Boeing setzt auf Endmontage in China

Werk in Zhoushan im Plan - Trump kein Störfaktor - Kooperation mit Comac

Boeing setzt auf Endmontage in China

nh Schanghai – Der US-Flugzeugbauer Boeing hält an seinen Plänen zum Bau eines Endmontagewerkes in China fest. Damit scheint der wachsende Druck der neuen US-Regierung um Präsident Donald Trump auf heimische Industrieunternehmen, ausländische Produktionsstandorte zu überdenken, sich zunächst nicht auf die China-Ambitionen von Boeing auszuwirken.Die vertraglichen Vereinbarungen für eine erstmalige Boeing-Fertigungsstätte auf chinesischem Boden waren noch vor den US-Wahlen vom November getroffen worden und waren direkt von Trumps Vorgänger Barack Obama wie auch dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping unterstützt worden. Fertigung für die B-737Chinesische Medien betonen, dass die konkreten Bauarbeiten an dem für das Werk ausgesuchten Standort Zhoushan – einer Halbinsel in der Provinz Zhejiang, die nahe am Einzugsbereich der Großstädte Schanghai und Hangzhou liegt – Ende des Monats anlaufen werden. Die erste Auslieferung von in Zhoushan endmontierten Maschinen des Typs Boeing 737 und 737 Max ist für das kommende Jahr vorgesehen.Mit der Endmontagelinie werden die letzten Fertigungsschritte für an chinesische Kunden auszuliefernde Boeing-737-Maschinen, beispielsweise Außenlackierung und der Einbau von Sitzen, Entertainmentsystemen und Ähnlichem, erfolgen. Boeing setzt gegenwärtig rund ein Drittel ihrer 737-Maschinen bei chinesischen Kunden ab. Konkurrent mit im BootBei voller Auslastung des Werkes in den kommenden Jahren soll eine jährliche Auslieferung von rund 100 Passagiermaschinen an chinesische Abnehmer im Kreis der Flug- und Leasinggesellschaften möglich sein. Das Werk in Zhoushan ist als Joint-Venture-Betrieb mit dem chinesischen Flugzeugbauer Comac angelegt und folgt damit einem Partnerschaftsmodell, das man von westlichen Autobauern in China kennt. Comac ist allerdings ihrerseits mit der Entwicklung des ersten heimischen Mittelstrecken-Passagierflugzugs C919 beschäftigt, das in den kommenden Jahren zu einem Konkurrenten für die Boeing 737 und den Airbus A320 heranreifen könnte.Für Boeing und den Rivalen Airbus gilt der chinesische Markt mit einem geschätzten Absatzpotenzial von über 5 000 Maschinen in den kommenden 20 Jahren als wichtigster Zukunftsmarkt zur Absicherung eines langfristigen Wachstums. Dabei gelten Endmontagelinien auf chinesischem Boden als eine Form des Entgegenkommens gegenüber chinesischen Abnehmern und auch der Regierung, die den Aerospace-Sektor zu einem der Schlüsselsektoren in ihren industriepolitischen Planungen erkoren hat. Boeing jedenfalls betont, in dem neuen Werk neben Comac auch weitere chinesische Zulieferer stärker einzubinden und die Lokalisierung voranzutreiben.Aus Sicht von Boeing und Airbus dürfte sich eine ernsthafte Konkurrenz seitens Comacs auf den chinesischen Markt begrenzen, den es entsprechend noch intensiver zu beackern gilt. Bei Boeing hatte man sich vor diesem Hintergrund im Herbst 2015 dazu durchgerungen, ein chinesisches Werk für die Endmontage von nach China verkauften Flugzeugen des Typs Boeing 737 aufzuziehen, und damit erstmals überhaupt eine Verlagerung von Produktionsschritten an einen ausländischen Standort in die Wege geleitet. Airbus schon länger am BallDer Erzkonkurrent Airbus hingegen hatte bereits im Jahr 2009 mit einem Werk in der chinesischen Hafenstadt Tianjin entsprechende Fertigungskapazitäten vor Ort dargestellt. In Tianjin sind seitdem über 250 Maschinen des Typs A320 zusammengebaut und an chinesische Carrier ausgeliefert worden. Im Zusammenhang mit neuen Orders für Airbus-Maschinen seitens staatlicher chinesischer Carrier hat Airbus nun ein weiteres Endmontagewerk in Tianjin für den Flugzeugtyp A330 in Arbeit. Hier soll man ab Herbst 2018 in der Lage sein, monatlich zunächst zwei Maschinen an chinesische Kunden auszuliefern.