Anlaufverluste eingeplant

Börsenneuling Nucera stellt Weichen auf Wachstum

Der Börsenneuling Thyssenkrupp Nucera steckt alle Kraft in den Ausbau des Geschäfts mit alkalischer Wasserselektrolyse. Das verursacht zunächst Verluste.

Börsenneuling Nucera stellt Weichen auf Wachstum

Nucera stellt Weichen für Wachstum

Schwacher Auftragseingang im Schlussquartal – Investoren begeistert – Sattes Cashpolster

ab Düsseldorf

Der Börsenneuling Thyssenkrupp Nucera stimmt für den laufenden Turnus auf einen deutlichen operativen Verlust ein. Grund dafür sind die schon im Sommer angekündigten Anlaufkosten für den Aufbau des Geschäfts mit alkalischer Wasserelektrolyse. Während der operative Gewinn im Schlussquartal des im September abgelaufenen Geschäftsjahres deutlich über den Erwartungen lag, blieb der Auftragseingang weit hinter den Hoffnungen zurück.

An der Börse konnte die Thyssenkrupp-Tochter dennoch punkten. Gegen dem Markttrend legte der SDax-Wert in der Spitze um über 7% zu. Trotzdem notiert die Aktie damit immer noch um 15% unter ihrem Ausgabepreis von 20 Euro. "Natürlich sind wir mit der Kursentwicklung nicht zufrieden", sagte Finanzchef Arno Pfannschmidt in der Bilanzpressekonferenz. Neun von zehn Analysten empfehlen die Aktie derzeit zum Kauf oder zum Übergewichten, nur Banca Intesa rät gemäß der von Nucera veröffentlichten Erhebung von Vara Research zum Halten der Aktie.

Thyssenkrupp Nucera
Konzernzahlen* nach IFRS
in Mill. Euro2022/232021/22
Auftragseingang6131.340
Umsatz653383
Ebitda2912
Ebit249
Peridoenergebnis236
Free Cashflow22924
Nettofinanzguthaben762275
*Geschäftsjahr zum 30.9.

Von Auftragsschwäche – im Schlussquartal landete der Ordereingang mit 79 Mill. Euro um 35% unter dem vergleichbaren Vorjahreswert – will Vorstandchef Werner Ponikwar jedoch nichts wissen. Zum einen sei der Vorjahreswert durch das Großprojekt für die Neom-Anlage in Saudi-Arabien stark überzeichnet. Zum anderen seien von dem Großauftrag von H2 Green Steel bislang weniger als 10% des Volumens im Auftragseingang erfasst, erläuterte der Nucera-Chef. Allein im ersten Quartal des neuen Turnus würden mehr als 100 Mill. Euro dieses Projekts in die Bücher gelangen.

In den nächsten 20 Monaten dürften Projekte im Volumen von mehr als 5 Mrd. Euro unterschriftsreif werden. Davon will sich Nucera einen Teil sichern. Wuchern kann der Elektrolyse-Spezialist mit einer äußerst soliden Bilanz. Das spielt nach Einschätzung von Ponikwar aus Kundensicht bei der Auftragsvergabe eine maßgebliche Rolle. Punkten können die Dortmunder vor allem mit einem stolzen Nettofinanzguthaben von 762 Mill. Euro. Darin enthalten ist der IPO-Erlös von netto 502 Mill. Euro, der den Handlungsspielraum deutlich erhöhe.

Schon im abgelaufenen Turnus steckte Nucera viel Geld in den Aufbau der Organisation. So wurden die Forschungsaufwendungen um 21% erhöht, und die Belegschaft wurde um ein Drittel auf 675 Beschäftigte aufgestockt. Dieser Weg werde im neuen Geschäftsjahr fortgesetzt, denn die Weichen für den Aufbau der weltweiten Wasserstoffinfrastruktur würden jetzt gestellt. Die Dortmunder sehen sich dabei in der führenden Marktposition. Thyssenkrupp Nucera verfüge über ein Auftragsvolumen von mehr als 3 Gigawatt (GW), Wettbewerber brächten es auf 0,5 bis 1,5 GW, verdeutlichte Ponikwar.

Nach einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern im abgelaufenen Turnus von 23,8 Mill. Euro wird 2023/24 mit einem operativen Verlust im mittleren zweistelligen Millionenbereich gerechnet. Das Umsatzplus wird zeitgleich im mittleren zweistelligen Prozentbereich verortet. Auch der Free Cashflow dürfte deutlich negativ ausfallen, nachdem im zurückliegenden Turnus 229,1 Mill. Euro zugeflossen sind.

Cash-Pool beendet

Der Mittelzufluss war Ergebnis der Beendigung des Cash-Pools mit Thyssenkrupp. Das Guthaben von 264 Mill. Euro wurde ausgezahlt. Aus dem operativen Geschäft flossen dagegen 14,1 Mill. Euro ab. Der Mittelabfluss werde sich 2023/24 vergrößern, sagte Pfannschmidt. Mit dem Break-even im Cashflow werde erst 2025/26 gerechnet. Im operativen Geschäft mit der alkalischen Wasserelektrolyse soll die Gewinnschwelle schon ein Jahr früher erreicht sein.

Thyssenkrupp Nucera hat den Gewinn im abgelaufenen Turnus um 170% ausgebaut. Doch die hohen Anlaufkosten für den Ausbau des Geschäfts mit Elektrolyse-Anlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff werden in den nächsten Jahren rote Zahlen bescheren. Die Investoren störte das am Montag nicht.

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