Blume gibt Doppelrolle als VW- und Porsche-Chef auf
Blume gibt Doppelrolle als VW- und Porsche-Chef auf
Blume gibt Doppelrolle als VW- und Porsche-Chef auf
Ex-McLaren-CEO soll Sportwagenhersteller führen – Investoren begrüßen Ablösung
ste Hamburg
Personen Seite 10
Oliver Blume wird seine umstrittene Doppelrolle an der Spitze von Volkswagen und Porsche beenden. Der 57-Jährige soll künftig nur noch Vorstandsvorsitzender des Wolfsburger Mehrmarkenkonzerns sein und den Chefposten bei der kriselnden Stuttgarter Sportwagentochter abgeben. Wie am Freitagabend bekannt wurde, wird Michael Leiters als Nachfolger von Blume das Ruder bei Porsche übernehmen. Der 54-Jährige führte zuletzt bis April dieses Jahres knapp drei Jahre lang den britischen Sportwagenhersteller McLaren.
Neuer Vertrag bis Ende 2030
Nach Börsenhandelsschluss teilte VW mit, die Doppelrolle werde zum 1. Januar 2026 aufgelöst. Zugleich erhalte Blume als Vorstandsvorsitzender des Konzerns einen neuen Vertrag mit fünfjähriger Laufzeit bis Ende 2030. „Oliver Blume hat in den vergangenen drei Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass er den Volkswagen Konzern in einem herausfordernden Umfeld operativ und strategisch weiterentwickeln kann“, erklärte VW-Aufsichtsratschef Hans Dietrer Pötsch. „Der Aufsichtsrat ist überzeugt, mit ihm die anstehenden Aufgaben gemeinsam mit dem Vorstandsteam weiterhin erfolgreich umzusetzen“.
Vom Betriebsrat hieß es, die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat des Volkswagen-Konzerns begrüße die Entscheidungen des heutigen Tages ausdrücklich, sowohl mit Blick auf Porsche als auch auf die Führung des Konzern-Vorstandes. "Es ist bekannt, dass wir in der jüngeren Vergangenheit Vorbehalte gegen Oliver Blumes Doppelrolle hatten“, sagte ein Betriebsratssprecher. "Das war aber nie eine Kritik an seiner Person. Dementsprechend freuen wir uns auf die weitere Zusammenarbeit mit Oliver Blume in seiner künftigen Rolle, in der er sich vollständig auf die Funktion des Konzern-CEO konzentrieren kann, was aufgrund der Herausforderungen erforderlich ist."
Dank an Blume
Porsche bestätigte am Abend in einer Mitteilung, dass Michael Leiters Anfang kommenden Jahres Vorstandsvorsitzender der Marke werde. Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche erklärte, Leiters verfüge über jahrzehntelange Erfahrung in der Automobilindustrie. „Sein Führungsstil und seine tiefe inhaltliche Expertise sind ideale Voraussetzungen für den erfolgreichen Vorstandsvorsitz der Porsche AG.“ Porsche dankte zugleich dem bisherigen Vorstandsvorsitzenden für „seinen starken Einsatz“. Oliver Blume habe das Unternehmen „in herausfordernden Zeiten mit großer Verantwortung übernommen und erfolgreich geführt“. Als CEO sei er „Wegbereiter finanzieller Rekordjahre des Porsche Konzerns, des Porsche Börsengangs und der Expansion in weitere internationale Märkte sowie historischer Motorsporterfolge“ gewesen.
Die Aktien von Volkswagen und Porsche hatten am Freitag bereits im Tagesverlauf von der Aussicht auf ein baldiges Ende der Doppelfunktion von Blume profitiert. Beide Werte legten zu, während der deutsche Aktienmarkt unter Druck stand. Nachdem über die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen durchgesickert war, dass Blume seinen CEO-Posten bei Porsche ab 2026 aufgeben werde und ein „technisch versierter Mann aus der Volkswagen-Welt“ Nachfolger werde, hatte Porsche am Vormittag in einer Adhoc-Mitteilung eine mögliche Ablösung von Blume durch Leiters angekündigt.
