BRANCHEN IM KLIMAWANDEL - KÖPFE DES JAHRES

Bauherr

sp - "Mein Vater hat mich davor gewarnt, Architekt zu werden", sagte Mathias Döpfner vor wenigen Wochen bei einer Begehung des spektakulären Neubaus von Axel Springer mit Journalisten in Berlin. "Es gibt keine Bauherren mehr", habe Dieter C....

Bauherr

sp – “Mein Vater hat mich davor gewarnt, Architekt zu werden”, sagte Mathias Döpfner vor wenigen Wochen bei einer Begehung des spektakulären Neubaus von Axel Springer mit Journalisten in Berlin. “Es gibt keine Bauherren mehr”, habe Dieter C. Döpfner, selbst über viele Jahre Hochschulprofessor für Architektur und von 1966 bis 1970 Direktor der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main, dem Sohn zur Begründung erklärt. Der heutige Springer-Chef studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Theaterwissenschaften und startete seine Karriere 1982 als Musikkritiker im Feuilleton der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”. Über zahlreiche Stationen, unter anderem als Korrespondent der FAZ in Brüssel, als Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft der Konzertagentur Winderstein sowie als Vorstandsassistent bei Gruner + Jahr empfahl sich Döpfner 1998 für den Posten als Chefredakteur der “Welt” und wurde im Jahr 2000 in den Vorstand von Axel Springer berufen. Zwei Jahre später rückte er an die Spitze des Medienkonzerns auf.Dass sich der bald 57-jährige Springer-Chef beim Rundgang durch das von Star-Architekt Rem Koolhaas errichtete Bürogebäude den Rat des Vaters in Erinnerung rief, diente nicht dazu, den eigenen beruflichen Werdegang zu erklären. Vielmehr wollte Döpfner damit unterstreichen, dass er sich mit Springer erfolgreich als Bauherr bewiesen hat. Das gilt nicht nur mit Blick auf die Architektur des Neubaus, die das Gebäude zu einem “Edelstein in der Stadtlandschaft” mache, dessen Inneres “absolut überwältigend und überzeugend” sei, “weil es Bürofläche und Arbeitsplatz in der digitalen Welt neu denkt und neu definiert”, wie Döpfner sagt. Es gilt auch mit Blick auf den wirtschaftlichen Erfolg des Gebäudes, das für rund 300 Mill. Euro errichtet und bereits 2017 für 755 Mill. Euro an einen norwegischen Staatsfonds veräußert wurde. Springer zieht 2020 als Mieter unter anderem mit dem Newsroom für Print- und Digitalprodukte der “Welt”, mit “Welt-TV” und dem Preisvergleichsportal Idealo ein.Die Aufgaben als Bauherr sind für Döpfner, der 2012 von Verleger-Witwe Friede Springer ein rund 70 Mill. Euro schweres Aktienpaket erhielt und 2,8 % der Anteile kontrolliert, mit der Schlüsselübergabe für den Neubau nicht erledigt. Nachdem die Behörden den Weg für den US-Finanzinvestor KKR freigemacht haben, der sich für rund 2,9 Mrd. Euro gut zwei Fünftel der Anteile gesichert hat, wird der Konzernumbau Richtung Digitalgeschäft sogar noch Fahrt aufnehmen. Die Beteiligungsgesellschaft hat ihr Engagement auf mindestens fünf Jahre angelegt. Ob in dieser Zeit ein ähnlich beeindruckendes Gebäude wie der Neubau von Rem Koolhaas entsteht, wird davon abhängen, wie Bauherr Döpfner mit den Architekten des Deals bei KKR harmoniert.