Chemieindustrie

Brenntag sieht erste Hoffnungsschimmer

Die Gewinnwarnung ist ausgeblieben. Gleichwohl rudert der Chemiedistributeur Brenntag angesichts des schwierigen Umfelds bei der Prognose ein wenig zurück.

Brenntag sieht erste Hoffnungsschimmer

Brenntag erkennt Anzeichen für Erholung

Operatives Ergebnisziel an unteren Prognoserand verschoben – Kosten im Blick – 300 Stellen werden gestrichen

ab Düsseldorf

Nach einem durchwachsenen zweiten Quartal wird Brenntag für die zweite Jahreshälfte etwas vorsichtiger. Zwar macht Vorstandschef Christian Kohlpaintner erste Anzeichen für eine Nachfrageerholung aus, doch bleiben die Rahmenbedingungen schwierig. Entsprechend engt der Chemiedistributeur die Prognose ein: Im Gesamtjahr wird ein operatives Ergebnis (Ebita) zwischen 1,3 und 1,4 Mrd. Euro ins Auge gefasst. Bislang reichte die Spanne bis 1,5 Mrd. Euro.

Grund für die neue Bescheidenheit seien das weiterhin unsichere Umfeld und negative Wechselkurseffekte, sagte Kohlpaintner bei der Vorlage des Zwischenberichts. Im ersten Halbjahr hatte Brenntag ein operatives Ebita von 677 Mill. Euro erwirtschaftet, im Vergleich zum Vorjahrszeitraum war das ein Rückgang um gut ein Fünftel. Allerdings hat sich die Lage im zweiten Quartal verschärft. Mit 332 Mill. Euro landete das operative Ebita um 28% unter dem Vorjahreswert.

Angesichts der angespannten Lage macht sich Brenntag daran, die Kosten unter Kontrolle zu behalten. Zwar wird kein riesiges Programm aufgelegt, doch sollen die Kosten bis zum Jahresende um einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag gedrückt werden. Dabei handele es sich überwiegend um dauerhafte Einsparungen, doch dürfe man nicht vergessen, dass mit den Maßnahmen gegen die verfestigte Inflation angekämpft werde, sagte Finanzchefin Kristin Neumann.

Stellenabbau

Neben den in solchen Fällen üblichen Einschränkungen bei Dienstreisen, Beratung und externen Auftragnehmern sollen konzernweit 300 der mehr als 17.500 Stellen abgebaut werden, sozialverträglich und vorwiegend unter Nutzung der natürlichen Fluktuation, wie es heißt. Zusätzlich will Brenntag das 600 Standorte umfassende Netz bis zum Jahresende um weitere 25 ausdünnen. Die mit den Maßnahmen im Zusammenhang stehenden Einmalkosten bezifferte Neumann auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag.

Zuversicht für den weiteren Jahresverlauf schöpft Kohlpaintner aus der Beobachtung, dass der Lagerabbau auf der Kundenseite allmählich ein Ende findet. Seit ein, zwei Monaten sei eine schrittweise Nachfrageerholung erkennbar, sagte der Brenntag-Chef. Dieser Trend wird sich seiner Einschätzung nach in den nächsten Monaten verstetigen, auch wenn es sicher keinen Nachfrageschub geben werde. Spätestens im kommenden Jahr sollte sich die Lage für die weltweite Chemieindustrie wieder aufhellen, sagte Kohlpaintner voraus.

Regional habe sich Nordamerika als robust erwiesen. Doch auch in Europa gebe es erste Erholungstendenzen. Der asiatische Markt bleibe dagegen wegen der enttäuschenden Entwicklung in China schwierig. Die sich abzeichnende Nachfrageerholung wird sich nach Einschätzung von Kohlpaintner in den Absatzmengen zeigen, derweil die Absatzpreise weiter nachgeben dürften.

Kapitalmarkttag am 5. Dezember

Die schwierigen Rahmenbedingungen, die in den vergangenen Wochen zahlreiche Chemiekonzerne zu drastischen Prognosekürzungen veranlasst hatten, gingen auch an Brenntag nicht spurlos vorbei. Der Konzernumsatz ging Berichtsquartal um 16% auf 4,3 Mrd. Euro zurück. Während das Segment Essentials, in dem das Massengeschäft gebündelt ist, mit einem Erlösrückgang um 5% und einem Ergebnisminus von 10% noch glimpflich davonkam, gaben die Erlöse im Segment Specialties um fast 19% nach. Zugleich brach das operative Ergebnis im Berichtsquartal um ein Drittel ein. Der Mittelzufluss kletterte dagegen im Berichtsquartal auf 432 (158) Mill. Euro.

Die im Vergleich zu kleineren Spezialanbietern schwächere Entwicklung von Brenntag Specialties hatte Anfang des Jahres Aktionärsaktivisten auf den Plan gerufen. Sie fordern eine Aufspaltung von Brenntag. Kohlpaintner versicherte erneut, die strategischen Optionen zu prüfen. Einzelheiten sollen auf dem Kapitalmarkttag am 5. Dezember vorgestellt werden. Entschieden ist bereits, dass Brenntag mit einer neuen Führungsstruktur an den Start geht, die den beiden Segmenten mehr Autonomie gibt.

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