Halbjahreszahlen

BASF warnt vor Konjunkturabkühlung

Die Chemiebranche gilt als einer der wichtigsten Konjunkturindikatoren. Die Aussagen von BASF dürften deshalb aufhorchen lassen. Das Unternehmen stellt sich auf schwere Zeiten ein.

BASF warnt vor Konjunkturabkühlung

BASF fährt auf Sicht

Unsicherheit der Kunden schlägt sich auf Chemiekonzern durch – „Sind froh, wenn wir über den Monat hinausgucken können“

Chemie gehört zu den Branchen, die eigentlich am wenigsten unter US-Zöllen leiden, weil es zahlreiche Ausnahmen gibt. Doch die Kunden sind verunsichert und halten sich mit Bestellungen zurück. Das bekommt BASF zu spüren. Die Ludwigshafener steuern mit Einsparungen und dem laufenden Konzernumbau gegen.

das/Reuters Ludwigshafen

Der Chemiekonzern BASF stellt sich wegen weltweiter Handelskonflikte und unklarer Konjunkturaussichten auf schwierige Zeiten ein. „Die Unsicherheit bei den Kunden ist schon groß“, sagte Finanzvorstand Dirk Elvermann am Mittwoch zur Vorlage der Halbjahresbilanz. Üblicherweise könne BASF die Auftragslage drei bis vier Monate im Voraus gut einschätzen. „Im Moment sind wir froh, wenn wir über den Monat hinausgucken können.“

Auch die jüngste Zollvereinbarung zwischen der EU und den USA hat nach Ansicht des Vorstands noch keine ausreichende Klarheit gebracht. Vorstandschef Markus Kamieth rechnet zwar mit einer „langen Liste von Ausnahmen“ bei den Zöllen für Chemieprodukte. „Der direkte Impact ist für uns überschaubar. Das bleibt auch so mit dem neuen Deal.“ Jedoch blieben die Kunden zurückhaltend. „Wir erwarten, dass die Unsicherheit nicht so schnell weggeht.“

BASF rechnet deshalb damit, dass in der zweiten Jahreshälfte das Wachstum in allen großen Wirtschaftsregionen nachlässt – besonders im Heimatmarkt Europa. Eine positive Ausnahme bildet der wichtige chinesische Markt. „Dort findet Wachstum statt auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten“, sagte der Vorstandschef. Gleichzeitig gebe es dort Überkapazitäten insbesondere bei Basischemikalien und entsprechend stünden die Margen unter Druck.

Um gegenzusteuern, will BASF seine Sparanstrengungen beschleunigen und die Ausgaben senken. Bis Ende des Jahres erwartet Finanzchef Elvermann nun jährliche Einsparungen von 1,6 Mrd. Euro und damit 100 Mill. mehr als bisher geplant. Zusätzlich sollen die Investitionen in diesem Jahr um mindestens 200 Mill. Euro gekürzt werden. Ziel bleibt es, die geplanten jährlichen Einsparungen von 2,1 Mrd. Euro bis Ende 2026 zu erreichen.

Prognose bereits gesenkt

Das schwierige Umfeld spiegelt sich in der vor kurzem gesenkten Prognose für das Gesamtjahr wider. BASF rechnet für 2025 nur noch mit einem bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) zwischen 7,3 und 7,7 Mrd. Euro nach zuvor 8,0 bis 8,4 Mrd. Euro. Besonders die US-Zollpolitik schüre Unsicherheit, hieß es zur Begründung. Die direkten Auswirkungen der Zölle seien dank der globalen Strategie, Kunden aus lokaler Produktion zu bedienen, gering, bekräftigte Elvermann.

BASF baut derzeit einen neuen Verbundstandort im südchinesischen Zhanjiang, der im kommenden Jahr den Betrieb aufnehmen soll. Man starte am Tiefpunkt des Zyklus, räumte der Finanzchef ein. Auf der anderen Seite komme das Projekt im Zeitplan und „signifikant unter Budget“ voran. BASF hält daran fest, mit dem Standort bis 2030 einen operativen Gewinn von 1 bis 1,2 Mrd Euro zu erzielen. „Wir werden von Beginn an wettbewerbsfähig sein.“ Das Erreichen der Profitabilitätsziele werde sich jedoch verzögern. „Im ersten Jahr sollte man da nicht zu viel erwarten.“

Abspaltung von Coatings-Geschäft

Vorstandschef Kamieth will den im September vergangenen Jahres angekündigten Konzernumbau fortsetzen und den Chemieriesen stärker auf die Kerngeschäfte fokussieren, die eng in den Produktionsverbund eingebunden sind. Für seine Coatings-Geschäfte habe BASF zahlreiche Angebote von Finanz- und strategischen Investoren erhalten, erklärte Kamieth. Auch mit den Plänen für einen möglichen Börsengang der Agrarsparte komme BASF gut voran. „Wir streben weiterhin an, bis 2027 alle internen Vorbereitungen für einen erfolgreichen Börsengang abgeschlossen zu haben.“

Quartalsgewinn fällt

Das Abschneiden im zweiten Quartal zeigte die Probleme: Das operative Ergebnis fiel um gut 9% auf knapp 1,8 Mrd. Euro. Der Umsatz sank wegen negativer Währungseffekte und niedrigerer Preise für Basischemikalien um rund 2% auf 15,8 Mrd. Euro.

Zwar konnte das Segment Agricultural Solutions sein Ergebnis deutlich steigern und auch die Sparten Surface Technologies sowie Nutrition & Care legten leicht zu. Die Margen in den Geschäften mit Basischemikalien blieben jedoch aufgrund einer hohen Produktverfügbarkeit am Markt weiter unter Druck. Der Umsatz sank wegen negativer Währungseffekte und niedrigerer Preise für Basischemikalien um rund 2% auf 15,77 Mrd. Euro.

Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre anfallender Gewinn von 79 Mill. Euro hängen nach 430 Mill. Euro im Vorjahr. BASF hatte bereits zur Prognosesenkung Mitte Juli vorläufige Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt.

Hauptversammlung in Präsenz und virtuell

BASF kündigte zudem an, das Format seiner Hauptversammlung in den kommenden vier Jahren jährlich wechseln zu wollen. 2026 und 2028 soll die Hauptversammlung wieder in Präsenz stattfinden – nachdem sie dieses Jahr erstmals nur virtuell stattfand. 2027 und 2029 soll dann das virtuelle Format genutzt werden. „Damit wollen wir den unterschiedlichen Erwartungen unserer vielfältigen Investorenbasis gerecht werden“, erklärte Kamieth.