BHP Billiton ködert Investoren mit Dividende

Gewinn bricht dramatisch ein - Ausschüttung höher als der Profit - Rohstoffriese kappt Prognose für die Stahlproduktion in China

BHP Billiton ködert Investoren mit Dividende

BHP Billiton schüttet für das Ende Juni ausgelaufene Geschäftsjahr mehr aus, als der weltgrößte Konzern verdient hat. Zugunsten der Aktionäre werden die Investitionen weiter gekürzt. BHP, die wie die anderen Bergbaugrößen Rio Tinto, Vale und Glencore am Tropf des Chinageschäfts hängt, kürzt die Prognosen für den dortigen Stahlverbrauch.wb Frankfurt – Mit einer Kursrally haben die Investoren die Zusage des weltgrößten Bergbaukonzerns BHP Billiton honoriert, die Dividende unbeschadet eines dramatischen Gewinneinbruchs im abgelaufenen Turnus 2014/15 (Ende Juni) leicht zu erhöhen. Immerhin ist der australisch-britische Konzern anders als Konkurrent Glencore nicht in die roten Zahlen geraten. Dieser war nach hohen Sonderbelastungen im Halbjahr netto mit 676 Mill. Dollar in die Verlustzone geraten. BHP Billiton meldet einen Profitrückgang um 86,2 % auf 1,9 Mrd. Dollar. Das ist der niedrigste Stand seit zwölf Jahren. Der angegebene Gewinn je Aktie schrumpfte auf 1,20 Dollar, ausgeschüttet werden 1,24 Dollar (plus 2,4 %). BHP hat die Dividende seit 1988 nicht gesenkt und sie auch nach dem Spin-off von South 32 nicht neu basiert. Auf vergleichbarer Basis sackte der Gewinn um 52 % auf 6,4 Mrd. Dollar ab, Analysten hatten 7,7 Mrd. Dollar erwartet. Der Umsatz schrumpfte 2014/15 um gut ein Fünftel auf 44,6 Mrd. Dollar. Nach dem Spin-offBHP Billiton hatte Aktivitäten wie Aluminium, Mangan, eine große Silbermine sowie diverse Kohleprojekte über den seit Mai börsennotierten Spin-off namens South 32 abgetrennt. Bei BHP schlagen wie bei den Rivalen Rio Tinto und Glencore die stark rückläufigen Preise für Rohstoffe auf dem Weltmarkt in die Ertragsrechnung. Vor allem ist es die deutlich nachlassende Konjunktur in China, dem weltweit größten Rohstoffkonsumenten. Doch auch die Weltwirtschaft insgesamt wächst nicht so wie erhofft, zudem steigt das Rohstoffangebot vielerorts. Und der starke Dollar wirkt negativ auf die Preise, da Rohstoffe in der US-Devise gehandelt werden. Andrew Mackenzie, der CEO von BHP Billiton, hat gestern zudem die langfristige Prognose für die Stahlnachfrage in China gesenkt: von 1,1 Mrd. Tonnen Mitte der nächsten Dekade wie noch im Mai auf nunmehr 935 Mill. bis 985 Mill. t. Trotz der aktuellen Turbulenzen rechnet BHP im Reich der Mitte weiterhin mit einem Wirtschaftswachstum von 7 % in diesem Jahr. Mackenzie erwartet, dass die zweite Jahreshälfte dort etwas stärker ausfällt als die erste, geht aber von starker Volatilität aus.Der Manager kündigte an, die Investitionen nächstes Jahr auf 8,5 Mrd. Dollar zu drücken; bisher waren 9 Mrd. budgetiert. 2017 sollen es 7 Mrd. Dollar werden. BHP Billiton habe die Kosten schneller reduziert als angenommen und 4,1Mrd. Dollar an Produktivitätsgewinnen erreicht. Damit sei der Konzern den eigenen Annahmen zwei Jahre voraus, wolle aber weiter auf die Bremse treten und die Einsparungen vorantreiben. Aus dem Cash-flow wurden die Nettoschulden um 1,4 Mrd. auf 24,4 Mrd. Dollar gesenkt.Mackenzie pocht darauf, dass BHP eine in der Branche an der Spitze stehende Marge von 50 % bezogen auf das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen erreiche. Das Ebitda ist 2014/15 um 28 % auf 21,9 Mrd. Dollar gesunken. Preis sinkt, Produktion steigtDie Eisenerzpreise sind schon vor dem jüngsten Crash wegen der Sorgen um die Wirtschaftsentwicklung Chinas auf Mehrjahrestiefs gefallen. Ändert sich der Preis je Tonne, macht das in der Gewinnrechnung von BHP 148 Mill. Dollar nach Steuern aus. Für nach China geliefertes Erz bekamen Bergbauunternehmen in diesem Jahr 46 % weniger als ein Jahr zuvor. Dennoch erhöhen die großen Erzförderer die Produktion. Von Quartal zu Quartal steigt der Abbau des für die Stahlherstellung wichtigsten Rohstoffs bei schwächelnder Nachfrage. Denn zahlreiche in den Boomjahren erschlossene neue Abbaustätten gehen jetzt an den Start. In diesem Jahr wird Rio Tinto so viel fördern wie noch nie. Ähnlich ist es bei BHP Billiton. Die Konzerne haben in neue Abbaustätten in Australien investiert. Die brasilianische Vale – die globale Nummer 1 der Erzförderer – nimmt neue und produktivere Minen in Betrieb. So beschleunigt sich der Preisverfall. Vale hatte eine Halbierung ihres operativen Ergebnisses gemeldet.Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn der britisch-australischen Rio Tinto, Nummer 2 der Rohstoffbranche, brach in den ersten sechs Monaten 2015 um 43 % auf 2,9 Mrd. Dollar ein. Das Konglomerat Glencore Xstrata hatte fürs erste Halbjahr ein um 30 % auf 4,6 Mrd. Dollar gesunkenes Ebitda gezeigt. Die im Handel starken Schweizer – die Gesellschaft ist in London notiert – hatten gesunkene Metall- und Ölpreise verantwortlich gemacht. Der Konzern reduzierte den Investitionsetat für 2016 um 1 Mrd. auf 5 Mrd. Dollar. Schon in diesem Jahr sind die Ausgaben gedrosselt, wobei ursprünglich 6,5 Mrd. bis 6,8 Mrd. Dollar geplant waren. Wachstumschancen sucht Glencore im Kupfer- und Zinkabbau.—– Wertberichtigt Seite 8