BMW verbündet sich mit Toyota auf breiter Basis

Kooperation mit dem Massenhersteller zielt auf alternative Antriebe und Leichtbau für Auto der Zukunft

BMW verbündet sich mit Toyota auf breiter Basis

bg/mf München/Tokio – Die sich seit Tagen anbahnende Kooperation von BMW und Toyota zur Entwicklung alternativer Antriebe fällt umfangreicher aus als erwartet. Gemeinsam sollen ein Öko-Sportwagen und weitere umweltfreundliche Fahrzeuge entwickelt sowie bei Brennstoffzellen und Elektroantrieben kooperiert werden. Zudem erstreckt sich die Zusammenarbeit auf den für das verbrauchsarme Fahren wichtigen Leichtbau, wo die beiden Konzerne miteinander forschen wollen.BMW-Chef Norbert Reithofer und Toyota-Präsident Akio Toyoda unterzeichneten am Freitag eine Absichtserklärung, die sie auf einer gemeinsamen Pressekonferenz erläuterten. “Toyota und die BMW Group teilen die gleiche strategische Vision über eine nachhaltige individuelle Mobilität der Zukunft”, so Reithofer. Im Moment sei es aber noch zu früh, um über ein mögliches Gemeinschaftsunternehmen mit Toyota zu sprechen – eine Kapitalverflechtung schlossen die Konzerne aus. Toyota bei Hybrid starkToyota gilt vor allem bei Hybridfahrzeugen als führend. “Unsere Firmen werden dadurch beide stärker”, so Konzernchef Akio Toyoda. “Die Stärke von BMW liegt nach meiner Überzeugung in der Entwicklung von Sportwagen.” Voller Vorfreude erwarte er, welche Autos gemeinsam entwickelt würden. Zunächst soll über einen Öko-Sportwagen gesprochen werden, der bei einem Entwicklungsvorlauf von etwa sieben Jahren gegen Ende des Jahrzehnts auf den Markt kommen könnte.BMW und Toyota hatten im Dezember eine erste Partnerschaft vereinbart. Ab 2014 liefern die Münchener Dieselmotoren an die europäische Tochter der Japaner. Zudem vereinbarten sie die gemeinsame Grundlagenforschung an der nächsten Generation von Lithium-Ionen-Batterien, die für Elektroautos elementar sind. BMW gilt als Vorreiter bei effizienten Verbrennungsmotoren, Toyota ist vor allem mit seinem Prius führend bei Hybridautos. BMW ist darüber hinaus am Carbonfaser-Hersteller SGL beteiligt und wird diesen Werkstoff bei seinen für 2013 und 2014 geplanten Elektroautos i3 und i8 einsetzen. Toyota verfügt mit dem Lexus LFA überden Prototypen eines Sportwagens, dessen Karosserie weitgehend aus Carbonfasern besteht.Weil die Entwicklung neuer Fahrzeuge und umweltverträglicher Technologien Milliarden verschlingt, sind Zweckbündnisse in der Autoindustrie mittlerweile an der Tagesordnung. So hat sich Oberklasse-Hersteller Daimler mit Renault und Nissan verbündet. Beim bisher engsten BMW-Partner PSA Peugeot Citroën ist General Motors (GM) eingestiegen, was das Ende für das Hybrid-Venture mit den Franzosen bedeutete. Eine Motorenkooperation mit PSA läuft noch bis 2015. Ob Toyota auch auf diesem Feld den Platz der Franzosen einnehmen könnte, das ließ Reithofer offen. Er erlaubte sich aber den kleinen Seitenhieb, dass gegenseitiges Vertrauen Grundlage für eine langfristige Partnerschaft sei. PSA hatte hinter dem Rücken der Münchner mit GM angebandelt. BMW-Chef Norbert Reithofer setzt bei Kooperationspartnern auf solche Konzerne, die den Marken der Münchener keine Konkurrenz machen.Im Fall Daimler werden nur Projekte wie der gemeinsame Einkauf von Teilen in Angriff genommen. Mit der Mitsubishi-Tochter Nedcar wird zudem verhandelt, dort Modelle aus dem Hause BMW bauen zu lassen. Auf heikles Terrain gewagtNach Ansicht von Autoexperten wagen sich die Bayern und die Japaner mit ihrer nun vereinbarten Partnerschaft auf heikles Terrain. Zwar seien enge technische Kooperationen in der Pkw-Branche längst Alltag, doch gerade bei der Forschung und Entwicklung von Schlüsseltechnologien lassen sich die Hersteller in der Regel nur ungern in die Karten schauen – andererseits schweigen sich Reithofer und Toyoda bislang zu den Details der Kooperation aus.Toyota pochte in der Vergangenheit jedenfalls auf Eigenständigkeit und scheute Kapital- oder Technik-Allianzen. Doch Berührungsängste kannte der Branchenriese nie. In Japan standen zum Beispiel noch vor wenigen Jahren Modelle von Volkswagen in den Schauräumen von ausgewählten Toyota-Händlern. In Kalifornien teilten sich Toyota und GM 25 Jahre lang eine Fabrik. Seit einigen Jahren bauen die Japaner mit PSA in Tschechien ein fast identisches Kleinwagenmodell. Seit der Finanzkrise konzentriert sich Toyota auf punktuelle Kooperationen, um seine Hybrid- und Elektrotechnik industrieweit zu verbreiten. Mit Ford wird die erste Hybridversion für Hinterradantriebe entwickelt. Der Elektro-Pionier Tesla ist Partner für mehrere E-Modelle. Die eigenen Hybridmotoren verkauft Toyota an Mazda.——Die Partner des BMW-Konzerns- Toyota: Der Massenhersteller hatte mit BMW im Dezember vereinbart, ab 2014 Dieselmotoren von den Bayern zu beziehen. Zudem wollen die Konzerne die nächste Generation von Lithium-Ionen-Batterien gemeinsam entwickeln. Nun kommen vier neue Bereiche hinzu.- PSA: Die Bayern und die Franzosen arbeiten bereits seit 2002 in der Entwicklung zusammen. Seit 2005 produzieren sie gemeinsam Motoren für Kleinwagen, die im BMW 1er und dem Mini sowie in mehreren Modellen von Peugeot und Citroën zum Einsatz kommen. Die Motorenkooperation endet 2015. Das gerade erst gestartete Gemeinschaftsunternehmen für Hybridtechnologie steht vor dem Aus. Grund ist die neue Partnerschaft der Franzosen mit dem US-Konzern GM; die Opel-Mutter hatte PSA offenbar zum Ausstieg aus dem Joint Venture mit BMW gedrängt. Auch sämtliche Gespräche zwischen BMW und GM wurden beendet.- SGL Carbon: Mit dem Grafithersteller betreibt BMW seit 2009 ein Gemeinschaftsunternehmen zur Produktion von Carbonfasern. Nachdem Volkswagen beim einzigen europäischen Carbonfaser-Hersteller eingestiegen war, sicherte sich auch BMW einen Anteil an dem Wiesbadener Konzern, um sich bei seinen Plänen für den automobilen Leichtbau nicht ausbremsen- zu lassen.- Daimler: Mit dem Rivalen arbeitet BMW seit Mitte 2008 bei der Teilebeschaffung zusammen.- Die beiden Hersteller kaufen gemeinsam eine zweistellige Zahl an Komponenten ein. So will BMW ab 2012 rund 100 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Reuters——