Chemie

BASF bereitet sich auf Gasengpass vor

Der Chemiekonzern BASF hat nach einem starken ersten Halbjahr die Umsatzprognose für 2022 erhöht. Größtes Risiko für das Unternehmen ist eine unzureichende Gasversorgung in Deutschland.

BASF bereitet sich auf Gasengpass vor

swa Frankfurt

Noch registriert der Chemiekonzern BASF eine positive Geschäftsentwicklung, das Management stellt sich aber auf schwierige Zeiten ein. Inflation und Zinswende werden sich nach Einschätzung des Unternehmens zunehmend auf die Nachfrage auswirken und das globale Wachstum 2023 bremsen. Dazu kommen Belastungen aus hohen Energie- und Rohstoffpreisen und die drohende Gasknappheit, sollte Russland die Lieferungen weiter reduzieren oder einstellen.

Nach einem starken zweiten Quartal erhöht der Konzern trotz der konjunkturellen Risiken in Europa die Umsatzprognose für das Jahr deutlich und rechnet nun mit Erlösen von 86 bis 89 Mrd. Euro. Zuvor war ein Intervall von 74 bis 77 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden, nach einem Umsatz von 78,6 Mrd. im Turnus 2021. Das Betriebsergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen wird nun bei 6,8 bis 7,2 Mrd. Euro erwartet – hier wird das untere Ende der Spanne um 0,2 Mrd. nach oben gesetzt. BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller zeigt sich zuversichtlich, das obere Ende zu erreichen. Damit würde das adjustierte Ebit unter dem Vorjahreswert von 7,8 Mrd. Euro ankommen. Die Investitionen fährt BASF auf unter 4 Mrd. Euro zurück, nachdem zuvor 4,6 Mrd. geplant waren.

Brudermüller stellt klar, dass es vor allem bedingt durch den Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden Auswirkungen auf Energie- und Rohstoffpreise sowie auf die Rohstoffverfügbarkeit insbesondere in Europa zu zusätzlichen Belastungen kommen kann, die in dem angepassten Ausblick nicht berücksichtigt sind. Ohne diese Effekte rechnet BASF im zweiten Halbjahr mit einer allmählichen Abkühlung der wirtschaftlichen Entwicklung, mit deutlicher Ausprägung vor allem in Europa. In der Prognose ist auch unterstellt, dass es keine starken Einschränkungen durch neue Lockdowns in China gibt und in Europa keine Produktion infolge von Gasknappheit komplett ausfällt. Derzeit würden alle europäischen Standorte der BASF ausreichend mit Erdgas versorgt, die positive Geschäftsentwicklung des zweiten Quartals habe sich für BASF im Juli fortgesetzt.

Szenenwechsel in China

In China, wo der Konzern derzeit einen neuen großen, integrierten Standort baut, war das zweite Quartal durch die strengen Lockdowns in einigen größeren Städten beeinträchtigt. Der Zuwachs der Chemieproduktion in China verlangsamte sich im Jahresvergleich von 8,1% auf 3,1%. Die Absatzmengen der BASF schrumpften um 17,4%. In der zweiten Jahreshälfte rechnet BASF mit einer Verbesserung, die Mengen hätten sich im Mai und Juni bereits wieder stark erholt. Brudermüller geht davon aus, dass die chinesische Regierung mit einer „differenzierteren Strategie“ zur Eindämmung der Pandemie und mit „dezidierten Maßnahmenpaketen“ zur Stimulierung der Wirtschaft, insbesondere der Automobilbranche, reagieren wird.

Größte Herausforderung für den Konzern ist derzeit die drohende Gasknappheit an den deutschen Standorten. BASF gilt als größter industrieller Gasverbraucher in Deutschland und benötigt Gas für die Strom- und Dampferzeugung sowie als Rohstoff –  am Standort Ludwigshafen verteilt sich der Einsatz auf jeweils 50%. „Wenn die Erdgasversorgung nicht unter die Hälfte unseres maximalen Bedarfs fällt, können wir den Verbund in Ludwigshafen mit reduzierter Last weiter betreiben“, versichert Brudermüller.

BASF komme in den Vorbereitungen zur Substitution von Erdgas, etwa durch Heizöl, und in der Optimierung der Anlagen am Standort Ludwigshafen gut voran. Als Rohstoff wird Erdgas in großer Menge in der Herstellung von Ammoniak benötigt. Bei dem Produkt ist eine externe Beschaffung möglich, so dass BASF die Produktion drosseln kann. Bei Acetylen und Synthesegas, zweit- und drittgrößte Verbraucher von Erdgas, ist es schwieriger, an der ein oder anderen Stelle werde aber auch hier reduziert. Brudermüller geht davon aus, dass BASF sowohl in der Strom- und Dampferzeugung als auch im Rohstoffeinsatz den Gasverbrauch wie im EU-Notfallplan vorgesehen um 15% einschränken kann.

BASF
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr    
in Mill. Euro20222021
Umsatz46 05839 153
Ebitda7 1056 375
  in % vom Umsatz15,416,3
Ebit vor Sondereffekten5 1574 676
Ebit5 1354 627
Finanzergebnis−235−215
Reingewinn3 3113 372
Cashflow9382 012
Marktwert (27.7.2022)38380           
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