Börsengang von Airbnb steht in Frage

Corona-Pandemie lässt Kurzzeit-Mieten einbrechen

Börsengang von Airbnb steht in Frage

nok New York – Die Coronavirus-Pandemie verdüstert die Aussichten für den an der Wall Street mit Spannung erwarteten Börsengang (IPO) des großen Wohnungsvermittlers Airbnb. Das verlustmachende Unternehmen leidet wie der Rest der Tourismusbranche unter dem weltweiten Rückgang von Reisen und der Absage von Großveranstaltungen. “Die Nachfrage nach Ferienwohnungen hat erhebliche Rückschläge erlitten”, heißt es in einem Bericht des Informationsdienstes Airdna, der auf die Analyse von Kurzzeit-Mietobjekten spezialisiert ist. Airbnb, die zuletzt mit 31 Mrd. Dollar bewertet wurde, ist die größte Plattform für die kurzfristige Vermittlung von Wohnungen. Zu anderen Anbietern zählen Homeaway (FeWo-direkt), die zu Expedia gehört, oder die börsennotierte Bookings. Der Aktienkurs von Expedia liegt 2020 um 45 % im Minus, der von Bookings um 37 %. Die Plattformen verdienen hauptsächlich an Buchungsgebühren.Das Umfeld für Börsengänge ist angesichts des Kurseinbruchs an den Aktienmärkten allgemein ungünstig. “Die vom Coronavirus-Ausbruch bedingte Volatilität hat den IPO-Markt in diesem Frühjahr stillgelegt”, schreiben Analysten von Renaissance Capital. Nach derartigen Kursausschlägen dauere es in der Regel ein paar Monate, bis sich der Markt wieder normalisiere.Airbnb hatte im September ein IPO für 2020 avisiert und wollte nach Medienberichten im März oder April mit den konkreten Vorbereitungen beginnen. Sollte sich der Zeitplan verzögern, besteht das Risiko, dass das Börsendebüt erst 2021 stattfindet. Börsenkandidaten müssten im aktuellen Umfeld zudem “außerordentlich günstige Abschläge” bieten, heißt es bei Renaissance. Nach Angaben von Airdna, die Buchungsdaten bis zum Ende der ersten Märzwoche auswertete, sind die Auswirkungen der Pandemie bislang auf die größten Gefahrenherde begrenzt. “Die Mehrheit der Ferienimmobilien-Märkte sind nicht in totaler Panik”, hieß es. Städteziele seien allerdings stärker betroffen als klassische Ferienorte.In Peking sind die Airbnb-Buchungen in der ersten Märzwoche im Vergleich zur zweiten Januarwoche um 96 % auf nur 1 600 zurückgegangen, heißt in dem Bericht. Neben China, wo das Virus zuerst ausgebrochen war, waren Italien und Südkorea die am stärksten betroffenen Länder. In Rom und Mailand sind die Buchungen im gleichen Vergleichszeitraum um 41 % bzw. um 29 % gefallen. In Seoul fielen die Buchungen um 46 %, in New York waren es 21 % weniger. In der zweiten Märzwoche trat in Italien dann ein Reiseverbot in Kraft und die amerikanische Regierung verhängte ein Einreiseverbot für Personen aus Europa.Airbnb-Wohnungen werden nicht nur von Touristen, sondern auch von Geschäftsreisenden genutzt. Im vergangenen Jahr verdienten Airbnb-Vermieter in Barcelona während des Mobile World Congress im Durchschnitt umgerechnet fast 1,8 Mill. Dollar pro Tag. In diesem Jahr ging die Summe wegen der Absage der Kommunikationsmesse um rund zwei Fünftel auf rund 1,1 Mill. Dollar zurück. Das immer im März stattfindende zehntägige Musik- und Technologiefestival South by Southwest im texanischen Austin wurde ebenfalls abgesagt. 2019 brachte das Event Vermietern noch 16,1 Mill. Dollar. In diesem Jahr liegen die Prognosen unter 10 Mill. Dollar.