Private Equity

Bain und Cinven machen Kehrtwende bei Stada

Bain und Cinven verkaufen die Stada-Mehrheit an den britischen Finanzinvestor Capvest. Der bisher geplante Börsengang ist damit vorerst vom Tisch.

Bain und Cinven machen Kehrtwende bei Stada

Schnelle Kehrtwende bei Stada

Bain und Cinven bringen den Generikakonzern doch nicht an die Börse – Stattdessen Verkauf an Finanzinvestor Capvest

cru Frankfurt

Stada bleibt in den Händen von Finanzinvestoren. Eigentlich sollte der Generikakonzern in den kommenden Wochen an die Börse gehen. Doch jetzt verkaufen Bain und Cinven die Mehrheit der Anteile an dem Unternehmen aus Bad Vilbel an die britische Private-Equity-Firma Capvest, die auf Investments im Gesundheitssektor spezialisiert ist. Die hatte sich schon zuvor interessiert, aber die beiden Seiten konnten sich nicht auf einen Preis einigen.

Bain und Cinven hatten eine Bewertung von rund 10 Mrd. Euro inklusive 5,7 Mrd. Euro Schulden erwartet. Im Falle eines Börsengangs wäre der Schuldenberg durch eine Kapitalerhöhung und durch frisches Kapital von der Holding, die Stada hält, um die Hälfte abgesenkt worden. Wie viel Capvest nun bezahlt, darüber wurde Stillschweigen vereinbart. Der Finanzinvestor hat jedenfalls bisher nur Unternehmen erworben, die deutlich kleiner sind als Stada.

Seit zwei Jahren im Schaufenster

Der Verkauf von Stada zog sich über zwei Jahren hin. Mehrmals war in dieser Zeit ein IPO avisiert worden, mehrmals auch ein Verkauf. Vor Capvest hatte sich auch Clayton Dubilier & Rice interessiert, dann aber abgewendet. Der jetzt auf die Schiene gesetzte Deal zeigt, wie dringend Bain und Cinven Transaktionssicherheit wünschten. Bei einem Börsengang wäre unsicher gewesen, wie viele Anteile man zu welchem Preis platzieren kann. Jetzt fließen den beiden Finanzinvestoren beim Stada-Mehrheitsverkauf mutmaßlich 2 Mrd. Euro auf einen Schlag zu, die sie einsetzen können, um ihren eigenen institutionellen Investoren einen Teil von deren Einsatz zurückzuzahlen. Kurz vor der Sommerpause hatten der Online-Ersatzteilhändler Autodoc und der Medizintechnik-Softwareanbieter Brainlab ihre IPOs abgeblasen.

Deal-Flaute bei Private Equity

Die ganze Private-Equity-Branche leidet unter einer Deal-Flaute. Zuletzt hatte die Schweizer Partners Group den Heizkostenerfassungskonzern Techem mit einer Bewertung von 6,7 Mrd. Euro an die hauseigene Infrastrukturabteilung weiter verkauft. Der Mehrheitsverkauf an die texanische TPG war an den Kartellwächtern in Brüssel gescheitert.

Bain und Cinven waren 2017 bei Stada eingestiegen zu einer Bewertung von 5,3 Mrd. Euro. Bain-Partner Michael Siefke fasste die vergangenen Jahre zusammen: „Gemeinsam mit Cinven und dem herausragenden Managementteam konnten wir das Consumer-Healthcare-Geschäft skalieren, das Generikageschäft stärken und das Segment Spezialpharmazeutika ausbauen.“ Im Geschäftsjahr 2024 erzielte Stada einen Konzernumsatz von 4,1 Mrd. Euro, ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 886 Mill. Euro und beschäftigte weltweit rund 11.600 Mitarbeiter.

Heerschar von Beratern

Als Berater beim Stada-Verkauf engagiert waren die Investmentbanker von Jefferies und Rothschild. Darüber hinaus wurden Bain und Cinven von Morgan Stanley, J.P. Morgan, Goldman Sachs und Deutsche Bank neben ihrer Rolle als globale IPO-Koordinatoren zur Transaktion beraten. Zu den weiteren Beratern zählten die Kanzlei Kirkland & Ellis, sowie die Unternehmensberatungen EY, BCG und ERM. CapVest wurde von Canson Capital Partners und Centerview Partners beraten.

CEO begrüßt neuen Eigner

Stada-CEO Peter Goldschmidt hatte erst in der vergangenen Woche einen möglichen Börsengang für den Herbst erwogen. Der neue Mehrheitseigentümer CapVest kündigte nun an, erhebliches neues Kapital einsetzen zu wollen, um das Wachstum des Unternehmens zu beschleunigen. Goldschmidt begrüßte Capvest als idealen nächsten Partner.

Bain und Cinven verkaufen die Stada-Mehrheit an den britischen Finanzinvestor Capvest. Der bisher geplante Börsengang ist damit vorerst vom Tisch. Stada galt als einer der aussichtsreichster Kandidat für ein IPO in der zweiten Jahreshälfte, neben dem Prothesenhersteller Ottobock und ISS Stoxx.