Chemieindustrie

BASF hält an IPO von Wintershall Dea fest

BASF nimmt mit seiner Tochtergesellschaft Wintershall Dea weiterhin Kurs auf die Börse. Von Sanktionen gegen Russland sieht sich der Chemiekonzern im operativen Geschäft nicht betroffen. In der Prognose für 2022 bleibt das Management verhalten mit Blick auf hohe Rohstoffkosten.

BASF hält an IPO von Wintershall Dea fest

swa Frankfurt – Auch das Management der BASF blickt mit Abscheu auf den Krieg in der Ukraine. „Wir sind entsetzt über diesen Angriff und sehen die weitere Entwicklung mit großer Sorge“, sagt Vorstandschef Martin Brudermüller zu Beginn der Bilanzvorlage für 2021. Der Chemiekonzern hat selbst wenig Geschäft in der Region: Auf Russland entfällt 1% des Konzernumsatzes, auf die Ukraine 0,2%. Jahrzehntelange intensive Geschäftsbeziehungen mit Russland pflegt jedoch die Öl- und Gastochter Wintershall, von der BASF jedoch nach der Fusion der Energieaktivitäten mit dem Wettbewerber Dea die Trennung eingeleitet hat.

Trotz der schweren politischen Konflikte hält BASF nach den Worten von Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel am Börsengang von Wintershall Dea fest. Wegen schwieriger Marktbedingungen war das IPO 2021 auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Zuletzt waren Unstimmigkeiten mit dem Wintershall-Minderheitsaktionär Letter One bekannt geworden, einer Beteiligungsgesellschaft des russischen Milliardärs Michail Fridman. Letter One soll sich gegen ein schnelles IPO ausgesprochen haben in der Befürchtung, das Öl- und Gasunternehmen könnte sich unter Wert verkaufen.

CFO Engel unterstreicht, BASF werde alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, „um unsere Rechte und Interessen zu schützen“. Dazu gehöre auch „der Rechtsweg“. Zudem gibt es die Vereinbarung, wonach BASF von 2023 an einen Börsengang einseitig initiieren kann. BASF hält derzeit 67% der Stammaktien von Wintershall Dea, Letter One 33%. BASF hat zudem Vorzugsaktien, die Anfang Mai 2022 in Stammaktien umgewandelt werden, so dass die Beteiligung des Chemiekonzerns dann auf 72,7% steigen wird, der Minderheitsaktionär schrumpft auf 27,3%. Den Buchwert der Beteiligung in der BASF-Bilanz gibt Engel mit 9,5 Mrd. Euro an.

Ertragreiches Geschäft

„Wir halten das IPO für den richtigen Weg“, sagt der Finanzchef. Natürlich müsse er in das richtige Marktumfeld passen. Wintershall Dea sei in ihren operativen Aktivitäten bislang nicht von gegen Russland verhängten Sanktionen betroffen. Angesichts steigender Öl- und Gaspreise geht BASF davon aus, dass die Tochtergesellschaft ihr operatives Ergebnis im laufenden Jahr weiter deutlich ausbauen wird. Wintershall Dea hatte 2021 das operative Ergebnis (Ebitdax) von 1,6 Mrd. auf 3,8 Mrd. Euro mehr als verdoppelt, rund 19% davon wurden in Russland erzielt.

BASF geht auch nicht davon aus, dass Wintershall Dea als Darlehensgeberin für den Bau der Ostseepipeline Nord Stream 2 von Sanktionen der USA gegen die zuständige Projektgesellschaft betroffen sein wird. Engel erwartet, dass der gewährte Kredit zurückgezahlt wird. Hier sei mit Blick auf mögliche Wertberichtigungen abzuwarten, „ob es Konsequenzen zu ziehen gibt“. Wintershall Dea hat in ihrem Risikobericht im Abschluss 2021 die Einschätzung geäußert, dass die vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Finanzinvestoren erfüllt werden. „Sollten politische Interventionen die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 verhindern, nehmen wir an, dass die Projektgesellschaft Ansprüche auf Entschädigung durchsetzen kann“, heißt es dort.

Energiepreise belasten

BASF selbst kaufe für die eigene Produktion kein Öl und Gas direkt von Russland, sondern werde von zwei westeuropäischen Lieferanten beliefert. Der Konzern beziehe indes direkt Rohbenzin (Naphta) für die Herstellung von Basischemikalien aus dem Land und decke damit 20 bis 30% des eigenen Bedarfs. Das lässt sich nach den Worten von Engel „relativ einfach substituieren“.

Mit Blick auf die allgemeine Energiepreissituation und deren Auswirkung auf das Konsumentenverhalten sieht BASF Risiken für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Es werde schwierig, die bislang in Nordwesteuropa aus Russland bezogenen Mengen kurzfristig mit Flüssiggaslieferungen zu ersetzen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der Dax-Konzern Umsatz und Ergebnis trotz hoher Rohstoffpreise deutlich ausgebaut. Dabei sind die Verkaufspreise um 25% gestiegen bei einem Mengenwachstum um 11%. Die Ergebnisentwicklung sei in allen Segmenten von höheren Kosten für Energie und Logistik belastet worden, dies gelte besonders für das vierte Quartal. „Wir werden daher in den kommenden Monaten weitere signifikante Preiserhöhungen umsetzen, um die deutlich gestiegenen Kosten weiterzugeben und unsere Margen in den Downstream-Geschäften wieder zu verbessern“, verspricht Brudermüller.

Das laufende Jahr habe schwungvoll begonnen, die starke Nachfrage halte im Februar an. In der Prognose bleibt BASF trotz des erfolgversprechenden Auftakts vorsichtig und stellt für 2022 einen Ertragsrückgang in Aussicht. Der Umsatz wird in einem Intervall von 74 bis 77 Mrd. Euro erwartet nach 78,6 Mrd. im Turnus 2021. Das Betriebsergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen wird auf 6,6 bis 7,2 Mrd. Euro vorhergesagt nach 7,8 Mrd. Euro. Die Prognose berücksichtige Unsicherheiten, die sich aus Lieferkettenunterbrechungen, dem weiteren Verlauf der Corona-Pandemie sowie der Entwicklung der Energiepreise ergeben. Auch der Krieg in der Ukraine könne signifikanten Einfluss auf das Wachstum und die weitere weltwirtschaftliche Entwicklung haben, die möglichen Effekte seien aber derzeit nicht verlässlich abzuschätzen.

Dividende steigt

In der Dividende folgt BASF ihrer Strategie, möglichst jedes Jahr zu erhöhen, und stockt um 10 Cent auf 3,40 Euro auf. Damit werden 3,1 Mrd. Euro an die Anteilseigner verteilt. Auch mit dem auf 3 Mrd. Euro ausgelegten Aktienrückkauf hat der Konzern begonnen und bislang Titel für 415 Mill. Euro erworben – zum Durchschnittskurs von 66,70 Euro. „Wir halten die BASF-Aktie für unterbewertet“, betont Engel. Deshalb habe man sich für den Rückkauf entschieden. Am Freitag verlor die Aktie 1% auf 60,43 Euro. Vor allem die Zahlen im vierten Quartal sollen bei Investoren für Enttäuschung gesorgt haben.

BASF
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz7859859149
Ebitda113556494
Ebit7677–191
Ebit vor Sondereffekten77683560
Nettoergebnis5523–1060
Ergebnis je Aktie (Euro)6,01–1,15
Dividende (Euro)3,403,30
Operativer Cashflow72455413
Free Cashflow37132284
Nettoverschuldung1435214677
Marktwert 25.2.202254310
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