Bilfinger kommt so schnell auf keinen grünen Zweig
hei Frankfurt – Der krisengeschüttelte Bilfinger-Konzern kommt bei seiner Neuausrichtung voran, schlägt sich aber im Kerngeschäft vor allem in der Sparte Engineering & Technologies (E & T) mit einem “teilweise herausfordernden Marktumfeld” herum und einem bisher schwachen Auftragseingang im laufenden Jahr . Er war in den ersten sechs Monaten insgesamt um 6 % rückläufig auf 1,92 Mrd. Euro. Im zweiten Quartal betrug das Minus noch 4 %, für die zweite Jahreshälfte rechnet Bilfinger mit einer Belebung. Bisher besteht beim Auftragsbestand gegenüber Vorjahr ein Rückstand von 7 %. Aktie im PlusDie Leistung fiel um 9 % bzw. organisch (bereinigt um Portfolioveränderungen) um 5 % zurück, geprägt ebenfalls von einem besonders starken Rückgang bei E & T, wo die Leistung um 16 % absackte – aufgrund eines geringen Auftragseingangs im Vorjahr. Das Segment Maintenance, Modifications & Operations (MMO) sei von der “Volatilität des Turnarounds” geprägt, zeigt sich insgesamt aber stabiler mit einem Minus beim Auftragseingang von 3 % (organisch 2 %) und einer nahezu konstanten Leistung (-1 % organisch). Unterm Strich konnten die Verluste eingegrenzt werden. Das Konzernergebnis verbesserte sich auf – 62 (i.V. – 134) Mill. Euro, wegen geringerer Sondereinflüsse und einer deutlich verbesserten Ertragslage bei den nicht fortgeführten Aktivitäten. Die Aktie, die binnen Jahresfrist gut 30 % im Plus liegt, gewann gestern im Verlauf 3,8 % auf 36,18 Euro. Damit stellte sich die Marktkapitalisierung des MDax-Konzerns auf 1,6 Mrd. Euro.Analysten gehen davon aus, dass das einstige Vorzeigeunternehmen der deutschen Bauindustrie, bei dem der Finanzinvestor Cevian 29,5 % hält, für seinen Umbau noch Zeit braucht. Fürs Gesamtjahr rechnet der Industriedienstleister, der sich auf die Branchen, Chemie, Petrochemie, Energie- und Versorger fokussiert, mit einem organischen Rückgang der Leistung im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich, wobei bei E & T eine “deutliche Verringerung” gegenüber dem Vorjahreswert von 1,25 Mrd. Euro geplant sei, während MMO nur leicht zurückfallen werde. Herbe VerlusteGleichwohl soll es bei einer “fortgesetzt selektiven Hereinnahme von Aufträgen im Projektgeschäft” bleiben, denn Bilfinger hat in der Vergangenheit durch zu wenig Risikobewusstsein mitunter herbe Verluste einstecken müssen. Altlasten, namentlich eine erhöhte Risikovorsorge für Projekte in den USA, haben dazu geführt, dass der Vorstand das ursprüngliche Jahresziel eines bereinigte operativen Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebita) von 15 Mill. Euro kassieren musste (vgl. BZ vom 13. Juli). Stattdessen soll nun entsprechend ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt werden. Das bereinigte Konzernergebnis, das im Vorjahr mit – 8 Mill. Euro beinahe den Break-even erreicht hatte, dürfte nun ebenfalls tiefer in den roten Bereich rutschen. Weitere Belastungen ergäben sich 2017 noch aus der Restrukturierung von IT und Verwaltung.Im zweiten Quartal schlug die Risikovorsorge für die US-Altlasten mit 53 Mill. Euro ins Kontor. Das bereinigte Ebita drehte den Angaben zufolge auf – 43 (i.V. 2) Mill. Euro, weil die Sparte MMO, die ein entsprechendes Ergebnis von 23 (37) Mill. Euro zeigte und damit ebenfalls unter Vorjahr lag, die Belastungen bei E & T nicht abfangen konnte.Derweil geht der Konzernumbau weiter. Von den 13 als Sorgenkinder identifizierten Aktivitäten wurden seit Jahresbeginn sechs verkauft. Aus den zum Verkauf stehenden Einheiten erwartet Bilfinger insgesamt einen Buchverlust und einen Mittelabfluss von jeweils 30 Mill. Euro.