BMW trotzt den Folgen der Dieselkrise
sck München – BMW stemmt sich gegen die Folgen der Dieselkrise. Um die strengere EU-Vorgabe für den Kohlendioxidausstoß doch noch zu erreichen, setzt der Konzern verstärkt auf den Absatz von E-Autos.Trotz eines deutlichen Rückgangs bei den Neuzulassungen von Dieselfahrzeugen will der Autobauer die EU-Auflagen für den Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases erfüllen. “Wir werden 2020 die CO2-Vorgaben mit einem höheren Absatz von elektrifizierten Fahrzeugen einhalten”, sagte Vorstandschef Harald Krüger in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Vorlage des Halbjahresberichts. Die Dieseltechnologie sei aber angesichts der EU-Auflagen ebenfalls weiterhin erforderlich, ergänzte er.Der wegen seiner gesundheitsschädlichen Stickoxidemission in Verruf geratene Selbstzünder schneidet beim CO2-Ausstoß gegenüber dem Ottomotor (Benziner) besser ab. Daher ist der Diesel ein wichtiger Baustein für BMW, den CO2-Flottenemissionswert von 124 g/km (2016) auf die EU-weit vorgeschriebenen 95 g/km (vom Jahr 2021 an) zu drücken. Ansonsten drohen BMW empfindliche Geldbußen.Dieselfahrzeuge machten im ersten Halbjahr über zwei Drittel des gesamten Pkw-Absatzes von BMW in Europa aus. Der Münchner Autobauer ist damit weit abhängiger vom Diesel als die Wettbewerber Daimler und Volkswagen. Aufgrund der Unsicherheit über die Zukunft des Diesels – Stichwort Fahrverbote – brachen zuletzt die Verkaufszahlen in Deutschland für Pkw mit dem Selbstzünder ein. Verbraucher fragen nun mehr Benziner nach. Die Neuzulassungen von Pkw mit diesem Verbrennungsmotor stiegen im Juli laut Kraftfahrt-Bundesamt um 11 %, während die für Dieselfahrzeuge um 13 % einbrachen. Mehrkosten überschaubarKrüger wehrte sich gegen den Vorwurf, die Ergebnisse des Diesel-Gipfels am Mittwoch in Berlin seien eine Showveranstaltung gewesen. Man habe mehr erreicht als nur Software-Updates für Dieselfahrzeuge, sagte der CEO. Er verwies auf die finanzielle Beteiligung des Unternehmens am angekündigten Fonds für urbane Mobilität, vom Konzern gestellte Kaufprämien für den Austausch älterer Dieselwagen gegen neue, umweltschonendere BMW-Selbstzünder gemäß Euro-6-Abgasnorm und elektrifizierte Fahrzeuge (BMW i3 oder Hybridmodelle) sowie Software-Updates für 225 000 BMW-Wagen mit Euro-5-Norm. Die Kosten für die letztere Maßnahme sind überschaubar. Finanzvorstand Nicolas Peter sprach von einem “niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag”. Die “Restwertsituation” sei nach wie vor “insgesamt stabil”, BMW beobachte die Entwicklung bei Dieselfahrzeugen aber “genauer”, so der CFO.Krüger betonte die Fortschritte bei E-Autos. So sei im ersten Halbjahr der Absatz von elektrifizierten Fahrzeugen der Marke BMW und Mini zusammen auf 42 573 Einheiten gestiegen – ein Plus von 80 %. Der CEO bekräftigte, in diesem Jahr die Schwelle von 100 000 (i.V. 62 000) Stück überschreiten zu wollen.Dem Vorstandsvorsitzenden zufolge nimmt BMW auf dem Feld der Elektromobilität im Premiumsegment eine Vorreiterrolle ein. Der Anteil von Autos mit reinem Elektromotor (BMW i3) und Plug-in-Hybriden (Elektromotor mit Benziner kombiniert) am Gesamtabsatz des Konzerns beträgt allerdings derzeit nur bescheidene 3,5 %. Die BMW-Führung will diese Quote bis zum Jahr 2025 auf bis zu 25 % erhöhen. Dafür stattet das Unternehmen sämtliche Baureihen schrittweise mit Elektromotoren aus.Krüger bekräftigte, dass alle BMW-Werke in der Lage sein sollten, Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren und Elektroantrieben auf einem Band zu fertigen. “Wir sind extrem flexibel, je nachdem, wie sich die Nachfrage entwickelt.”Unterdessen konnte BMW an der Börse mit guten Quartalszahlen punkten, nachdem die Stammaktie zuletzt wegen der Dieselkrise und Kartellvorwürfen eingebüßt hatte. Das Papier erholte sich leicht von den Kursverlusten der Tage zuvor. Nach Vorlage des Berichts gewann der Titel zeitweise bis zu 1,5 % an Wert und ging mit 79,38 Euro (+ 0,7 %) aus dem Xetra-Handel. Währungseffekte helfenBMW übertraf die Analystenschätzungen fürs zweite Quartal. In den Monaten April bis Juni absolvierte das Unternehmen eine rasante Fahrt auf dem anvisierten Weg zu einem Rekordjahr bei Absatz, Umsatz und Gewinn vor Steuern. Im zweiten Quartal steigerte der Konzern den Umsatz um 3 % auf 25,8 Mrd. Euro. Neben dem Absatzzuwachs im Kerngeschäft Automobile stützten auch positive Währungseffekte den Erlösanstieg. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) verdiente der Konzern über 2,9 Mrd. Euro (+ 7,5 %). Analysten hatten im Schnitt mit 2,8 Mrd. Euro gerechnet. Die Autosparte trug mit 2,24 (2,18) Mrd. Euro zum Ebit-Zuwachs bei. Die operative Marge im Kerngeschäft kletterte auf 9,7 (9,5) %. Der Rivale aus Stuttgart verdiente operativ aber noch mehr (vgl. Grafik). Zudem verlor BMW gegenüber dem zweiten Quartal 2016 beim Absatz und Ebit an Dynamik.