Aveva und Schneider sagen geplante Fusion ab

Zu hohe Risiken und Kosten befürchtet

Aveva und Schneider sagen geplante Fusion ab

hip London – Das auf Industriesoftware spezialisierte britische Technologieunternehmen Aveva und Schneider Electric haben eine komplexe Transaktion aufgegeben, bei der die Briten das Softwaregeschäft der Franzosen erworben hätten und zugleich von dem CAC-40-Konzern übernommen worden wären. Man habe den Deal im gegenseitigen Einverständnis abgesagt, teilten die beiden Unternehmen mit. Während der Due Diligence habe man “wesentliche Herausforderungen bei der Integration” ausgemacht, die “nicht ohne signifikante zusätzliche Risiken und Kosten” überwunden werden könnten. Die hochkomplexe Struktur der geplanten Transaktion, bei der Aveva 550 Mill. Pfund erhalten hätte, habe dies noch schlimmer gemacht. Durch den als Reverse Takeover angelegten Deal hätte Schneider die Mehrheit an der erweiterten Gruppe erhalten, ohne allen Aveva-Aktionären ein Angebot machen zu müssen. Erst vor zwei Jahren hatte der französische Konzern den britischen Softwarehersteller Invensys für 2,4 Mrd. Pfund akquiriert.Lazard beriet Aveva. Schneider ließ sich von Morgan Stanley und Ondra Partners helfen. Bereits zuvor war von Schwierigkeiten bei der Herauslösung des Softwaregeschäfts von Schneider die Rede gewesen. Eine Break-up Fee wird nicht gezahlt.Den Briten hätte der Deal ermöglicht, aus ihrem Stammgeschäft mit der Öl- und Gasindustrie in andere Branchen wie die Nahrungsmittelproduktion, Chemie, Bergbau oder Abwasseraufbereitung zu expandieren (vgl. BZ vom 21. Juli). Traditionell erwirtschaftete Aveva mit der Öl- und Gasbranche gut die Hälfte ihres Umsatzes. Durch den Deal hätte sich dieser Anteil unter 30 % drücken lassen. Das weltweite Rohöl-Überangebot, das demnächst durch iranisches Öl vergrößert werden dürfte, macht der Branche zu schaffen. Eine ganze Reihe von Energiekonzernen kündigte Stellenstreichungen und Sparmaßnahmen an. Die Software von Aveva kommt unter anderem beim Design von Bohrinseln zum Einsatz. Aktienkurs knickt einDie Aveva-Aktie verlor in London zeitweise mehr als ein Drittel ihres Werts. Ohne Schneider ist die Aktie aus Sicht der Analysten von Liberum Capital 1 550 Pence je Stück wert, was dem gestrigen Schlusskurs entspricht. Die Firma gilt seit Jahren als Übernahmekandidat. Es sei enttäuschend, dass der Deal, den sie als logischen nächsten strategischen Schritt betrachtet hatten, durchgefallen sei, schrieben die Analysten von Investec. Nun könnten allerdings erneut Übernahmespekulationen einsetzen. Sie halten zwischen 1 300 und 1 500 Pence für angemessen.