Baidu denkt über IPO für Streamingdienst nach

Chinesische Plattform iQiyi könnte in Hongkong oder USA an die Börse gehen - Wachstumsstarker Markt

Baidu denkt über IPO für Streamingdienst nach

nh Schanghai – Der chinesische Technologiekonzern und führende Suchmaschinenbetreiber im Reich der Mitte, Baidu Inc., erwägt dem Vernehmen nach die Möglichkeit eines Börsengangs für den hauseigenen Videostreaming-Dienst iQiyi.com im kommenden Jahr. Zuvor allerdings dürfte die Einheit eine Finanzierungsrunde zur Einbindung neuer Investoren anstrengen und dabei möglicherweise Wandelanleihen begeben, betonen Sektorexperten. Rund 1 Mrd. Dollar im VisierIm Falle eines Initital Public Offering (IPO) von iQiyi käme für die wie viele chinesische Gesellschaften aus dem Internet- und Tech-Sektor an der New Yorker Börse Nasdaq gelistete Baidu eine US-Börse oder aber der für ausländische Investoren frei zugängliche Hongkonger Aktienmarkt in Frage. Dabei rechnen Marktteilnehmer mit einer möglichen Kapitalaufnahme für die Videoplattform von etwa 1 Mrd. Dollar.Dem Vernehmen nach dürfte der selbst aus Hongkong stammende Gründer und Chief Executive von Baidu, Robin Li, ein Listing an der Hongkong Exchanges favorisieren. Diese hatte 2016 noch vor den New Yorker Börsen das höchste Kapitalaufkommen aus IPO-Transaktionen zu verzeichnen. Allerdings sind in Hongkong Emissionen von Tech-Unternehmen eher selten und kommen im Zweifelsfall auf eine niedrigere Bewertung als an der Wall Street.Auch hatten zahlreiche Neuemissionen in Hongkong einen schweren Stand und verzeichneten eine negative Performance. Nach einer jahrelangen Pause hatte man zuletzt aber wieder ein Tech-IPO an der Hongkonger Börse gesehen. Anfang Dezember lancierte der in China äußerst populäre Foto-App-Betreiber Meitu ein IPO, mit dem 630 Mill. Dollar eingesammelt wurden. Dabei war Meitu einer von nur wenigen Börsenneulingen an der Hongkong Exchanges in diesem Jahr, die beim Marktstart auf eine positive Performance gekommen sind.Die Pläne für ein mögliches IPO der iQiyi folgen einem Gerangel der Baidu-Geschäftsführung mit ihren US-Aktionären. Ursprünglich nämlich hatte Baidu-Chef Li im Verbund mit Yu Gong, Gründer und Chief Executive der von Baidu übernommenen iQiyi, einen Buy-out angestrebt, um den Videodienst aus dem Baidu-Konzern herauszukaufen.Allerdings meldeten einige Hedgefonds, die bei Baidu investiert sind, Opposition gegen den Deal an, weil sie einen viel zu geringen Übernahmepreis monierten und die Transaktion als einen Verstoß gegen die Interessen der Baidu-Aktionäre werteten. In der Tat hätte das Gebot von Li und Yu die Plattform nur mit etwa 2,8 Mrd. Dollar bewertet, während der ebenfalls zu den drei größten Streamingdiensten in China zählende Konkurrent Youku Tudou von Analysten auf einen Wert von rund 4,8 Mrd. Dollar veranschlagt wird. Diese Gesellschaft war 2015 vom chinesischen E-Commerce-Giganten Alibaba übernommen worden.In einer jüngsten Studie der chinesischen Marktforschungsadresse 86Research wird iQiyi bereits auf rund 5,8 Mrd. Dollar veranschlagt. Dem Videoanbieter ist es mittlerweile gelungen, die Plattform besser zu monetisieren. Dabei wurden Partnerschaften mit den Hollywood-Produzenten Paramount Pictures, 21st Century Fox und Lions Gate geknüpft. Bei iQiyi soll sich die Zahl der festen Abonnenten auf über 20 Millionen mehr als verdoppelt haben. Als potenziell wertvollste Sektoradresse gilt allerdings die zum Internetkonzern Tencent gehörende Plattform Tencent Video, die auf über 7 Mrd. Dollar taxiert wird. BAT am DrückerIn den letzten Jahren sind Anbieter für das vorwiegend über Smartphone genutzte Videostreaming in China wie Pilze aus dem Boden geschossen. Dabei haben sich die in China gerne als “BAT” bezeichneten drei führenden chinesischen Internetkonzerne Baidu, Alibaba und Tencent jeweils mit Übernahmen oder Eigengründungen im dem wachstumsträchtigen Sektor positioniert und dominieren das Geschäft. Dem chinesischen Markt für Streamingdienste ein Erlöspotenzial von insgesamt rund 5 Mrd. Dollar zugetraut.