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Bieterkampf um Siemens Yunex

Die Holding Atlantia – der Autobahn- und Flughafenbetreiber der italienischen Mode-Milliardärsfamilie Benetton – avanciert zum Spitzenanwärter für den Zuschlag im Bieterkampf um die Siemens-Ampelsysteme-Tochter Yunex Traffic. Atlantia hat bestätigt, eine verbindliche Offerte für die Firma abgegeben zu haben.

Bieterkampf um Siemens Yunex

cru Frankfurt

Im Bieterkampf um die Siemens-Verkehrstechniksparte Yunex Traffic könnte das Unternehmen nach Angaben aus Finanzkreisen mit fast 1 Mrd. Euro bewertet werden. Die italienische Infrastruktur-Holding Atlantia der Modedynastie Benetton erklärte, ihr Gebot für Yunex passe zur Strategie, in Mobilitätstechnologien rund um Autobahnen und Flugzeuge zu investieren. Der Kurs der Atlantia-Aktie fiel am Donnerstag in Mailand um bis zu 2,2%. Damit verringerte sich der Börsenwert auf 14 Mrd. Euro.

Preis wohl höher als erhofft

Das Interesse der Private-Equity-Investoren Bridgepoint und KKR ist nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg indessen abgekühlt, so dass ein Konkurrent aus der Branche zum Zuge kommen könnte. Die inzwischen als Kaufpreis erwartete 1 Mrd. Euro wäre mit nahezu dem Doppelten des Umsatzes deutlich mehr, als sich Siemens für die Tochter erhofft hatte. Reuters-Informationen zufolge lagen die Erwartungen bei rund 700 Mill. Euro. Der Umsatz von Yunex lag zuletzt bei mehr als 600 Mill. Euro, die Firma ist profitabel. In der zweiten Bieterrunde hatten sich neben Bridgepoint und KKR auch der US-Wettbewerber Cubic – im Besitz der Beteiligungsfirmen Veritas Capital und Evergreen Coast Capital – sowie die tschechische Industrieholding PPF der Familie des im März 2021 verstorbenen Milliardärs Petr Kellner für Yunex interessiert. Finale Gebote waren kurz vor Weihnachten fällig. In den nächsten Wochen könnte Siemens entscheiden, wer den Zuschlag erhält. Bridgepoint, KKR und Siemens lehnten Stellungnahmen ab.

Der Zukauf würde bei Atlantia auf den Verkauf des einstigen Kerngeschäfts, des Mautstraßenbetreibers Autostrade per l’Italia, folgen, den die Holding der Modedynastie Benetton an ein Investorenkonsortium unter Führung der italienischen Staatsbank für 9,3 Mrd. Euro verkauft hatte. Damit sollte ein fast dreijähriger Streit nach dem Einsturz einer Brücke in Genua beendet werden. Danach hatte Atlantia erklärt, sich künftig nicht nur an Autobahnen, Flughäfen und Mautsystemen zu beteiligen, sondern sich auch in verwandten Geschäftsfeldern wie intelligenten Verkehrslösungen betätigen zu wollen. Atlantia betreibt weiter Straßen außerhalb Italiens.

Siemens hat in den vergangenen Jahren das Portfolio gestrafft und Sparten wie Energie und Gesundheitstechnik an die Börse gebracht, um sich zu einem margenstärkeren Softwareunternehmen zu entwickeln. Vorstandschef Roland Busch hat angekündigt, das Portfolio durch Veräußerungen und Übernahmen weiter zu optimieren. Yunex stellt Ampelsysteme her und verwaltet sie in mehreren Städten. Das Unternehmen wurde aus Siemens Mobility ausgegliedert, einem Bereich, der sich auf Hardware und Software für den Schienenverkehr konzentriert. Siemens will sich von Yunex trennen, weil die Produkte von Ampeln über Verkehrsbeeinflussungssysteme bis zu Mautsystemen nicht zum Kerngeschäft der Zugsparte Mobility passen.

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