Berlusconis haben volle Kontrolle bei ProSiebenSat.1
Man habe die 75-Prozent-Schwelle an der ProSiebenSat.1 überschritten, berichtete die von Pier Silvio Berlusconi geführte Gruppe in einer Pflichtmitteilung. Sie besitzt bereits Fernsehketten in Italien und in Spanien und plant einen europäischen Verbund.
MFE hatte nach Ablauf einer ersten Angebotsfrist Mitte August nur 43,6% der Aktien kontrolliert. In der anschließenden Nachfrist sammelte der Konzern weitere Anteile ein. Unter anderem übernahm MFE den Anteil von 15,7%, den zuvor der tschechische Großaktionär PPF gehalten hatte. Damit erreicht MFE nun insgesamt 75,61% der Stimmrechte.
„Mehr Nachrichten, Unterhaltung und Eigenproduktionen“
Diese Woche hatte der Sohn des 2023 gestorbenen früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi bei einem Treffen mit Medienstaatsminister Wolfram Weimer den künftigen Kurs skizziert: ProSiebenSat.1 SE solle stärker auf das deutsche Publikum ausgerichtet werden – mit mehr Nachrichten, Unterhaltung und Eigenproduktionen, gleichzeitig weniger zugekauften Formaten. Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.
Berlusconi war einer Einladung Weimers ins Bundeskanzleramt gefolgt. Man habe zusammen „gemeinsame Linien“ entwickelt, teilte der Sprecher des Medienstaatsministers mit. „Redaktionelle Unabhängigkeit ist von zentraler Bedeutung – sie darf nicht angetastet werden“, erklärte Weimer nach dem Gespräch. „Wir sind in diesem Punkt einer Meinung, und das ist eine gute Voraussetzung für ein gelingendes Engagement im deutschen Medienmarkt.“
Paneuropäische Sendergruppe
MFE will eine europäische Sendergruppe aufbauen. Von der Zusammenarbeit der Sender in Italien, Spanien und Deutschland erhoffen sich die Italiener hohe Einsparungen. Über Jahrzehnte hatte der Patriarch Silvio Berlusconi seinen Medienkonzern genutzt, um seine politische Karriere und die von ihm gegründete Partei Forza Italia zu fördern. Die Berlusconi-Kinder sind bislang nicht in die Politik eingestiegen, stehen der Partei aber nach wie vor nahe.