BASF navigiert in schwierigem Fahrwasser
BASF navigiert in schwierigem Fahrwasser
BASF navigiert in schwierigem Fahrwasser
Kapitalmarkttag steht unter dem Eindruck eines schwierigen Geschäfts – Hoffnung liegt auf Portfolio-Bereinigung und neuem China-Standort
lis Frankfurt
Die Deutsche Bank wollte nicht bis zum Kapitalmarkttag der BASF an diesem Donnerstag warten. Schon Anfang der Woche versendete Deutsche Bank Research ihre Einschätzung zum größten Chemiekonzern der Welt. Und die fiel vergleichsweise positiv aus: Analystin Virginie Boucher-Ferte glaubt, im laufenden Jahr werde die geschäftliche Talsohle erreicht, 2026 und 2027 könnte es also wieder aufwärts gehen. Die Ende Oktober anstehenden Quartalszahlen dürften allerdings einen achtprozentigen operativen Ergebnisrückgang (Ebitda) zeigen, schreibt Boucher-Ferte weiter.
Lange Durststrecke
Denn aktuell sieht es für die gesamte Chemiebranche düster aus. „Hoffnungen auf eine konjunkturelle und wirtschaftspolitische Wende sind verflogen“, vermeldete zuletzt der Verband der Chemischen Industrie (VCI). Die Chemieindustrie rechne bis ins kommende Jahr hinein nicht mehr mit einer konjunkturellen Belebung. Zuletzt lag die Chemieproduktion fast 7% unter dem Vorjahresniveau. Der Auftragseingang sank sogar um 10%.
Vor allem im Inland zeigt sich laut VCI die angespannte Lage der deutschen Industrie deutlich: Viele Abnehmerbranchen fahren ihre Produktion weiter zurück. Der Inlandsumsatz mit Chemikalien verfehlte seinen Vorjahreswert deutlich. Auf den Auslandsmärkten leide die deutsche Chemie unter ihrer schwachen Wettbewerbsposition – höhere Zölle verschärfen die Situation zusätzlich.
Optionen für Futtermittel-Enzyme
Da dürfte es auch BASF-CEO Markus Kamieth und CFO Dirk Elvermann schwer fallen, bei den Investoren am Donnerstag in Antwerpen für gute Stimmung zu sorgen. Ein positiver Treiber für die Aktie könnten Nachrichten über die geplanten Portfolio-Maßnahmen sein, schreibt Thomas Schulte-Vorwick von Metzler.
Vorstandschef Kamieth will den im September vergangenen Jahres angekündigten Konzernumbau fortsetzen und den Chemieriesen stärker auf die Kerngeschäfte fokussieren, die eng in den Produktionsverbund eingebunden sind. Für die Coatings-Geschäfte habe BASF zahlreiche Angebote von Finanz- und strategischen Investoren erhalten, hatte Kamieth bei Vorlage der Halbjahreszahlen Ende Juli gesagt. Auch mit den Plänen für einen möglichen Börsengang der Agrarsparte komme BASF gut voran. „Wir streben weiterhin an, bis 2027 alle internen Vorbereitungen für einen erfolgreichen Börsengang abgeschlossen zu haben.“
Am Mittwoch kurz vor dem Kapitalmarkttag kündigte BASF zudem an, strategische Optionen für das Geschäft mit Futtermittel-Zusätzen zu prüfen, das zum Unternehmensbereich Nutrition & Health gehört. Man sei auf der Suche nach Partnern, für die Futtermittel-Enzyme ein strategischer Schwerpunkt seien, hieß es.
Prognose gesenkt
Im operativen Geschäft dürfte es indes derzeit kaum positive Impulse geben. Das hatte sich auch in der im Frühsommer gesenkten Prognose für das Gesamtjahr widergespiegelt. BASF rechnet demnach für 2025 nur noch mit einem bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) zwischen 7,3 und 7,7 Mrd. Euro nach zuvor 8,0 bis 8,4 Mrd. Euro. Besonders die US-Zollpolitik schüre Unsicherheit, hatte es zur Begründung geheißen. „Der direkte Impact ist für uns überschaubar", betonte Kamieth. Allerdings blieben die Kunden zurückhaltend. „Wir erwarten, dass die Unsicherheit nicht so schnell weggeht.“
BASF rechnete deshalb damit, dass in der laufenden zweiten Jahreshälfte das Wachstum in allen großen Wirtschaftsregionen nachlässt – besonders im Heimatmarkt Europa. Eine positive Ausnahme bildet der wichtige chinesische Markt. „Dort findet Wachstum statt auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten“, sagte der Vorstandschef. Gleichzeitig gebe es dort Überkapazitäten insbesondere bei Basischemikalien und entsprechend stünden die Margen unter Druck.
Neuer Verbund-Standort in China
Interesse dürfte bei den Investoren vor diesem Hintergrund der neue Verband-Standort der Ludwigshafener im südchinesischen Zhanjiang erwecken, der im kommenden Jahr den Betrieb aufnehmen soll. Das Projekt komme im Zeitplan und „signifikant unter Budget“ voran, hatte es im Sommer geheißen. Demnach soll der Standort bis 2030 einen operativen Gewinn von 1 bis 1,2 Mrd. Euro erzielen. Das Erreichen der Profitabilitätsziele werde sich jedoch verzögern. „Im ersten Jahr sollte man da nicht zu viel erwarten.“
BASF geht dabei auch die Kosten an. Bis Jahresende erwartet Finanzchef Elvermann jährliche Einsparungen von 1,6 Mrd. Euro. Zusätzlich sollen die Investitionen in diesem Jahr um mindestens 200 Mill. Euro gekürzt werden. Ziel bleibt es, die geplanten jährlichen Einsparungen von 2,1 Mrd. Euro bis Ende 2026 zu erreichen.
