BASF trennt sich vom Gashandel

Beteiligungstausch mit dem russischen Partner Gazprom - Konzentration auf Exploration und Produktion

BASF trennt sich vom Gashandel

Der BASF-Konzern trennt sich vom Gashandel. Die Tochtergesellschaft Wingas geht vollständig an den russischen Partner Gazprom, während BASF im Gegenzug Anteile an westsibirischen Gasfeldern erhält. Damit konzentriert sich das Unternehmen künftig auf die Exploration und Produktionvon Öl und Gas.swa Frankfurt – Der weltgrößte Chemiekonzern BASF steigt aus dem Gashandels- und Speichergeschäft aus und sichert sich dafür in einem Deal mit dem langjährigen russischen Partner Gazprom Zugriff auf Energiereserven in Westsibirien. Die Konzerngesellschaft Wintershall erhält 25 % plus einen Anteil an zwei weiteren Blöcken der Achimov-Formation des Urengoi-Erdgasfeldes, teilt BASF mit. Dabei bestehe die Option, den Anteil an den gemeinsam mit Gazprom betriebenen beiden Lagerstätten auf 50 % aufzustocken.Die beiden Blöcke verfügen laut BASF über Kohlenwasserstoffvorkommen von 274 Mrd. Kubikmeter Erdgas und 74 Mill. Tonnen Kondensat. Dies entspreche insgesamt 2,4 Mrd. Barrel Öläquivalent. Aus beiden Blöcken sollen, beginnend 2016, mindestens 8 Mrd. Kubikmeter Gas jährlich gefördert werden. Den Deal hatten BASF und Gazprom, die im Joint Venture Achimgaz in Nowy Urengoi bereits aus einen Block Erdgas produzieren, vor einem Jahr als Rahmenvereinbarung angekündigt. Damals hieß es, der russische Rohstoffkonzern erhalte Anteile an Feldern in der britischen und niederländischen Nordsee. Doch nun wird mitgeteilt, dass BASF sogar ihre Hälfte an der Gashandelstochter Wingas von 50 % plus einem Anteil abgibt, sodass Gazprom künftig 100 % halten wird. Um “Wertgleichheit” herzustellen, überträgt BASF zudem 50 % an der Wintershall Noordzee B.V., die in Öl- und Gassuche sowie Förderung in der südlichen Nordsee aktiv ist. Die Pipelinebeteiligungen und somit das Gastransportgeschäft der BASF werden von der Transaktion nicht berührt.Die veränderten Konditionen deuten darauf hin, dass Gazprom innerhalb eines Jahres noch besser verhandelt hat oder die Reserven in den beiden Blöcken in Westsibirien größer sind als damals erwartet. Bei Wintershall wird betont, dass die mit Gazprom vereinbarten Fördermengen garantiert seien und Abweichungen kompensiert würden. Gazprom ist seit langem bestrebt, beim europäischen Endkunden stärker Fuß zu fassen. Gazprom und Wintershall haben sich vor 20 Jahren in der Wingas zusammengetan. 2005 hatte BASF schon einmal für eine Gasfeldbeteiligung Anteile von Wingas hergegeben – damals stockte Gazprom von 35 % auf 50 % minus einen Anteil auf. Die Margen im Gashandel sind unter Druck. Wintershall betont denn auch, dass renditeschwaches gegen renditestarkes Geschäft getauscht werde. Die Investitionen für die Erschließung der beiden Gasblöcke werden mehrere Milliarden Euro betragen, seien mit dem Anteil der BASF aber in der Budgetplanung bereits berücksichtigt.Zunächst gehen Aktivitäten mit einem Umsatz von 8,6 Mrd. Euro und einem Betriebsergebnis (Ebit) von 350 Mill. Euro aus dem BASF-Konzern heraus, während die eingetauschten Assets erst in einigen Jahren Erträge bringen dürften. Dabei konsolidiert BASF die Wingas bislang zu 100 %. “Der Asset-Tausch steht im Einklang mit unserer Strategie, die Exploration und Produktion von Öl und Gas auszubauen”, sagte BASF-Vorstandsvorsitzender Kurt Bock, der in Moskau mit Gazprom-Chef Alexej Miller zusammentraf.Auch Berlin schaut sich den Deal an. “Die Bundesregierung wird die Transaktion im Rahmen ihrer außenwirtschaftlichen Möglichkeiten prüfen”, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums zu Reuters. Bislang ist noch keine Transaktion bekannt geworden, die mit Hinweis auf das Außenwirtschaftsgesetz gestoppt wurde.