Lieferdienst-Krise

Bewertung von Getir bricht massiv ein

Der türkische Lebensmittel-Lieferdienst Getir erhält von seinen Bestandsinvestoren frisches Kapital - muss dafür aber einen deutlichen Einschnitt bei der Bewertung hinnehmen. Um endlich ein tragfähiges Geschäftsmodell vorweisen zu können, hat das Start-up zuletzt harte Sparmaßnahmen angekündigt.

Bewertung von Getir bricht massiv ein

Bewertung von Lieferdienst Getir bricht massiv ein

Der türkische Lebensmittel-Lieferdienst Getir, der im Dezember vergangenen Jahres den Berliner Konkurrenten Gorillas übernommen hat, erhält laut einem Medienbericht eine dringend benötigte Kapitalspritze von 500 Mill. Dollar, für die er einen massiven Einschnitt bei der Firmenbewertung hinnehmen muss. Wie die britische "Financial Times" unter Berufung auf Insider berichtet, ist die Firma im Zuge der kolportierten Finanzierungsrunde mit 2,5 Mrd. Dollar bewertet worden - das ist weniger als ein Viertel des Werts, den Investoren noch im März 2022 in dem Start-up gesehen haben.

Die neue Finanzierungsrunde soll noch im Laufe des Monats abgeschlossen werden, hieß es weiter. Sie werde von bestehenden Investoren angeführt, darunter vom Staatsfonds Mubadala Investment Company aus Abi Dhabi, von der Wagniskapitalfirma G Squared sowie vom berühmten Silicon-Valley-Investor und Milliardär Michael Moritz, der den Venture-Capital-Riesen Sequoia im Juli nach fast 40 Jahren verlassen hatte.

Umfangreicher Stellenabbau

Bislang haben Investoren seit der Gründung von Getir im Jahr 2015 schon rund 2 Mrd. Dollar in das Start-up gesteckt. Weil es mit seinem Geschäftsmodell noch immer viel Geld verbrennt, hatte es zuletzt harte Sparmaßnahmen angekündigt. In den Kernmärkten Türkei, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Amerika und Deutschland sollen insgesamt 2500 Stellen gestrichen werden. Zudem zieht sich das Unternehmen aus den meisten deutschen Städten, in denen es seine Dienste angeboten hatte, zurück. Den französischen Markt hatte es darüber hinaus im Juni schon verlassen und später auch den Rückzug aus Spanien, Portugal und Italien angekündigt.

Nach der Übernahme des Rivalen Gorillas sah es im Mai dieses Jahres kurzzeitig so aus, als würde Getir im nächsten Schritt auch Flink übernehmen. Berichten zufolge sollen beide Start-ups entsprechende Gespräche geführt haben. Laut dem "Manager Magazin" scheiterten die Verhandlungen jedoch, die bestehenden Investoren sollen stattdessen weitere 150 Mill. Euro in Flink gesteckt haben. Wie bei Getir soll es auch im Rahmen dieser Finanzierungsrunde zu einer deutlichen Abwertung von Flink gekommen sein. Anfang des Jahres hatte Flink, an der der Staatsfonds Mubadala ebenfalls beteiligt ist, in Aussicht gestellt, dass das Deutschland-Geschäft noch im vierten Quartal 2023 Gewinne abwerfen soll.

kro Frankfurt

Start-up erhält 500 Mill. Dollar von Investoren

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