Chemieindustrie

Brenntag verpasst sich neue Führungsstruktur

Mit einer neuen Führungsstruktur macht sich Brenntag daran, die beiden Geschäftsfelder stärker zu verselbstständigen. Die Entscheidung, ob der Konzern aufgespalten wird, fällt jedoch erst im Spätherbst.

Brenntag verpasst sich neue Führungsstruktur

Brenntag verpasst sich neue Führungsstruktur

Vorstand verkleinert – Entscheidung über Aufspaltung im Spätherbst

ab Düsseldorf

Nach erfolgreicher Abwehr der Attacke des Aktionärsaktivisten Primestone unternimmt Brenntag weitere Schritte zur Verselbständigung der beiden Divisionen Essentials und Specialties. Im Rahmen der „Strategy to Win“ werde zum Jahreswechsel eine neue Führungsstruktur eingeführt, teilte der weltgrößte Chemiedistributeur mit. Damit Hand in Hand geht die Verkleinerung des Vorstands auf vier Köpfe. Neben Vorstandschef Christian Kohlpaintner und CFO Kristin Neumann werden zwei divisionale CEOs installiert. Michael Friede, der erst im April zu Brenntag stieß und im Vorstand als Chief Operating Officer für das Spezialitätengeschäft zuständig ist, steigt zum 1. August zum CEO Specialties auf. Für die Industriechemikalien (Essentials) zeichnet künftig Ewout van Jarwaarde verantwortlich. Er gehört dem Vorstand seit 2021 an und fungierte als Chief Transformation Officer. Diese Funktion wird es nicht mehr geben. In seiner neuen Rolle folgt van Jarwaarde auf Steven Terwindt, der sich nach mehr als 25 Jahren bei Brenntag gegen eine Verlängerung seines im Juli auslaufenden Vertrags entschieden habe.

Der Aufstieg zu CEOs der Divisionen soll den Aufbruch in eine neue Zeit markieren, werden die Divisionschefs doch künftig divisionale Executive Committes um sich scharen. „Brenntag ist nun an einem Punkt in der Transformation angekommen, an dem es vorrangig um die Umsetzung der Strategie entlang unseres klar definierten Plans geht“, sagt Kohlpaintner. Die konzeptionelle Arbeit sei abgeschlossen, jetzt gehe es in die Realisierungsphase. Dabei werde mehr Verantwortung in die Linie gegeben. Die Frage, ob am Ende der Verselbständigung der beiden Divisionen die Aufspaltung des Konzerns steht, wie es Primestone fordert, lässt Brenntag weiter offen. „Die Schlussfolgerungen zu den strategischen Optionen und dem zukünftigen Weg für Brenntag und unsere Divisionen werden wir auf dem Kapitalmarkttag im Spätherbst 2023 bekanntgeben“, wird Neumann zitiert.

Die Anpassungen des Geschäftsmodels will Neumann als „nächste Entwicklungsstufe in unserem mehrjährigen Transformationsprogramm“ verstanden wissen. Brenntag will sich mit Blick auf die künftige Aufstellung sämtliche Optionen ergebnisoffen anschauen. Selbst wenn sich Brenntag zur Aufspaltung entschließen sollte, werde das einige Zeit, die Rede ist von ein bis zwei Jahren und nicht von Monaten, in Anspruch nehmen. Es gebe aber auch andere Varianten wie beispielsweise den Umbau des Konzerns zu einer schlanken Holding, unter deren Dach die beiden Divisionen angesiedelt sind.

Im Zuge der neuen Führungsstruktur werden Funktionen von der Konzern- auf die Divisionsebene verlagert. Ein Beispiel dafür ist der Personalbereich, sollen doch beide Divisionen eine eigene Personalabteilung bekommen, die sich mit den alltäglichen Personalthemen auseinandersetzt. Themen wie die Talententwicklung oder die Besetzung der Top-Führungspositionen bleiben dagegen in der Richtlinienkompetenz des Konzerns.

Kohlpaintner will den Konzernumbau vor allem als Anpassung an das veränderte Geschäftsumfeld verstanden wissen. Dabei kommt es in der Division Specialties, deren vergleichsweise schwache Entwicklung Aktionärsaktivisten auf den Plan gerufen hatte, zu weitreichenden Veränderungen. Denn die Division wird in die Geschäftseinheiten Life Science und Material Science untergliedert. Bislang hatte Specialties wie Essentials nach Regionen berichtet. Künftig sollen die Geschäftseinheiten global auftreten und gesteuert werden. Bei Brenntag Essentials liegt der Schwerpunkt dagegen auf der Optimierung „der letzten Meile“ zum Kunden. „Brenntag Essentials wird sein Netzwerk und Produktportfolio weiter optimieren und erweitern, um die führende Marktposition auszubauen“, heißt es.

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