Abstieg aus dem Dax
Der promovierte Diplom-Ingenieur kennt Porsche: Von 2000 bis 2013 war Leiters für die Sportwagenschmiede unter anderem als Assistent des damaligen Vorstandschefs Wendelin Wiedeking tätig und an der Entwicklung des SUV-Modells Cayenne beteiligt. 2014 wechselte er zu Ferrari. Als Porsche-Chef steht Leiters vor anspruchsvollen Aufgaben: Die einst erfolgsverwöhnte Marke hat mit einem Absatzeinbruch in China zu kämpfen. Zugleich belasten US-Importzölle das Unternehmen, das keine eigene Produktion in den USA hat. Wegen des schleppenden Hochlaufs der Elektromobilität setzt Porsche wieder stärker auf Verbrenner und Hybridmodelle. Die geänderte Produktplanung geht mit Milliardenbelastungen einher. Einer weiteren Gewinnwarnung im September folgte – fast genau drei Jahre nach dem gefeierten Börsengang und nach einem Kursverlust von fast einem Drittel in diesem Jahr – der Abstieg aus dem Dax.
Beim Sportwagenhersteller, der sich in diesem Jahr bereits von Finanzvorstand Lutz Meschke und Vertriebschef Detlev von Platen getrennt hatte und auch die Vorstandsposten für Personal und Beschaffung neu besetzte, steht ein weiteres Sparprogramm mit weiterem Stellenabbau im Raum.
„Viel Zeit verschenkt“
Investoren hatten die Auflösung der Doppelrolle von Blume mit Verweis auf die Belastung und auf angebliche Interessenkonflikte seit längerem gefordert. Hendrik Schmidt, Head of Stewardship und Covernance bei der DWS, erklärte am Freitag, die vorzeitige Auflösung der Doppelbelastung sei „ein wichtiges Signal an den Kapitalmarkt“. Es zeige, dass wiederholte Kritik endlich gehört wurde. „Daher begrüßen wir diesen Wechsel bei Porsche.“ Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, sagte, der Schritt komme viel zu spät, es sei viel Zeit verschenkt worden. Die Fokussierung auf Volkswagen sei in Zeiten der Krise der einzig richtige Schritt. „Nun kann Blume beide Hände am Steuer bei VW haben, was auch dringend nötig ist.“ Auch der VW-Betriebsrat hatte zuletzt öffentlich ein „Ende für Blumes Halbtags-Rollen“ gefordert.
Blume hatte den CEO-Posten bei Porsche im Oktober 2015 übernommen und war im September 2022 als Nachfolger von Herbert Diess auch VW-Konzernchef geworden. Noch in einem am Donnerstag erschienenen Interview mit der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ verwies er noch einmal darauf, dass die Doppelrolle bewusst gewählt worden sei. Die Konstellation, einerseits in einem Unternehmen für Technik und Prozesse verantwortlich sowie tief in das operative Geschäft involviert zu sein und andererseits übergeordnet im VW-Konzern richtige, strategische Entscheidungen zu treffen, bringe bei der Restrukturierung des Volkswagen-Konzerns „enorme Vorteile“. Zugleich erinnerte er an frühere Aussagen, die Doppelrolle sei „nicht für die Ewigkeit ausgelegt“. Im Porsche-Vorstand sei „bereits ganz bewusst“ ein langfristig vorbereiteter Generationswechsel begonnen worden.
Mit Porsche vertraut
Blume müsse vor allem das Vertrauen am Kapitalmarkt zurückgewinnen, so Ingo Speich von der Sparkassenfondsgesellschaft Deka. „Er muss die Restrukturierungen voranbringen und bei den angekündigten Modellen und Zielen liefern.“ Zu den Anforderungen von Leiters meinte Hendrik Schmidt vom Vermögensverwalter DWS, mit dem ehemaligen McLaren-Manager kehre jemand zu Porsche zurück, der nicht nur mit dem Unternehmen vertraut, sondern bereits in anderen Stationen mit schwierigen Situationen konfrontiert gewesen sei. „Klar ist jedoch, auch mit einer neuen Führung müssen die alten Herausforderungen angegangen werden: Auf der E-Mobilitätsschiene muss Porsche jetzt liefern, und auch die Absatzsituation in China muss sich verbessern.“
Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht in der Überwindung der aktuellen Schwächen in China die wichtigste Aufgabe für den Porsche-Vorstand. Hinzu komme die Situation in den USA: „Ohne Produktion wird es schwer, wenn man nicht Nischen-Wettbewerber werden will“, so der Direktor des Center Automotive Research in Bochum. Dass Leiters Erfahrungen mit dem früheren Porsche-Chef Wiedeking sammeln konnte, sieht Dudenhöffer als Vorteil. „Er kennt also Methoden, um Kosten zu senken und einen Neufang zu wagen.“ Nicht die Technik stehe in den kommenden Jahren im Fokus, sondern die Kosten, Porsche-Fahrzeuge so zu produzieren, dass sie Kunden in China, USA und in Europa finden. „Da ist der Konzernverbund sehr wichtig.“