Bauer AG vergrätzt Anleger mit Gewinnwarnung

Projektverschiebungen und Zinstief belasten Bauspezialisten - Aktie stürzt um bis zu 25 Prozent ab

Bauer AG vergrätzt Anleger mit Gewinnwarnung

sck München – Der Tiefbauspezialist und Baumaschinenhersteller Bauer AG hat die Anleger mit einer Gewinnwarnung schockiert. Am Donnerstag brach die Aktie des bayerischen Unternehmens zeitweise um 25,1 % ein. Der Titel beendete den Xetra-Handel mit einem Minus von 24,6 % auf 15,50 Euro. Damit rutschte das Papier unter dem Ausgabepreis von 16,75 Euro vom Sommer 2006. Ein Marktwert von 90 Mill. Euro löste sich in wenigen Minuten in Luft auf. Das frühere SDax-Mitglied bringt nur noch 265 Mill. Euro auf die Waage.Der Vorstand teilte am Mittwochabend nach Börsenschluss ad hoc mit, für das laufende Jahr die Prognose für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 70 (i.V. 100) Mill. Euro zu reduzieren. Das wäre ein Ergebniseinbruch gegenüber dem Vorjahr von 30 %.Ursprünglich peilte der Konzern unter seinem neuen Vorstandschef Michael Stomberg für 2019 ein Ebit von 95 Mill. Euro und einen “deutlich über dem Vorjahr” liegenden Überschuss an. Zur Vorlage recht solider Halbjahreszahlen im August bekräftigten Stomberg und seine Mannschaft noch den Finanzausblick. Auf der Bilanzpressekonferenz Mitte April zeigte sich der CEO recht zuversichtlich, die Ziele zu erreichen (vgl. BZ vom 16. April).Für das Gesamtjahr stellte der Vorstand nun einen Nettogewinn in Aussicht, der “nur noch leicht positiv” sein werde. Im vergangenen Jahr steigerte der Konzern das Ergebnis nach Steuern auf 24 (i.V. 4) Mill. Euro. Die Prognose von 1,7 Mrd. Euro für die Gesamtleistung behielt der Vorstand bei. Das wäre ein geringfügiger Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Probleme im AuslandDie Bauer AG begründete den befürchteten erheblichen Dämpfer mit dem operativen Geschäftsverlauf und den zuletzt deutlich gesunkenen Marktzinsen. “Eine schlechte Auslastung im Wesentlichen bedingt durch Projektverschiebungen wird in einigen Ländern unseres Auslandsbaugeschäfts im zweiten Halbjahr zu deutlich schlechteren Ergebnissen gegenüber der bisherigen Planung führen”, schrieb die Unternehmensleitung.Zusätzlich führe die Zinsentwicklung bei Pensionsrückstellungen und Zinssicherungsgeschäften zu “erheblichen bilanziellen Belastungen”, warnte der Konzern. “Die Gründe für die Ergebnisverschlechterung haben aus heutiger Sicht keine wesentlichen Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung”, fügte die Bauer AG hinzu.Stomberg führt das Unternehmen mit Hauptsitz in Schrobenhausen (Oberbayern) seit November vergangenen Jahres. Der studierte Physiker übernahm den Posten des CEO vom langjährigen Firmenchef Thomas Bauer. Nach dem Wechsel an der Konzernspitze ging der Betriebswirt in den Aufsichtsrat, um als Gremiumsvorsitzender den vierköpfigen Vorstand zu überwachen und zu beraten. Neben Stomberg gehören dem obersten Führungsgremium Florian Bauer (Zuständigkeit: Digitalisierung und Entwicklungskoordination), Hartmut Beutler (Finanzen, Konzernkommunikation) und Peter Hingott (Beteiligungen, Rechnungswesen, Personal) an. Florian Bauer ist der Sohn von Stombergs Amtsvorgänger. Mehrere RückschlägeDie Familie Bauer hält 48,2 % des Grundkapitals der AG. Die übrigen 51,8 % befinden sich im Streubesitz. Das Unternehmen ging im Juli 2006 an die Börse. Im Juni 2008 erreichte der Anteilschein ein Rekordhoch von über 70 Euro.Nach fünf Krisenjahren in Folge sah sich die Bauer AG im Jahr 2018 auf dem Weg der Besserung. Der Konzern musste in den Berichtsperioden zuvor seine Ergebnisziele streichen oder konnte diese nur mit Unternehmensverkäufen erreichen. Dem Analysehaus Kepler zufolge hatte die Bauer AG zwischen 2009 und 2017 mindestens einmal pro Jahr vor rückläufigen Gewinnen gewarnt. – Wertberichtigt Seite 8