Gehälter

Boom kommt bei Paketboten nicht an

Reuters Berlin − Paketboten profitierten bisher kaum vom Boom des Online- und Versandhandels der vergangenen Jahre und mussten sich mit eher bescheidenen Lohnerhöhungen begnügen. Vollzeitbeschäftigte bei Post-, Kurier- und Expressdiensten...

Boom kommt bei Paketboten nicht an

Reuters Berlin − Paketboten profitierten bisher kaum vom Boom des Online- und Versandhandels der vergangenen Jahre und mussten sich mit eher bescheidenen Lohnerhöhungen begnügen. Vollzeitbeschäftigte bei Post-, Kurier- und Expressdiensten verdienten 2021 mit durchschnittlich 3 022 Euro brutto im Monat (nicht preisbereinigt) zwar 6 % mehr als zehn Jahre zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. In der Wirtschaft insgesamt kletterten die Verdienste nicht preisbereinigt allerdings um 23,8 % und damit etwa viermal stärker. Die Verbraucherpreise stiegen um 14,6 %.

Für die Deutsche Post könnte 2023 mit einem Tarifkonflikt beginnen. Denn die Gewerkschaft Verdi fordert für die rund 160 000 Tarifbeschäftigten des Konzerns 15 % mehr Lohn – was die Post als „realitätsfern“ zurückweist. Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst bei Post-, Kurier- und Expressdiensten lag im vorigen Jahr gut 1 000 Euro unter dem Schnitt in der Wirtschaft insgesamt (4 100 Euro). Die Branchenverdienste fielen in allen Leistungsgruppen geringer aus als diejenigen Durchschnittsverdienste von Vollzeitbeschäftigten in der Gesamtwirtschaft.

Ein Grund für den vergleichsweise geringen Verdienst in der Branche insgesamt ist dem Amt zufolge auch der relativ geringe Anteil von Vollzeitbeschäftigten in den oberen beiden Leistungsgruppen und der hohe Anteil in den mittleren und unteren Leistungsgruppen.

Die Arbeitsbedingungen in der Post- und Paketbranche unterscheiden sich deutlich vom Rest. Rund 60 % dieser Erwerbstätigen mussten 2021 auch an Wochenenden arbeiten und damit rund doppelt so viele wie in der gesamten Wirtschaft. Jeder siebte Paketbote und jede siebte Postzustellerin arbeitete zudem 2021 zwischen 23 Uhr und 6 Uhr. Zum Vergleich: Über alle Branchen hinweg leistete nur jeder elfte Erwerbstätige Nachtarbeit.

Häufiger als anderswo kommen auch sogenannte atypische Beschäftigungsverhältnisse vor. Demnach war 2021 fast ein Drittel der Kernerwerbstätigen bei Post-, Kurier- und Expressdiensten entweder befristet, in Teilzeit mit weniger als 21 Wo­chenstunden, geringfügig oder in Zeitarbeit beschäftigt. Allgemein sind es nur gut 19 %. In der Post- und Paketbranche arbeiteten mit fast 27 % anteilig auch deutlich mehr Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit als in der gesamten Wirtschaft mit 13 %.

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