Bayer und BASF stehen in exklusiven Verhandlungen

Gemüsesaatgutgeschäft steht aus kartellrechtlichen Gründen zum Verkauf - Kaufpreis auf 1,5 Mrd. Euro taxiert

Bayer und BASF stehen in exklusiven Verhandlungen

ab Düsseldorf – Langsam kristallisiert sich einer der großen Profiteure der Konsolidierung in der weltweiten Agro-Industrie heraus: BASF. Die Ludwigshafener sind mit Bayer in exklusive Gespräche über den Kauf des Gemüsesaatgutgeschäfts eingetreten, wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Eine endgültige Vereinbarung sei noch nicht getroffen. Doch plane BASF mit dieser Transaktion ihre zukünftige Saatgutplattform zu stärken, heißt es.Das Geschäft unter der Marke Nunhems steht für einen Jahresumsatz von 430 Mill. Euro und zählt mehr als 2 000 Beschäftigte. Insider taxieren den Wert auf 1,5 Mrd. Euro. Der Verkauf dieses Geschäfts stellt für Bayer eine der Vorbedingungen für die kartellrechtliche Freigabe zur Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto dar. Erst im vorigen Herbst hatte Bayer aus gleichem Grund ein Asset-Paket – bestehend aus nichtselektivem Herbizid-Geschäft und Saatgut für Feldkulturen inklusive der dazugehörigen Forschungs- und Züchtungsaktivitäten – geschnürt, das für 5,9 Mrd. Euro an BASF ging. Beide Transaktionen wie auch etwaige Auslizenzierungen setzten den erfolgreichen Abschluss der Monsanto-Übernahme voraus, betont Bayer. Bayer-Chef Werner Baumann hatte in der Vorwoche kein Hehl daraus gemacht, dass die Abgabe des lukrativen Gemüsesaatgutgeschäfts eine harte Auflage sei. Bayer hätte das Geschäft gerne selbst weiterentwickelt. “Wir könnten drei oder vier Geschäfte mit Gemüsesaatgut verkaufen”, hatte der Manager das große Interesse im Markt umschrieben. Damit dürften allerdings noch nicht alle kartellrechtlichen Bedenken der Europäischen Kommission beseitigt sein, hatte Baumann doch auch angekündigt, obendrein “bestimmte Geschäftsaktivitäten von Bayer oder Monsanto” zu verkaufen bzw. auszulizenzieren. Konkret geht es dem Vernehmen nach um Lizenzen für eine Digital-Farming-Plattform. Auch hierüber soll mit BASF verhandelt werden. Mit den Zusagen ist Bayer zuversichtlich, die Bedenken der EU-Behörde vollständig ausräumen zu können. Die EU-Kommission hatte die Prüffrist bis 5. April verlängert. In den USA zieht sich der Prozess dagegen weiter in die Länge. Hier sei man prozessual noch nicht so weit wie in Europa. Angesichts der nur schleppend verlaufenden Genehmigungsprozesse hat Bayer inzwischen eingeräumt, die Monsanto-Übernahme erst im zweiten Quartal zu erwarten. Bei der Vertragsvereinbarung mit Monsanto vor anderthalb Jahren war Bayer noch davon ausgegangen, die mit 62,5 Mrd. Dollar größte Übernahme der Firmengeschichte bis Ende 2017 unter Dach und Fach zu bekommen. Insgesamt benötigt Bayer grünes Licht aus 30 Jurisdiktionen. In der Tasche haben die Leverkusener bislang erst gut die Hälfte. Mit dem Erwerb des ersten Asset-Pakets hat BASF einen strategischen Schwenk vollzogen, bis dato hatten die Ludwigshafener nämlich kein eigenes Saatgutgeschäft.