Agrar- und Pharmaindustrie

Bayer nimmt Ausblick für Agrarchemie zurück

Mit der Gewinnwarnung hat Bayer die Investoren enttäuscht. Der seit Juni amtierende Vorstandschef Bill Anderson will das ändern.

Bayer nimmt Ausblick für Agrarchemie zurück

Bayer-Konzernstruktur
steht auf dem Prüfstand

Ausblick für Agrarchemie gekappt – Cashflow-Misere ohne Folgen für Dividende

ab Düsseldorf

Nach der Gewinnwarnung vor zwei Wochen hat der Zwischenbericht von Bayer für mehr Klarheit gesorgt: Die Prognoserevision geht vorwiegend auf das Konto der Agrarchemie. Dort steht das Geschäft mit Glyphosat-basierten Produkten mächtig unter Druck. Allein im Berichtsquartal ging der Umsatz mit diesen Herbiziden um 1,2 Mrd. Euro zurück. Die Folge: In der Division Cropscience rechnet Bayer im laufenden Turnus mit einem Umsatzrückgang um 5% (zuvor+1,5%), zugleich soll die operative Umsatzrendite bei etwa 21% liegen, im Mai hatten die Leverkusener noch 25% veranschlagt.

Im Investorengespräch ließ der seit Juni amtierende Vorstandschef Bill Anderson keine Zweifel daran, von der Gewinnwarnung ebenso enttäuscht zu sein wie die Investoren. “Vertrauen bedeutet, Versprechen einzuhalten”, sagte Anderson. Er signalisierte, dass sich der Vorstand intensiv mit Fragen der Konzernstruktur beschäftige, dabei sei “keine Option vom Tisch”.

Milliardenschwere Impairments in der Pflanzenschutzsparte hatten die Gewinnwarnung ausgelöst und im zweiten Quartal einen Konzernverlust von 1,9 Mrd. Euro verursacht. Die außerplanmäßige Werthaltigkeitsprüfung war aufgrund der verschlechterten Geschäftsaussichten in der Agrarchemie und “einer aktualisierten langfristigen Unternehmensplanung” erforderlich geworden, heißt es im Zwischenbericht. Was genau damit gemeint ist, ließ der Konzern vorerst offen.

Auch in der Pharmasparte passt Bayer die Prognose an. Hier rechnet der Konzern nicht mehr länger mit Wachstum. Die Marge bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll statt bei 29% nur noch bei 28% landen. Einzig im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten hat die bisherige Zielsetzung weiter Bestand.

Priorität habe die Verbesserung der finanziellen Entwicklung. Denn die Schwäche im Glyphosatgeschäft hat den operativen Cashflow der Sparte massiv gedrückt. Im Konzern flossen im Berichtsquartal 0,5 Mill. Euro ab, auf Sicht des ersten Halbjahres waren es 4,6 Mrd. Euro. Schon vor zwei Wochen hatte Bayer annonciert, dass im Gesamtjahr statt des erwarteten Free Cashflow von 3 Mrd. Euro wohl keinerlei Cash zufließt. Auf die Dividende soll sich das jedoch nicht auswirken, versicherte Finanzvorstand Wolfgang Nickl vor Analysten.

Nebenstehender Kommentar Bericht Seite 9
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