Verschwiegener Transfererlös

Bayer vergrätzt Investoren

Wie gewonnen, so zerronnen: Hatten die Investoren von Bayer die vorläufigen Quartalszahlen noch bejubelt, sorgte der Zwischenbericht für Ernüchterung. Der Grund ist bei Bayer 04 Leverkusen zu finden.

Bayer vergrätzt Investoren

Bayer vergrätzt Investoren

Transfererlös für Fußballer Wirtz hebt operatives Ergebnis – Risikovorsorge beschert Quartalsverlust – Tausende Glyphosatklagen mit Vergleich beigelegt

ab Köln

Waren die vorläufigen Quartalszahlen von Bayer den Investoren am Freitag noch einen satten Kursaufschlag wert, sorgte der Zwischenbericht am Mittwoch für Ernüchterung. Der Dax-Wert gab in der Spitze um mehr als 9% nach. Aufreger war, dass das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) von 2,1 Mrd. Euro überzeichnet war. Darin enthalten waren nämlich „Transfereinnahmen durch einige Fußballspieler“, die das Ergebnis in der Überleitung verbesserten, wie Finanzchef Wolfgang Nickl vor der Presse in einem Nebensatz einflocht.

Der Transfer von Florian Wirtz für eine Rekordablösesumme war im Juni besiegelt worden. „Mit der Ad hoc-Mitteilung (von letzter Woche) hat sich Bayer ein Eigentor geschossen. Der Konzern erwähnte nicht, dass ein erheblicher Teil des verbesserten Ebitda-Ergebnisses auf Transfereinnahmen von Bayer Leverkusen beruhte“, echauffierte sich Markus Manns, Portfoliomanager von Union Investment. Das habe eine bessere Geschäftsentwicklung suggeriert. „So etwas darf in der Kapitalmarktkommunikation nicht passieren“, kritisierte Manns, der den Effekt auf 100 Mill. Euro taxierte.

„Nichts ist vom Tisch“

Die Nachdotierung der Rückstellungen für Rechtsrisiken in den USA drückte das Konzernergebnis im Berichtsquartal in die roten Zahlen. Der Periodenverlust belief sich auf 199 Mill. Euro. Vor Steuern waren es –426 (i.V. –97) Mill. Euro, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht.

Bayer-CEO Bill Anderson machte kein Hehl daraus, dass das Beseitigen der Rechtsrisiken unverändert oberste Priorität genießt. „Durch vertrauliche Vergleiche haben wir kürzlich tausende Fälle beigelegt – und zwar zu niedrigen Durchschnittskosten“, strich er heraus. Der Vergleich erstreckt sich auf 17.000 Klagen. Dennoch sind weiterhin 61.000 Klagen im Zusammenhang mit dem glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup anhängig. Allein für die Causa Glyphosat wurden im Berichtsquartal erneut 1,2 Mrd. Euro zurückgestellt. Zum Stichtag 30. Juni beliefen sich die hierfür gebildeten Rückstellungen auf 6,3 Mrd. Euro.

Zusätzlich fielen für mit der Chemikalie PCB verbundene Risiken 530 Mill. Euro an Rückstellungen und Verbindlichkeiten an. Die PCB-Klagen auf Schadenersatz betreffen vor allem eine Schule im Bundesstaat Washington. Die Gerichtsprozesse zu den Fällen dieser Schule seien besonders schwierig, führte Anderson aus. Daher habe Bayer für etwaige Vergleiche vorgesorgt. Die Cashflow-Prognose hat jedoch Bestand.

Bis Ende 2026 will Anderson die Rechtsstreitigkeiten signifikant eingedämmt haben. Dabei ruht große Hoffnung auf dem US Supreme Court. Ein Urteil sei bis zum Sommer 2026 möglich. „Aber wir verlassen uns nicht allein auf einen Meilenstein, wie ein positives Urteil des Supreme Court“, machte Anderson klar und fügte an: „Nichts ist vom Tisch.“ Das beinhalte auch Strukturmaßnahmen. Damit dürfte das umstrittene Texas Two-Step-Verfahren gemeint sein, eine zweistufige Insolvenzstrategie. Johnson & Johnson ist damit jedoch schon mehrfach gescheitert.

Operativ schnitt Bayer im Berichtsquartal besser ab als erwartet, obwohl das bereinigte Ebitda der Pharmasparte mit 1,1 Mrd. Euro um 17% hinter dem Vergleichswert aus dem Vorjahr zurückblieb. Für Ausgleich sorgten die Divisionen Cropscience und Consumer Health. In der Pharmasparte hatte Bayer mit einem größeren Ergebniseinbruch gerechnet. Letztlich vollzieht sich der Umsatz- und Ergebnisverfall aufgrund des Patentablaufs beim Blockbuster Xarelto langsamer als befürchtet. Allerdings handelt es sich Nickl zufolge lediglich um eine Verschiebung ins kommende Jahr.