Angeschlagener Agrarhändler

Baywa arbeitet Verkaufsliste ab

Die Baywa kommt bei ihrer Sanierung voran. Nach dem vereinbarten Verkauf der niederländischen Getreidehandelstochter Cefetra stehen noch der Solar- und Windkraftanlagenbetreiber Baywa r.e. und der neuseeländische Obsthändler Turners & Growers (T&G) zum Verkauf.

Baywa arbeitet Verkaufsliste ab

Baywa arbeitet Verkaufsliste ab

Nach Getreidehandelstochter Cefetra stehen weitere Veräußerungen an

sck München

Nach der Veräußerung von wesentlichen Beteiligungen in Österreich und in den Niederlanden stehen bei der Baywa noch zwei große Aktivitäten auf der Verkaufsliste. Dabei handelt es sich um den neuseeländischen Obsthändler Turners & Growers (T&G) und um den Solar- und Windkraftanlagenprojektbetreiber Baywa r.e.

Der in einer Sanierung befindliche Münchner Agrar- und Baustoffhandelskonzern will mit dieser Zerschlagung bis Ende 2028 seine Finanzschulden um insgesamt 4 Mrd. Euro reduzieren. Vor einem Jahr umfasste der Finanzschuldenberg des Konzerns 5,5 Mrd. Euro. Die Baywa r.e. macht einen großen Teil der Finanzschulden der Muttergesellschaft aus.

Energietochter Sonderfall

Im März stoppte der Konzern den ursprünglichen Plan für die Baywa r.e. Statt die Beteiligung an eine Investor zu veräußern, gliedert die Baywa ihre Energietochter nach neuen Gesellschafterdarlehen an eine Beteiligungsgesellschaft aus. Die Baywa. r.e ist ein gesonderter Sanierungsfall mit eigenen Restrukturierungsmanagement. Die Baywa ist mit 51% an der Energieeinheit beteiligt.

Der Fall Baywa r.e. war ein Grund dafür, dass der Konzern die Vorlage seiner Bilanz fürs vergangene Jahr auf diesem Sommer verschieben muss. Das Unternehmen will den testierten Geschäftsbericht am 10. Juli vorlegen. Die Existenzkrise der Baywa r.e. war eine wesentliche Ursache dafür, dass der hochverschuldete Baywa-Konzern vor einem Jahr in eine Schieflage geriet. Der Baywa drohte die Insolvenz.

Lösung für Cefetra

Derweil trennte sich die Baywa von weiteren Auslandsaktivitäten. Das Unternehmen teilte ad hoc mit, ihre niederländische Getreidehandelstochter Cefetra an den Logistikkonzern First Dutch zu verkaufen. Aus der Transaktion sollen der Baywa bis zu 186 Mill. Euro zufließen. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus dem Kaufpreis von 125 Mill. Euro und 61 Mill. Euro aus der „Rückführung von Gesellschafterdarlehen im Rahmen der Refinanzierung der Cefetra“.

Die Baywa rechnet damit, mit dem Verkauf die Bankschulden des Konzerns „um mehr als“ 650 Mill. Euro zu drücken, davon rund 500 Mill. Euro aus der Entkonsolidierung der Cefetra. Zusammen mit dem Anfang Mai vereinbarten Verkauf der Beteiligung an der RWA Raiffeisen Ware Austria AG würde die Baywa nach dem Vollzug der Cefetra-Transaktion ihre Finanzschulden um über 1,1 Mrd. Euro reduzieren.

Aktie gewinn 2,2 Prozent

Nach der Nachricht notierte die Baywa-Aktie im Xetra-Handel zeitweise 2,2% auf 9,12 Euro fester. Im Juli vergangenen Jahres war die Aktie abgestürzt, nachdem die Baywa seinerzeit ad hoc eine finanzielle Krise eingestanden hatte. Zuvor lag der Kurs noch bei über 20 Euro. Das 52-Wochen-Tief betrug 6,45 Euro. Die Gläubigerbanken und die Hauptaktionäre, die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken, mussten das Unternehmen mit Milliarden finanziell stützen, um eine Pleite zu vermeiden.

Mitte Mai nahm die Baywa eine wichtige Hürde für den Rettungsplan. Die Gläubigerbanken stimmten mehrheitlich dem Sanierungsprozess im Rahmen eines sogenannten StaRUG-Verfahrens zu. Vorige Woche bestätigte das Amtsgericht München das Ergebnis. Über ein Verfahren auf Basis des Gesetzes über „Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen“ (StaRUG) können sich angeschlagene Firmen ohne Insolvenzverfahren sanieren.

Gläubiger müssen zustimmen

Die Baywa plant, den Verkauf von Cefetra im dritten Quartal dieses Jahres abzuschließen. „Der Verkauf ist ein richtiger Schritt bei der planmäßig verlaufenden Fokussierung hin zu dem Geschäftsfeldern, die den Kern der Baywa ausmachen“, ließ sich Vorstandschef Frank Hiller zitieren. Die Cefetra-Transaktion ist noch nicht in trockenen Tüchern. Die EU-Kommission muss noch zustimmen. Zudem müssen die Gläubigerbanken der Baywa eine Freigabe erteilen.

Im Rahmen ihrer Sanierung streicht die Baywa unterdessen bundesweit 1.300 von insgesamt 8.000 Vollzeitstellen. Davon sollen zwei Fünftel, also über 500 Arbeitsplätze, auf die Verwaltung in der Konzernzentrale entfallen. Standortschließungen gehören dazu.

Die Baywa kommt bei ihrer Sanierung voran. Nach dem vereinbarten Verkauf der niederländischen Getreidehandelstochter Cefetra stehen auf der Verkaufsliste des Münchner Agrarhandelskonzerns noch der Solar- und Windkraftanlagenbetreiber Baywa r.e. und der neuseeländische Obsthändler Turners & Growers (T&G).

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