Boeing gerät nach 787-Absturz erneut unter Druck
Boeing gerät nach 787-Absturz erneut unter Druck
US-Konzern hat sich bis heute nicht von 737-Krise erholt
wü Paris
Boeing ist nach dem Absturz eines Dreamliners von Air India nur wenige Tage vor dem Start der weltweiten größten Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris unter Druck geraten. Die Aktie des US-Flugzeugbauers brach im vorbörslichen Handel um zeitweise 8% auf 197 Dollar ein. Bei dem Unglück handelt es sich um den ersten tödlichen Absturz eines 787-Langstreckenjets. Das Modell, das Boeing in Le Bourget in einer längeren Version ausstellen will, war 2011 nach jahrelangen Verzögerungen erstmals von All Nippon Airways (ANA) in Dienst gestellt worden.
Doch auch danach hatte das Prestigeprojekt Boeing schlaflose Nächte bereitet. Nachdem Lithium-Ionen-Batterien des elektrischen Systems von zwei Dreamlinern in Brand geraten waren, hatten Aufsichtsbehörden 2013 ein dreimonatiges Flugverbot für das Modell verhängt. Die Pannenserie ging später weiter. So durfte der Langstreckenjet von Mai 2021 bis August 2022 wegen diverser Produktionsmängel nicht an Kunden übergeben werden. Anfang 2023 musste Boeing die Auslieferungen erneut für ein paar Wochen stoppen. Vor einem Jahr dann sorgte der Dreamliner abermals für Negativ-Schlagzeilen, als eine 787 von Latam nach einem technischen Zwischenfall stark an Höhe verlor und ein Whistleblower wegen Qualitätsproblemen bei der 787-Fertigung ein neues Flugverbot forderte.
Einigung zu 737-Abstürzen
Die Ursache des Absturzes der Air India-Maschine mit 242 Menschen an Bord ist noch nicht bekannt. Die Piloten hatten kurz nach dem Start im westindischen Ahmedabad einen Notruf abgesetzt. Kurz danach stürzte die Maschine in ein Wohngebiet. Boeing hat sich erst Ende Mai mit der neuen US-Regierung geeinigt, 1,1 Mrd. Dollar zu zahlen, um einem eigentlich für Ende Juni geplanten Prozess wegen der tödlichen Abstürze von zwei 737 Max-Mittelstreckenjets zu entgehen, bei denen 2018 und 2019 insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen waren. Für das Modell war deshalb 2019 ein zweijähriges Flugverbot verhängt worden. Von der dadurch ausgelösten Krise hat sich Boeing bis heute nicht richtig erholt.
Der US-Konzern hat 1.189 Dreamliner ausgeliefert, davon 30 an Air India. Insgesamt liegen Boeing Bestellungen für 2.137 Dreamliner vor. Qatar Airways hat gerade 130 geordert. Laut Bloomberg soll Royal Air Maroc erwägen, gut zwei Dutzend Dreamliner und 50 737-Jets zu kaufen. Golf Carrier wie Riyadh Air und Etihad könnten in Le Bourget Langstreckenjets bei Airbus bestellen.
