Labordienstleister Synlab. Angepeilt wird von Auto1 das erste Quartal; in der Regel dauert es aber von der offiziellen Ankündigung bis zur Erstnotiz etwa vier Wochen. Organisiert wird der Börsengang von den Investmentbanken BNP Paribas, Citi, Goldman Sachs und Deutsche Bank. Für Sales und Research ist das Bankhaus Metzler zuständig. Innenraumdesigner für BMWDerweil zeichnet sich noch ein neuer IPO-Kandidat für Frankfurt ab: Der Finanzinvestor Bregal Investments hat laut Nachrichtenagentur Bloomberg die Investmentbank J.P. Morgan Chase als Berater für einen potenziellen Börsengang des bayerischen Autozulieferers Novem an Bord geholt. Der deutsche Auto-Innenraumdesigner beliefert unter anderem Marktschwergewichte wie BMW und Porsche. Novem soll nach den Plänen von Bregal bereits in diesem Jahr in Frankfurt notieren, wurde berichtet. Angestrebt wird dabei eine Bewertung von bis zu 1,5 Mrd. Euro.Die weltweit steigenden Aktienkurse haben eine Welle von Börsengängen ausgelöst. Allein in Europa wurden laut Bloomberg in den vergangenen zwölf Monaten Neunotierungen im Wert von 30 Mrd. Dollar vorgenommen.