BP macht größten Ölfund seit 1999
BP macht größten Ölfund seit 1999
„Signifikante Entdeckung“ vor der brasilianischen Küste ist bereits der zehnte Fund in diesem Jahr
BP hat vor der brasilianischen Küste den größten Ölfund seit gut einem Vierteljahrhundert gemacht. Das FTSE-100-Schwergewicht setzt wieder verstärkt auf fossile Brennstoffe. Die Nachricht kommt kurz vor einem Update zum Kostensenkungsprogramm, das dem Shareholder-Aktivisten Elliott kaum genügen dürfte.
hip London
BP hat gut 400 km vor Rio de Janeiro den größten Ölfund seit 1999 gemacht. Gordon Birrell, Executive Vice President Productions & Operations bei dem FTSE-100-Schwergewicht, sprach von einer „signifikanten Entdeckung“. Der Shell-Rivale gab sie einen Tag vor seinen Geschäftszahlen des ersten Halbjahres bekannt, bei denen auch ein Update zu seinem Kostensenkungsprogramm ansteht. CEO Murray Auchincloss sitzt der Shareholder-Aktivist Elliott im Nacken, dem die bisherigen Maßnahmen nicht weit genug gehen.
BP verfügt über 100% der Förderrechte an dem Ölfeld Bumerangue. Das Unternehmen hatte sie sich nach eigenen Angaben in einer Auktion vor drei Jahren „zu sehr vorteilhaften Geschäftsbedingungen" gesichert. BP war der einzige Bieter.
„Außerordentliches Jahr“
Das nun entdeckte Vorkommen liegt in einer Tiefe von 2.372 Metern. „Das ist ein weiterer Erfolg in einem bislang außerordentlichen Jahr für unser Explorationsteam“, sagte Birrell. Er unterstreiche, dass BP ihr Upstream-Geschäft (Exploration und Förderung) ausweiten wolle. Es ist bereits der zehnte Ölfund seit Jahresbeginn. Die anderen machte das Unternehmen unter anderem in Ägypten, Libyen und Trinidad. "Brasilien ist ein wichtiges Land für BP“, betonte der Ölmanager. Man prüfe, ob man dort ein bedeutendes Produktionszentrum einrichten wolle.
Auchincloss hatte im Februar einen „grundlegenden Reset“ der Strategie von BP angekündigt. Das Unternehmen dreht seine Investitionen in Öl und Gas hoch. Alle Pläne, die Förderung herunterzufahren, wurden gestrichen. Rivalen wie Shell und Equinor hatten bereits früher mitgeteilt, künftig wieder verstärkt auf das traditionelle Geschäft mit fossilen Brennstoffen zu setzen.
Ölnachfrage ebbt ab
Die Nachfrage könnte mit diesen Anstrengungen der Branche nicht mithalten, zumindest wenn es nach den Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) geht. Sie geht davon aus, dass sie im laufenden und kommenden Jahr noch um 700.000 Barrel (159 Liter) pro Tag steigen wird. Danach werde sie jedoch wegbröckeln. Für 2030 erwartet die IEA sogar einen kleinen Rückgang.

Die niedrigeren Öl- und Gaspreise dürften sich im zweiten Quartal auf die Performance von BP ausgewirkt haben. Die Ölproduktion sei im zweiten Quartal aber höher gewesen als im ersten, strich Derren Nathan, der Leiter der Aktienanalyse bei Hargreaves Lansdown heraus. Das Ergebnis im Raffineriegeschäft sollte trotz längerer wartungsbedingter Ausfallzeiten um bis zu 500 Mill. Dollar gestiegen sein.
Aktienrückkäufe im Fokus
Am Markt erwartet man, dass das bereinigte Ergebnis von 1,4 Mrd. Dollar im Auftaktquartal auf 1,8 Mrd. Dollar gestiegen ist. Zu den zentralen Fragen für die Anleger gehört, ob es Spielraum für eine Ausweitung der Aktienrückkäufe gibt. Nach dem schwachen Auftaktquartal war BP am unteren Ende der zuvor in Aussicht gestellten Spanne von 750 Mill. bis 1 Mrd. Dollar geblieben.
Nach langen Spekulationen wurde im April der Umfang der Beteiligung von Elliott bekannt, weil sie mit 5,006% die Schwelle für die Meldepflicht überschritten hatte. Aus Sicht des Hedgefonds könnte BP der „Financial Times“ zufolge seine Kosten über die von Auchincloss im Februar avisierten 4 Mrd. bis 5 Mrd. Dollar hinaus um weitere 5 Mrd. drücken.
Windassets verkauft
BP teilte im Juli mit, ihr Onshore-Windgeschäft in den USA an LS Power zu verkaufen. Zuvor hatte der Konzern zudem angekündigt, die Offshore-Windparks in ein Joint Venture mit Jera einzubringen.