KKR will Autozulieferer Marelli verkaufen
Autozulieferer Marelli offenbar
vor Verkauf an indische Motherson
KKR will sich angeblich von Ex-Fiat-Chrysler-Tochter trennen
bl Mailand
Der japanisch-italienische Autozulieferer Marelli Holdings steht offenbar vor dem Verkauf an die indische Motherson-Gruppe. Angebliche Verhandlungen zwischen dem derzeitigen Eigentümer, der amerikanischen Private-Equity-Gesellschaft KKR, und dem indischen Unternehmen alarmieren Italiens Gewerkschaften. Sie forderten die Regierung in Rom auf, zu intervenieren.
Marelli Holdings entstanden 2019 nach dem Verkauf der damaligen Fiat-Chrysler-Tochter Magneti Marelli für 6,2 Mrd. Dollar an KKR. Der US-Investor verschmolz den Komponentenfertiger anschließend mit dessen japanischen Konkurrenten Calsonic Kasei. Doch der neue Konzern schlitterte schon nach wenigen Jahren in eine tiefe Krise. Das lag einerseits an der allgemeinen Autokrise, andererseits an rückläufigen Bestellungen von Stellantis, einem der Hauptkunden, und an strategischen Fehlern. 2022 folgte ein Restrukturierungsplan, in dessen Rahmen die Marelli Holdings, die in Italien noch 6000 Mitarbeiter hat, neues Kapital erhielt.
Das japanisch-italienische Unternehmen, das 2023 auf einen Umsatz von mehr als 10,5 Mrd. Dollar kam, baute seit 2023 rund 2.000 Mitarbeiter ab und konnte zuletzt höhere Margen einfahren. Doch KKR will seit längerer Zeit bei dem hoch verschuldeten Unternehmen aussteigen. Im Gespräch soll nun eine Übertragung sämtlicher Marelli-Aktien von KKR zum Nulltarif an das indische Konglomerat sein. Teilbereiche des Komponentenfertigers könnten bei Nissan landen.
Gläubiger reden mit
Der indische Motherson-Konzern, der auf einen Umsatz von etwa 20 Mrd. Dollar kommt, ist angeblich zu einer Kapitalerhöhung von etwa 700 Mill. Dollar bei Marelli sowie zur Übernahme der Schulden von 4,2 Mrd. Dollar bereit. Für eine Einigung braucht es jedoch auch die Zustimmung der Marelli-Gläubiger, zu denen mehrere japanische Banken wie die Mizuho Bank und die Japan Bank for International Cooperation gehören.
Dem Vernehmen nach ist eine endgültige Entscheidung über den Verkauf noch nicht gefallen. Die Gewerkschaften in Italien sind alarmiert, weil sich die Situation bei Marelli in den zehn Standorten in Italien in den vergangenen Monaten verschlechtert hat. Das gilt offenbar vor allem für die Fabriken, die enge Lieferbeziehungen mit dem franko-italienischen Autokonzern Stellantis haben, dessen Produktion in Italien seit Jahren drastisch zurückgeht.