BASF drückt auf die Tube

"Mittelfristig" Börsengang der künftigen Wintershall Dea - Stärker gegen Multis

BASF drückt auf die Tube

wb Frankfurt – BASF und der russische Oligarch Michail Fridman haben es eilig mit der Zusammenlegung ihrer Öl- und Gasgeschäfte. Wie kurz vermeldet (vgl. BZ vom 8. Dezember), haben sich Letter One, das Vehikel von Fridman und seinen Partnern, und der Chemieriese auf eine Absichtserklärung über den Zusammenschluss in einem Joint Venture namens Wintershall Dea geeinigt. Eine Bewertung wird nicht genannt, sie wird auf über 12 Mrd. Euro gesetzt. Für den “mittelfristig” ins Auge gefassten Börsengang könnte die Bewertung nach Synergieeffekten und unter Einrechnung von Wachstumsperspektiven in Richtung 20 Mrd. Euro gehen, meinen Banker.Auf Basis der Bewertung ihrer Explorations- und Produktionsgeschäfte soll BASF zunächst 67 % und Letter One 33 % der Anteile an der künftigen Wintershall Dea halten. Das Gastransportgeschäft von Wintershall ist in diesem Verhältnis nicht berücksichtigt. Wintershall Dea soll zum Zeitpunkt des Closing eine Pflichtwandelanleihe an BASF ausgeben, die dem Wert des Gastransportgeschäfts von Wintershall entspricht. Spätestens 36 Monate nach dem Abschluss der Transaktion würde dieser Mandatory Convertible gewandelt in Anteile an Wintershall Dea, womit der BASF-Anteil steigt. Wintershall Dea soll entstehen, indem Letter One sämtliche Dea-Anteile in Wintershall einbringt und im Gegenzug neue Anteile erhält. Nach Abschluss der Transaktion will BASF ihren Anteil an dem Joint Venture voraussichtlich nach der Equity-Methode in den Konzernabschluss einbeziehen. Jetzt Due DiligenceDas Öl- und Gasgeschäft von Letter One, dem der frühere BP-Chef Lord Browne vorsitzt, umfasst die 2015 von RWE für 5,1 Mrd. Euro erworbene Dea Deutsche Erdöl AG. Schon damals war BASF an dem Unternehmen interessiert, doch galt die Bewertung als zu hoch. In den nächsten Monaten wollen BASF und Letter One eine “bestätigende Due Diligence” vornehmen und endgültige Transaktionsvereinbarungen verhandeln. Mit einem Abschluss könne in der zweiten Jahreshälfte 2018 gerechnet werden, vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen. Bis zum Closing würden Wintershall und Dea unabhängig voneinander geführt. Mit dem Zusammenschluss wollen beide Seiten besser gegen die Multis der Branche antreten. “Es wird die größte unabhängige Öl- und Gasfördergesellschaft in Europa und ein deutscher Champion”, sagte Lord Browne. Wintershall und Dea fördern seit Jahrzehnten gemeinsam auf der Plattform Mittelplate Öl. Wintershall konzentriert sich auf Europa, Nordafrika, Russland und Südamerika sowie den Nahen Osten. Dea ist in Deutschland, Nordafrika und in Nordeuropa, insbesondere Norwegen, aktiv. BASF will den Vorstandschef stellen, Letter One den Vize. Die Standorte Kassel und Hamburg bleiben erhalten.Im vorigen Jahr kam das kombinierte Geschäft auf einen Pro-forma-Umsatz von 4,3 Mrd. Euro und ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 2,2 Mrd. Euro. Der Jahresüberschuss nach Anteilen anderer Gesellschafter wird mit 326 Mill. Euro beziffert. Insgesamt beliefen sich die Produktionsvolumina auf 215 Mill. Fass Öläquivalent, was einer täglichen Fördermenge von 590 000 BOE entspreche. Auf der Grundlage der nachgewiesenen Reserven von 2,1 Mrd. BOE Ende 2016 würde die rechnerische Reichweite rund zehn Jahre ausmachen, heißt es.