Bilfinger lässt die Blicke schweifen

Grundsätzliches Interesse an Hochtief-Aktivitäten - Goodwill größter Vermögensposten

Bilfinger lässt die Blicke schweifen

Der Mannheimer Bilfinger-Konzern registriert nach den Worten von Vorstandschef Roland Koch, dass die Unternehmenslandschaft in Bewegung geraten ist. Neben Hochtief erwäge auch die britische Balfour Beatty, sich von Service-Geschäften zu trennen. “Wir gucken uns das jeden Tag sehr gelassen an”, so Koch.po Mannheim – Während in der Baubranche zuletzt Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Dienstleistungsgeschäfts aufkommen, lässt sich der Mannheimer Bilfinger-Konzern von seinem Transformationsprozess vom einstigen Baukonzern zum diversifizierten Engineering- und Service-Anbieter nicht abbringen. “Wir sind ein Konzern im Umbau”, betonte Vorstandschef Roland Koch anlässlich der Bilanzkonferenz in Mannheim.Man registriere, dass das Umfeld in Bewegung geraten sei. Man schaue sich das sehr gelassen an, auch die möglicherweise vor dem Verkauf stehenden immobiliennahen Geschäfte des Essener Hochtief-Konzerns mit 5 700 Beschäftigten. Auch bei der britischen Balfour Beatty werde derzeit über die Abgabe von Teilen des Service-Geschäfts nachgedacht. Für weitere Käufe will die von Standard & Poor’s mit einem Investment-Grade-Rating von “BBB+” ausgestattete Bilfinger in den nächsten zwei Jahren noch etwa 850 Mill. Euro einsetzen. Keine KartellhürdenKartellrechtliche Hürden für eventuelle Arrondierungen bestehen nach Angaben aus Unternehmenskreisen nicht. Das bau- und industrienahe Dienstleistungsgeschäft sei nach wie vor stark fragmentiert.Nach der Vielzahl von Firmenkäufen in der vergangenen Dekade hat Bilfinger einen Goodwill von 1,7 Mrd. Euro in der Bilanz stehen, was etwa einem Viertel der nach Entkonsolidierung verschiedener Aktivitäten geschrumpften Bilanzsumme entspricht. Damit sei der Goodwill zum größten Vermögensposten aufgestiegen und liege nur noch wenig unterhalb des ausgewiesenen Eigenkapitals (siehe Tabelle), räumte Finanzvorstand Joachim Müller ein.”Wir beobachten das mit Argusaugen”, betont Müller, sieht aber keine Bewertungsrisiken. Der Posten werde jedes Jahr einem Impairment-Test unterzogen, die Bewertung habe aber nach wie vor sehr viel Luft nach oben.Der deutliche Anstieg der Eigenkapitalquote auf 30 % resultierte zum einen aus der guten Ertragsentwicklung, zum anderen aber aus der Bilanzverkürzung wegen der Dekonsolidierung u. a. von Betreiberprojekten, die in einen börsennotierten Fonds ausgegliedert wurden. Dies hatte auch zur Folge, dass sich der Bestand an projektbezogenen Krediten um 1,4 Mrd. Euro verringerte. Chancen der VielfaltKoch will die Kräfte des Konzerns bei operativer Dezentralität weiter bündeln, um so sich am Markt bietende Chancen besser und weitreichender nutzen zu können. “Unsere Stärke liegt einerseits in der Vielfalt und Tiefe unserer Leistungspalette und andererseits in der Vernetzung und im Zusammenwirken der operativen Einheiten.”Dabei will Bilfinger weiter internationalisieren. Große Chancen werden in der Ertüchtigung und Modernisierung großtechnischer Anlagen wie Kraftwerke oder Meerwasserentsalzungsanlagen gesehen. Auch an der industriellen Entwicklung entlang der Schiefergasausbeutung in den USA will Bilfinger teilhaben. Hier könne vor allem der konzerneigene Rohrleitungsbau profitieren.In diesem Jahr sollen das organische Wachstum in den Geschäftsfeldern Industrial, Power und Building and Facility sowie die bislang schon getätigten neuen Firmenkäufe zu einer erneuten Steigerung der Leistung führen und die Devestitionen des Jahres 2012 mehr als ausgleichen. Bereinigt um die Veräußerungsgewinne aus dem Verkauf von Aktivitäten in Nigeria, sollen das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Amortisation (Ebita) sowie das Konzernergebnis bei höherer Marge weiter steigen. Koch peilt aus dem um Sondereffekte bereinigten Gewinn eine Ausschüttungsquote von etwa 50 % an. Man sei gut aufgestellt und optimistisch, angesichts der konjunkturellen Risiken aber auch alles andere als euphorisch.In seinem ersten vollen Jahr als Vorstandschef stellte sich die Vergütung für Koch auf 2,3 Mill. Euro. Der gesamte Vorstand erhielt 7,8 (i. V. 6,7) Mill. Euro.——Bilfinger-Ziele 2016- Leistung 11 bis 12 Mrd. Euro – Operative Rendite (Ebita) etwa 6 %- Ebita etwa 700 Mill. Euro – Konzernergebnis etwa 400 Mill. Euro – Gewinn je Aktie etwa 9 Euro – Kontinuierliche Steigerung des Unternehmenswerts – Verlässliche Dividendenpolitik——