Balcke-Dürr geht mit Mitgift an Mutares

Deutscher Finanzinvestor für Restrukturierungsfälle übernimmt den Anlagenbauer vom US-Konzern SPX

Balcke-Dürr geht mit Mitgift an Mutares

wb Frankfurt – Die börsennotierte Beteiligungsgesellschaft Mutares aus München und Paris legt sich ein Unternehmen mit großer Tradition zu, das inzwischen aber stark geschrumpft ist: den Anlagenbauer Balcke-Dürr. Die früher zum zeitweiligen Dax-Mitglied Deutsche Babcock (später Babcock Borsig) gehörende Unternehmen, wird jetzt von SPX Corporation erworben, die Balcke-Dürr nach der Insolvenz von Babcock-Borsig zugelegt hatte. Und SPX gibt noch eine Mitgift dazu.Im vorigen Jahr setzte der Anlagenbauer mit 650 Beschäftigten 142 Mill. Euro um. Zum Vergleich: 1996/97 kam Balcke-Dürr auf umgerechnet rund 1 Mrd. Euro.Mutares, die sich auf Restrukturierungsfälle ausgerichtet hat, plant weitere Investments in Engineering & Technology. Unter einst glänzenden Namen hat Mutares den Spezialpapierhersteller Zanders (Gohrsmühle) aus Bergisch Gladbach im Portfolio. Diese wurde im Mai 2015 vom finnischen Forstindustrieunternehmen Metsä erworben. Mutares, die in dem auslaufenden Börsensegment Entry Standard notiert ist, bringt es derzeit auf einen Börsenwert von knapp 200 Mill. Euro. Im dreiköpfigen Aufsichtsrat der Beteiligungsgesellschaft sitzt mit Ulrich Hauck der Finanzchef des Zuliefererkonzerns Schaeffler.Das Unternehmen legt sich gerne mit negativen Kaufpreisen und “Badwill” Beteiligungen an Unternehmen mit etabliertem Geschäftsmodell und Wachstumspotenzial zu, die im Umbruch stecken. Zu solchen Sondersituationen zählten Unternehmernachfolgen, Restrukturierungen und Sanierungen oder Ertragsschwäche. Ziel sei es, die Portfoliofirmen mit operativer Betreuung “auf einen stabilen Pfad profitablen Wachstums zu führen” und mit Arrondierungen zu stärken. Die “Bargain Purchases”, bei denen die Anschaffungskosten unter dem Substanzwert liegen, führen zu einer sofortigen erfolgswirksamen Erfassung des negativen Unterschiedsbetrages aus der Kapitalkonsolidierung.Die 2008 gegründete und 2014 in den Entry Standard geführte Mutares, deren Mehrheit (54 %) bei den Co-CEOs Axel Geuer und Robin Laik liegt, finanziere ohne Fonds und ohne Schulden aus der Bilanz, heißt es. Zur Jahresmitte betrug die Bilanzsumme 417 Mill. Euro bei liquiden Mitteln von 52 Mill. Euro und Bankschulden von 35 Mill. Euro. Eigenkapital deckte 13,4 % der Bilanzsumme. Der Umsatz der bis dahin 13 Beteiligungen lag bei 311 Mill. Euro und das operative Ergebnis (Ebitda) auf 4,0 (i.V. 12,9) Mill. Euro. Netto lag der Verlust bei 7,1 Mill. Euro. Als ZugpferdBalcke-Dürr fertigt Kraftwerkskomponenten, Filtersysteme und ist im Service in der chemischen und energieerzeugenden Industrie tätig. Dabei gehe es um Effizienzsteigerung und Senkung von CO2-Emissionen. Die bekannte Marke betrachtet Mutares als “ideales Plattforminvestment und Zugpferd”. SPX erhält nach eigenen Angaben “nominal Cash” und hat zugesagt, ausreichend Liquidität in Balcke-Dürr zu belassen. Der Deal wirke ergebnissteigernd, teilt der US-Konzern mit.Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt gegeben, dass das Nutzfahrzeugzuliefergeschäft von Plastic Omnium zum Portfolio hinzukommt. Mutares forme damit “einen global führenden Nutzfahrzeugzulieferer für Innen- und Außenteile” mit fast 400 Mill. Euro Umsatz und 2 700 Beschäftigten in 15 Werken. Plastic-Omnium Geschäft trägt dazu 190 Mill. Euro bei. Für den Verkäufer hat die Trennung einen positiven Ergebnisbeitrag. Zudem werden zwei Werke der Mecaplast-Gruppe mit 70 Mill. Euro Umsatz erworben. Hier geht es um Innen- und Außenverkleidungsteile für leichte und schwere Lkw. Die Akquisition wird als ideale Ergänzung für das Portfoliounternehmen STS bezeichnet.Wegen des absehbaren Wegfalls des Entry Standard sei Mutares mit seinen Designated Sponsors Baader und Dero Bank (vormals VEM Aktienbank) im Gespräch.