Automobilindustrie

BMW hält China die Treue

Trotz wachsender geopolitischer Spannungen setzt BMW weiterhin auf ihren größten Einzelmarkt China.

BMW hält China die Treue

sck München – In Zeiten zunehmender politischer Spannungen zwischen Washington und Peking hat sich BMW zu einer Fortsetzung ihrer Aktivitäten in China bekannt. „Es ist wichtig, eine partnerschaftliche Beziehung zwischen Deutschland und China fortzuführen“, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter in einer Gesprächsrunde mit Journalisten. Von einer engen Zusammenarbeit könnten beide Seiten profitieren. Die Beziehung müsse man „weiter entwickeln“. Als Beispiel nannte der CFO die Elektromobilität. Auf diesem Feld bezieht der Münchner Autokonzern u. a. Batterien vom chinesischen Lieferanten CATL. Peter hob hervor, dass BMW ein weltweit agierendes Unternehmen sei. „Wir bauen Arbeitsplätze in Deutschland auf, weil wir global so erfolgreich sind.“

Zwischen Washington und Peking entzündete sich zuletzt ein Streit um den Status von Taiwan. Die US-Regierung sagte Taipeh zu, im Fall eines Angriffs auf den Inselstaat militärische Hilfe zu leisten. Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Region und als Teil der Volksrepublik.

China ist seit einigen Jahren der größte Einzelmarkt des weiß-blauen Dax-Mitglieds. Auf das Land entfällt rund ein Drittel des Pkw-Jahresabsatzes des Konzerns. Im vergangenen Jahr setzte BMW in China 848000 Fahrzeuge ab. Das war ein Plus von 9%. Nach einem guten Start ins laufende Jahr verlief das zurückliegende zweite Quartal holpriger. Peter begründete diese „Achterbahnfahrt“ vor allem mit den staatlich verordneten Corona-Lockdowns in Schanghai. Im auslaufenden dritten Quartal habe sich die Lage deutlich gebessert. Dem CFO zufolge verzeichnete BMW in den Sommermonaten in China zweistellige Wachstumsraten.

Trotz dieser Erholung im wichtigsten Einzelmarkt bekräftigte Peter, dass 2022 der gesamte Pkw-Absatz des Konzerns „leicht rückläufig“ sein werde. Das entspricht einem Minus von 1 bis 5%. Als Gründe nannte er u. a. schwächere Auftragseingänge in Deutschland und in Großbritannien sowie die immer noch nicht überwundenen Probleme bei der Versorgung der Autoindustrie mit Halbleitern. BMW hat aus der Chipkrise ihre Lehren gezogen. „Wir planen mit den Zulieferern noch viel präziser den Bedarf an Chips. Heute sind wir auch in einem direkten Austausch mit den Halbleiterherstellern. Das gab es früher nicht“, berichtete der CFO.

BMW plante für 2022 ursprünglich, den Pkw-Absatz auf dem Niveau des Vorjahres (2,52 Millionen Einheiten) zu halten. Von dem nunmehr zu erwartenden Jahresabsatz 2022 von 2,45 Millionen Stück würden rund 10% vollelektrische Pkw ausmachen, also etwa 245000. Im kommenden Jahr soll nach Peters Worten der Absatz reiner E-Autos aus dem Hause BMW auf weltweit mindestens 400000 Einheiten steigen. Der Konzernabsatz soll „leicht“ zulegen.

Derweil gab er zu den Folgen der Ener­giekrise Entwarnung. Das Thema habe 2022 keine direkten Auswirkungen auf BMW, aber indirekt. Peter erwähnte dabei die Zulieferer. Man beobachte die Lage genau. Nach derzeitigem Stand habe BMW an ihren deutschen und österreichischen Standorten den Gasverbrauch bereits um rund 15% reduziert.

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