IPO-Markt

Babbel läutet die Herbstsaison ein

Das IPO-Jahr in Frankfurt läuft prächtig. Gelingt der Börsengang der Sprachlern-App Babbel, summieren sich die Emissionserlöse bereits auf mehr als 10 Mrd. Euro. Und weitere IPO-Kandidaten stehen schon bereit.

Babbel läutet die Herbstsaison ein

cru Frankfurt

Das IPO der Sprachlern-App Babbel läutet die Herbst­saison an der Frankfurter Börse ein und wird zum ersten Test für die IPO-Stimmung der Investoren nach der Sommerpause. Schon 16 Unternehmen haben in diesem Jahr bis Juli hierzulande den Sprung auf das Parkett geschafft und damit zusammen fast 10 Mrd. Euro eingesammelt – so viel wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Mit Spannung blicken Investoren darauf, ob der Geldstrom der Notenbanken den IPO-Boom weiter befeuert – oder ob die Einschränkung der Anleihekäufe durch Notenbanken und die Inflation als Auslöser für eine Zinserhöhung dem Ansturm auf die Börse ein Ende setzen.

Babbel strebt beim Börsengang eine Bewertung von bis zu 1,26 Mrd. Euro an. Das Unternehmen aus Berlin will mit neuen Aktien und bestehenden Anteilen der Altaktionäre insgesamt am oberen Ende der Preisspanne bis zu 364 Mill. Euro bei dem IPO einspielen, das von Morgan Stanley und BNP Paribas begleitet wird. Davon soll der Löwenanteil von 204 Mill. Euro in die Kasse des Unternehmens fließen. Der Rest geht an die Altaktionäre – dazu zählen die vier Gründer und fünf Institutionelle, darunter die Internet-Beteiligungsgesellschaft Kizoo Technology aus Karlsruhe.

„Die Welle der Börsengänge setzt sich fort“, sagt Martin Lührs, Managing Director bei Morgan Stanley in Frankfurt. Als Head of Global Capital Markets für Kontinentaleuropa verantwortet der gebürtige Hongkonger seit Jahres­beginn alle Neuemissionen von Aktien und Anleihen hierzulande. „Die Einschränkung der Anleihekäufe durch die EZB und andere Notenbanken hat die Stimmung der Investoren für IPOs bisher nicht verschlechtert. Sie sind nur angesichts der Fülle des Angebots wählerischer geworden. Deshalb wird mit Spannung be­obachtet, wie sich die Preise beim Bookbuilding herauskristallisieren.“

On Running rennt schnell

Auf reges Interesse der Investoren ist der Börsengang des Schweizer Laufschuh-Herstellers On Running in New York gestoßen. Das Unternehmen aus Zürich platzierte in der Nacht auf Mittwoch 31,1 Millionen Class-A-Aktien zu 24 Dollar und damit teurer als geplant: Ursprünglich wurde ein Ausgabepreis von 18 bis 20 Dollar angepeilt.

Dagegen verlief das Debüt des Schweizer Sportdaten-Anbieters Sportradar an der Nasdaq holprig. Die Aktien notierten zuletzt bei 25,05 Dollar und rutschten damit unter den Ausgabepreis von 27 Dollar. Die Firma aus St. Gallen sammelte mit der Platzierung von 19 Millionen Class-A-Aktien 513 Mill. Dollar ein.

Bei Babbel werden bis zu 12,99 Millionen Aktien – davon 7,3 Millionen neue Aktien – seit dem gestrigen Mittwoch zu einem Preis von 24 bis 28 Euro angeboten, wie das Unternehmen mitteilte. Die Zeichnungsfrist läuft bis 22. September, am 24. September will Babbel sein Debüt an der Frankfurter Börse feiern. Er sei „mehr als zufrieden“ mit der Resonanz der Investoren, sagte Vorstandschef Arne Schepker. Der Zeitpunkt für den Börsengang sei richtig. Mit dem Erlös aus dem Verkauf von 7,3 Millionen neuen Aktien will Babbel das Geschäft mit Firmenkunden ausbauen und weiter in die USA expandieren, wie Schepker sagte.

Der große Babbel-Rivale dort, Duolingo, hatte im Juli sein Debüt an der Wall Street gefeiert, war dabei mit 6,5 Mrd. Dollar bewertet worden und verzeichnete seither ein Kursplus von 57%. Duolingo zählt 40 Millionen aktive Nutzer monatlich, Babbel verweist auf gut 10 Millionen Abonnenten.

Nur 147 Mill. Euro Umsatz

Spätestens seit der Coronakrise, die Schüler und Studenten an den heimischen Schreibtisch zwang, sind Online-Sprachprogramme gefragt. Babbel setzte im vergangenen Jahr 147 Mill. Euro um und kam von Januar bis Juni auf 83 Mill. Euro, ein Plus von 18%. Unter dem Strich schrieb das Unternehmen 2020 aber einen Verlust von 23,6 Mill. Euro, wie aus dem Börsenprospekt hervorgeht. Im ersten Halbjahr 2021 schwoll der Verlust auf 30,4 Mill. Euro an.

Beim Börsengang wollen auch die Firmengründer und einige der früheren Babbel-Investoren Kasse ma­chen. Dazu gehören die Kizoo Technology des Web.de-Gründers Mi­chael Greve und die Start-up-Finanzierer von Nokia und des Fachverlagshauses Reed Elsevier (Relx). Sie wollen bis zu 5,7 Millionen Babbel-Aktien verkaufen. Die Firmengründer Markus Witte und Lorenz Heine sind mit je 13% bisher die größten Anteilseigner; sie lassen ihre Beteiligung mit dem Börsengang auf jeweils 9,4% abschmelzen. Witte soll Aufsichtsratschef der Babbel Group AG werden. Bis zu 29% der Aktien sind künftig im Streubesitz.

Schafft Babbel den Sprung aufs Börsenparkett ebenfalls, würde die Zehn-Milliarden-Marke bei den Emissionserlösen der Börsengänge in Deutschland geknackt. Weitere Kandidaten wie der Frühstücksflocken-Anbieter My Muesli und der Speziallogistiker Transoflex stehen in den Startlöchern. Bertelsmann hat sich für den noch in diesem Jahr geplanten Börsengang seiner Callcenter-Tochter Majorel allerdings für die Amsterdamer Euronext entschieden.

Der nächste Börsenneuling in Frankfurt ist der Getriebehersteller Vitesco aus Regensburg, der vom Autozulieferkonzern Continental abgespalten und am heutigen Donnerstag separat an der Börse gelistet wird. Neue Aktien gibt Vitesco aber nicht aus, die Papiere werden den Conti-Aktionären einfach ins Depot gebucht.

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