Backwarenkonzern Aryzta in schweren Turbulenzen

Anteil an Picard-Tiefkühlkost steht zur Disposition - Management nimmt nach Gewinnwarnung den Hut

Backwarenkonzern Aryzta in schweren Turbulenzen

wb Frankfurt – Erst die Gewinnwarnung, jetzt schmeißt die Führung hin: Der seit 2008 gelistete schweizerisch-irische Backwarenhersteller Aryzta ist in schwerem Fahrwasser. Geprüft wird der Verkauf der Beteiligung an dem französischen Tiefkühlproduktehersteller Picard. Hier hält der britische Finanzinvestor Lion Capital die Mehrheit. Aryzta gehören 49 %. Zudem hält sie noch die Option auf den Erwerb der verbleibenden 51 %.Die Verkaufserlöse sollen die Bilanz stärken. Aryzta hatte die knappe Minderheit an Picard erst im März 2015 von Lion Capital gekauft und dafür 447 Mill. Euro bezahlt, was den Enterprise Value auf 2,25 Mrd. Euro stellte. Die Call-Option war für drei bis fünf Jahre vereinbart worden. Lion hatte Picard (bis 2001 Carrefour) 2010 von BC Partners für 1,5 Mrd. Euro erworben. Zudem hat Aryzta jetzt den Spielraum der Verschuldung durch Änderung der Kreditauflagen vom bisher 3,5-fachen operativen Ergebnis (Ebitda) zu Nettoschulden auf 4-fach erhöht. Sollte die Flexibilität genutzt werden, steigen die Finanzierungskosten um bis zu 50 Basispunkte.Der Backwarenkonzern hatte Ende Januar vor einem scharfen Gewinnrückgang gewarnt. Der Gewinn je Aktie liege per Ende Dezember 2016, nach fünf Monaten des Turnus 2016/17, um 20 % unter Vorjahresniveau. Ähnliches dürfte auch für das Gesamtjahr gelten. Dies liege hauptsächlich an der Schwäche im nordamerikanischen Markt, hieß es. In Europa mache die anhaltende Konsolidierungsphase zu schaffen. Im Januar bezeichnete der Konzern die Schwäche im nordamerikanischen Markt als Zeitproblem. “Wir haben kein Strukturproblem, die Probleme sind temporär und lösbar.” Die Aktie brach daraufhin um ein Drittel ein. Gestern legte der Kurs um 11 % zu, nachdem das Management Knall auf Fall seinen Abschied angekündigt hat. Aryzta hat eine Marktkapitalisierung von 3 Mrd. sfr. Im Streubesitz liegen 77 %.Aryzta entstand 2008 aus der Fusion von IAWS Group aus Dublin mit der Schweizer Hiestand Holding. Für 1,1 Mrd. Dollar kaufte Aryzta 2010 zwei Gesellschaften in den USA und finanzierte 950 Mill. Dollar fremd. Seitdem ist der Konzern Weltmarktführer für Tiefkühlbackwaren. Origin Enterprise, ein Anbieter von Agri-Nutrition, wurde 2015 verkauft. Zum Ende des Geschäftsjahres Anfang Juli treten nun CEO Owen Killian, Finanzchef Patrick McEniff und Amerika-Chef John Yamin zurück. Der Verwaltungsrat hat per sofort drei neue Manager in die Führung berufen.