Balsam für Osram-Chef Berlien

Von Joachim Herr, München Börsen-Zeitung, 15.2.2017 Weiß-blauer Himmel über München. Auch im Kongresszentrum der Messe herrscht eitel Sonnenschein: Viele nette Worte gibt es für den Vorstand von Osram. Besonders für Konzernchef Olaf Berlien muss es...

Balsam für Osram-Chef Berlien

Von Joachim Herr, MünchenWeiß-blauer Himmel über München. Auch im Kongresszentrum der Messe herrscht eitel Sonnenschein: Viele nette Worte gibt es für den Vorstand von Osram. Besonders für Konzernchef Olaf Berlien muss es eine große Genugtuung sein. Wahrscheinlich klingt ihm die heftige Kritik noch in den Ohren, die ihm vor einem Jahr an derselben Stelle entgegenschlug. Großaktionär Siemens machte Berlien für Strategiefehler verantwortlich und verweigerte ihm die Entlastung.Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz stimmte damals zwar nicht gegen den Vorstandsvorsitzenden, rügte aber das Vermitteln der Strategie: “Das war ein Kommunikationsdesaster.” Und nun findet die für ihre strengen Auftritte bekannte Aktionärsschützerin versöhnliche Worte: “Die Story von Osram ist in die Öffentlichkeit transportiert und verstanden worden.” Abzulesen sei das am deutlich gestiegenen Aktienkurs. “Wer hätte das gedacht nach dem Eklat vor einem Jahr”, ruft sie aus und stimmt ein Loblied an: “Herr Berlien, Sie haben das Ruder herumgerissen.” Osram sei auf dem richtigen Weg: “Weiter so!”Berlien, gestärkt von seinem um fünf Jahre verlängerten Vorstandsvertrag (vgl. BZ vom 14. Februar), gab sich kurz zuvor in seiner Rede keine Blöße – von Demut keine Spur. Schon vor einem Jahr habe Osram auf ein Rekordjahr zurückgeblickt. Auf die Ende 2015 gestartete Wachstums- und Innovationsoffensive sei der Auftrag der Aktionäre gefolgt: “2016 müssen Sie liefern!” Berlien antwortete mit einem neuen Rekordjahr und einem strahlenden Lächeln: “Heute kann ich Ihnen sagen: Das ist uns gelungen! Und wie ich meine, sogar richtig gut.”Im Zuge der Wachstumsoffensive, die Siemens vor einem Jahr gegen den Strich gegangen war, will Osram in den nächsten Jahren 1 Mrd. Euro in den Ausbau des Geschäfts mit LED-Chips stecken. Im ersten Teil eines Fabrikneubaus in Malaysia für 370 Mill. Euro soll Ende 2017 die Produktion beginnen. Kosten- und Zeitplan seien sogar leicht unterschritten, verkündet Berlien.Gute Nachrichten hat er auch für den Verkauf der ausgegliederten Lampensparte Ledvance nach China parat. Von den 14 notwendigen Genehmigungen fehlt nur noch eine aus China, die Geldtransfers gestattet. Vor wenigen Tagen gab der US-Regierungsausschuss für Auslandsinvestitionen (CFIUS) sein Okay. Den erwarteten Erlös aus dem Verkauf von Ledvance präzisiert Berlien auf eine Spanne von 450 Mill. bis 500 Mill. Euro. Bisher war von mehr als 400 Mill. Euro die Rede.Berliens Versöhnungstreffen mit den Aktionären krönt das Abstimmungsergebnis. Zur Erinnerung: Vor einem Jahr erhielt er nur knapp 71 % Ja-Stimmen – damals als Einzelvotum. Nun wird der gesamte Vorstand von den mehr als 2 300 Anteilseignern (Präsenz rund 57 %) mit 99,96 % entlastet: nach dem Denkzettel im Vorjahr ein Nordkorea-Resultat. ——–Friede, Freude und ein Nordkorea-Resultat: Die Hauptversammlung verzeiht dem Vorstand alles.——-