Bayer investiert in Agrarchemie

Budget wird um 1 Mrd. Euro aufgestockt - Kapazitätsausbau im klassischen Pflanzenschutz

Bayer investiert in Agrarchemie

Der Bayer-Konzern stockt die Produktionskapazitäten im Pflanzenschutz erheblich auf. Unter anderem soll für 380 Mill. Euro in den USA eine neue Anlage für ein Unkrautvernichtungsmittel errichtet werden. Das ist die größte Einzelinvestition der Firmengeschichte. Darüber hinaus wird am Ausbau der Marktposition im Saatgutgeschäft gearbeitet.ab Monheim – Während andere Industrien mit Überkapazitäten kämpfen, kommt die Pflanzenschutzsparte von Bayer angesichts der gestiegenen Nachfrage kaum nach. Aus diesem Grund würden die Kapazitäten nun massiv ausgebaut, kündigte Liam Condon, Vorstandschef von Bayer Cropscience, in einer Pressekonferenz an. Das Investitionsbudget für den Zeitraum 2013 bis 2016 werde um 1 Mrd. Euro auf 2,4 Mrd. Euro aufgestockt, sagte der Ire.Etwa 800 Mill. Euro sollen in den Aufbau zusätzlicher Kapazitäten im klassischen Pflanzenschutzgeschäft fließen. Allein 380 Mill. Euro seien für den Bau einer neuen Glufosinat-Ammonium-Anlage reserviert, die am Standort Mobile im US-Bundesstaat Alabama errichtet wird. Dort produziert Bayer das Unkrautvernichtungsmittel Liberty, das sich aufgrund von Resistenzen von Konkurrenzprodukten zunehmender Beliebtheit bei den Farmern erfreut. In den USA kämpft etwa die Hälfte aller Landwirte gegen Unkrautresistenzen, wie Studien belegen. Dieses Problem wird sich nach Einschätzung von Condon weiter verschärfen – und zwar weltweit. 2016 zur VerfügungIm vierten Quartal 2015 solle die Anlage in Betrieb gehen, so dass die zusätzlichen Kapazitäten zur Anbausaison 2016 zur Verfügung stehen. Es handelt sich um die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Teilkonzerns Bayer Cropscience, wie Condon nicht ohne Stolz berichtete. Die Produktionskapazitäten für Liberty würden damit mehr als verdoppelt.Zugleich will der Bayer-Teilkonzern seine Investitionen in Forschung & Entwicklung auf hohem Niveau halten. Im Schnitt würden etwa 9 bis 10 % des Umsatzes in die Forschung fließen. Da zugleich mit kontinuierlich steigenden Umsätzen in den kommenden Jahren gerechnet werde, erhöhe sich auch das jährliche F & E-Budget. Condon bestätigte die mittelfristige Umsatzplanung seines Geschäftsbereichs. Nach Erlösen von 8,4 Mrd. Euro im Vorjahr wird im laufenden Turnus die 9-Mrd.-Euro-Marke ins Visier genommen, bevor es 2015 in Richtung 10 Mrd. Euro gehen soll.Neben dem weiteren Kapazitätsaufbau in der Agrarchemie forcieren die Monheimer jedoch auch die Expansion im Saatgutbereich. Wie Vorstandschef Condon ausführte, gehe es vor allem um die Stärkung der Marktposition in den Anbaukulturen Sojabohnen und Weizen. Zwar sei Bayer Cropscience bei Gemüse, Reis, Raps und Baumwolle schon gut positioniert, in anderen wichtigen Kulturen spiele der Konzern jedoch noch keine oder nur eine untergeordnete Rolle.Im Saatgutgeschäft geht es um die gezielte Entwicklung von Pflanzeneigenschaften, die beispielsweise den Schutz vor Schädlingen erhöhen oder die Ertragskraft der Pflanzen beeinflussen. Für den Ausbau des Sojageschäfts nimmt Condon in erster Linie Lateinamerika ins Visier, da der Kontinent Exportweltmeister in dieser Anbaukultur sei. Hier seien auch Zukäufe denkbar.Ein weiterer Investitionsschwerpunkt liege auf Weizen, dem weltweit wichtigsten Grundnahrungsmittel. Hier stehe die Entwicklung von Hochertragssorten im Vordergrund. Die ersten Sorten sollen 2015 auf den Markt kommen. In den vergangenen Jahren habe es bei Weizen so gut wie keine Ertragssteigerungen gegeben. Da die Anbauflächen weltweit aber tendenziell zurückgingen, liege hierin eine der größten Herausforderungen.Trotz der Investitionsoffensive befürchtet Condon nicht, dass diese zulasten der Rendite geht. Nach einer Umsatzrendite von zuletzt 24 %, bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), wird für 2013 eine leichte Steigerung in Aussicht gestellt und mittelfristig ein Wert zwischen 24 und 25 % angepeilt.