Bahn rollt auf Sonderabschreibung zu

Massenverkauf von Loks und Güterwaggons ab 2022 soll rote Zahlen verhindern

Bahn rollt auf Sonderabschreibung zu

Reuters/sp Berlin – Die Deutsche Bahn will internen Planungen zufolge mit einem Massenverkauf von Loks und Güterwaggons verhindern, dass sie wegen milliardenschwerer Abschreibungen in die roten Zahlen schlittert. In einem ersten Schritt sollen 2022 rund 150 Loks und 5 000 Güterwaggons in eine eigene Gesellschaft ausgelagert und diese dann verkauft werden, wie aus Konzerndokumenten hervorgeht, die Reuters am Donnerstag vorlagen. Der Konzern will an der Gesellschaft nur noch einen Minderheitsanteil halten und erwartet durch den Verkauf Erlöse von 1 Mrd. Euro. Ab 2023 sollen in zunehmendem Maße die nötigen Loks und Waggons zurückgemietet werden. Ab 2029 will DB Cargo demnach ihren kompletten Bedarf aus der Gesellschaft decken. Die Bahn lehnte einen Kommentar ab.Die Güterverkehrssparte DB Cargo will mit der Auslagerung ihres Lok- und Waggonparks laut den internen Dokumenten aber nicht nur einen Verkaufserlös generieren, sondern vor allem verhindern, dass Abschreibungen weiterhin im Konzern zu Buche schlagen. Denn dann müsste die Güterbahn eine milliardenschwere Sonderabschreibung auf den Firmenwert vornehmen, die den gesamten Konzern in die roten Zahlen drücken würde, wie nach Angaben von Reuters aus den Unterlagen hervorgeht. Dies war zuletzt 2015 der Fall.Trotz aller Sanierungsversuche hat sich die Lage der seit Jahren defizitären DB Cargo, bei der zum Jahreswechsel die langjährige Chefin der Berliner Verkehrsgesellschaft, Sigrid Nikutta, das Steuer übernimmt, offensichtlich noch einmal verschlechtert. So erwartet die Güterverkehrssparte der Bahn den Unterlagen zufolge erst im Jahr 2023 wieder europaweit schwarze Zahlen. Bisher war die Rückkehr in die Gewinnzone für 2021 avisiert. In Deutschland soll DB Cargo sogar erst 2024 einen Gewinn einfahren.Auch die Konkurrenz macht der staatlichen Güterbahn zu schaffen. Im vergangenen Jahr ist der Marktanteil von DB Cargo in Deutschland erstmals unter 50 % gerutscht, wie die Bundesnetzagentur am Donnerstag mitteilte. Der einstige Monopolist erreichte demnach nur noch eine Verkehrsleistung – Tonnen kombiniert mit gefahrenen Kilometern – von 49 %. Im laufenden Turnus dürfte der Anteil angesichts der Dauerkrise von DB Cargo noch einmal schrumpfen. So geht die Bahn 2019 nur noch von einer Leistung von etwas über 60 Mrd. Tonnenkilometern aus. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 132 Mrd. Tonnenkilometer auf deutschen Schienen gefahren. Ein Rekord, der im laufenden Jahr noch einmal übertroffen werden dürfte.Die Pläne zum Massenverkauf von Loks und Güterwaggons sollen laut Reuters demnächst in einer Sondersitzung des Aufsichtsrats zur Mittelfriststrategie beraten werden.